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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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den Flur zu meinem Arbeitszimmer ging, fragte ich mich, weshalb ich mir überhaupt die Mühe machte, ihm immer wieder mit derselben Leier zu kommen. Ich kannte sein Verhalten fast so gut wie mei n eigenes, und die Vorstellung, er könnte sich auch nur um einen Deut anders verhalten, als er es jetzt tat, war ebenso unsinnig wie die, ich könnte einem anderen Gerichtsmediziner den Warrenton-Fall überlassen, bloß weil es mein Vorrecht war, es in dieser Lebensphase etwas ruhiger angehen zu lassen.
    Ich schaltete das Licht in meinem geräumigen, holzgetäfelten Arbeitszimmer an und zog die Rouleaus hoch, um das Morgenlicht hereinzulassen. Mein Arbeitsbereich schloss unmittelbar an mein Schlafzimmer an, und nicht einmal meine Haushälterin wusste, dass sämtliche Fensterscheiben in meiner privaten Bleibe kugelsicher waren wie die in meinem Büro in der Stadt. Es waren nicht nur die Carries dieser Welt, die mir Sorgen machten. Leider gab es unzählige verurteilte Mörder, die mir die Schuld an ihrer Verurteilung gaben, und die meisten davon blieben nicht für immer eingesperrt. Ich hatte mehr als genug Briefe von Gewalttätern erhalten, die mir versprachen, mir einen Besuch abzustatten, wenn sie rauskämen. Ihnen gefiele mein Äußeres oder meine Art zu reden oder mich zu kleiden. Dazu wollten sie gern ihr Scherflein beitragen.
    Die niederschmetternde Wahrheit war jedoch, dass man kein Kommissar oder Profiler oder Gerichtsmediziner zu sein brauchte, um ein potenzielles Ziel von Überfällen zu werden. Die meisten Opfer waren ungeschützt. Sie saßen in ihrem Auto oder kamen vom Einkaufen nach Hause oder überquerten einen Parkplatz - sie waren, wie es so schön heißt, einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich loggte mich in America Online ein und fand Lucys ATF-Datensammlung in meiner Mailbox. Ich gab den Druckbefehl ein und kehrte in die Küche zurück, um mir noch Kaffee zu holen.
    Marino kam herein, als ich erwog, mir etwas zu essen z u machen. Er war angezogen, das Hemd hing ihm aus der Hose, und sein Gesicht war schmutzig von Bartstoppeln.
    »Ich bin weg«, sagte er gähnend.
    »Möchten Sie Kaffee?«
    »Nö. Ich halte unterwegs irgendwo, wahrscheinlich am Liberty Valance«, sagte er, als hätten wir noch nie ein Wort über seine Ernähungsgewohnheiten verloren.
    »Danke, dass Sie dageblieben sind«, sagte ich.
    »Keine Ursache.«
    Er winkte mir im Hinausgehen zu, und ich schaltete die Alarmanlage wieder ein. In mein Arbeitszimmer zurückgekehrt, fand ich den unaufhörlich wachsenden Papierstoß reichlich entmutigend. Nach fünfhundert Seiten musste ich das Papierfach des Druckers auffüllen, danach lief er noch weitere dreißig Minuten. Die Information umfasste die erwarteten Namen, Daten, Ortsangaben und Berichte der Ermittlungsbeamten. Zusätzlich gab es Zeichnungen der Brandschauplätze und Laborbefunde, und bei manchen Fällen waren Fotos eingescannt. Ich wusste, es würde mich mindestens den ganzen Tag kosten, mich durch diesen Stapel zu fressen. Schon jetzt konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass es sich hierbei möglicherweise um eine Schnapsidee handelte, die sich als Zeitverschwendung erweisen würde.
    Kaum war ich mehr als ein Dutzend Fälle durchgegangen, als die Türglocke mich aufschrecken ließ. Ich erwartete niemanden, und in meinem entlegenen, abgeschotteten Viertel bekam ich fast niemals unangekündigten Besuch. Ich vermutete, dass es eins der Kinder aus der Nachbarschaft wäre, das Tombolalose oder Süßigkeiten verkaufte oder Abonnenten für Zeitschriften warb, doch als ich auf den Monitor meiner Videoanlage blickte, sah ich zu meinem Erstaunen Kenneth Sparkes vo r meiner Tür stehen.
    »Kenneth?«, sagte ich in die Sprechanlage, und es war meiner Stimme deutlich anzumerken, wie überrascht ich war.
    »Dr. Scarpetta, entschuldigen Sie bitte«, sagte er und hob den Blick in die Kamera, »aber ich muss Sie wirklich sprechen.«
    »Ich bin sofort da.«
    Ich eilte durchs Haus und öffnete die Eingangstür. Sparkes sah abgekämpft aus in seinen zerknitterten Khakihosen und dem verschwitzten, grünen Polohemd. Er trug ein Handy und einen Pager am Gürtel und unter dem Arm eine Reißverschlussmappe aus Krokodilleder.
    »Bitte kommen Sie rein«, sagte ich.
    »Ich kenne die meisten Ihrer Nachbarn«, sagte er. »Falls Sie sich wundern, wie ich am Pförtner vorbeigekommen bin.«
    »Ich habe Kaffee fertig.«
    Der Duft seines Eau de Cologne streifte mich, als wir die Küche betraten.
    »Also

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