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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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noch mal, ich hoffe, Sie verübeln mir nicht, dass ich hier einfach so reinschneie«, sagte er, und seine Besorgnis schien echt. »Ich weiß einfach nicht, mit wem ich sonst reden sollte, Dr. Scarpetta, und ich hatte Angst, dass Sie ablehnen würden, falls ich Sie vorher gefragt hätte.«
    »Das hätte ich wahrscheinlich getan.«
    Ich holte zwei Becher aus einem Wandschrank.
    »Wie möchten Sie Ihren Kaffee?«
    »So wie er aus der Kanne kommt«, sagte er.
    »Möchten Sie einen Toast oder irgendetwas?«
    »Oh, nein. Aber vielen Dank.«
    Wir setzten uns an den Tisch vor dem Fenster, und ich öffnete die Tür nach draußen, weil mein Haus mir auf einmal zu warm und beengt vorkam. Zweifel packten mich, als mir plötzlich wieder einfiel, dass Sparkes ein Mordverdächtiger und ich selbst tief in diesen Fall verwickelt war, und nun saß ich an einem Samstagvormittag mit ihm in meinem Haus. Er legte die Mappe auf den Tisch und zog den Reißverschluss auf.
    »Sie wissen sicher über alles Bescheid, was im Zusammenhang mit einer Ermittlung steht.«
    »Ich weiß eigentlich nie alles über irgendwas.«
    Ich trank von meinem Kaffee.
    »Ich bin nicht naiv, Kenneth«, sagte ich. »Beispielsweise weiß ich, dass Sie, wenn Sie nicht so viel Einfluss hätten, nicht in mein Viertel hineingekommen wären und jetzt nicht hier säßen.«
    Er zog einen braunen Umschlag aus der Mappe und schleuderte ihn mir über den Tisch zu.
    »Fotos«, sagte er leise. »Von Claire.«
    Ich zögerte.
    »Ich habe die letzten Nächte in meinem Haus am Meer verbracht«, fuhr er mit seiner Erklärung fort.
    »In Wrightsville Beach?«
    »Ja. Und da ist mir wieder eingefallen, dass ich diese Fotos in der Schublade eines Aktenschranks liegen hatte. Ich hatte sie nicht mehr angeschaut, ja, nicht einmal mehr an sie gedacht, seit wir uns getrennt haben. Sie stammen von irgendeinem Fototermin. An die Einzelheiten erinnere ich mich nicht, doch sie hat mir die Abzüge gegeben, als wir uns gerade erst kennen gelernt hatten. Ich glaube, ich habe Ihnen erzählt, dass sie ein bisschen als Fotomodel l gearbeitet hat.«
    Ich zog die Aufnahmen aus dem Umschlag. Es waren etwa zwanzig 18x24-Abzüge, und das oberste war beeindruckend. Es stimmte, was Sparkes mir auf der Hootowl-Farm gesagt hatte. Claire Rawleys Äußeres war einfach umwerfend. Ihr Haar reichte bis zum halben Rücken, es war vollkommen glatt und schien aus Gold gesponnen, wie sie da in Laufshorts und einem knappen T-Shirt, das kaum ihre Brüste bedeckte, am Strand stand. Am rechten Handgelenk trug sie etwas, das wie eine große Taucheruhr aussah, mit Plastikarmband und orangefarbenem Zifferblatt. Claire Rawley sah aus wie eine nordische Göttin; ihre Gesichtszüge waren sehr ausgeprägt und dabei fein geschnitten, der gebräunte Körper war athletisch und sinnlich zugleich. Hinter ihr lag ein gelbes Surfbrett im Sand, und im Hintergrund funkelte der Ozean.
    Andere Aufnahmen waren an ähnlich fotogenen Schauplätzen aufgenommen. Auf manchen saß sie auf der Veranda eines heruntergekommenen romantischen Südstaatenherrenhauses oder auf einer Steinbank auf einem zugewucherten Friedhof oder in einem Garten, oder sie gab die Frau, die mit anpackte und auf einem der Kutter von Wilmington von wettergegerbten Fischern umgeben war. Einige Posen waren eher anzüglich und unnatürlich, doch das änderte auch nichts: Auf allen Fotos war Claire Rawley ein Kunstwerk der Natur, ein vollendetes Geschöpf, aus dessen Augen allerdings eine unvorstellbare Traurigkeit blickte.
    »Ich wusste nicht, ob diese Fotos Ihnen irgendwie nützlich sein könnten«, sagte Sparkes nach langem Schweigen. »Schließlich weiß ich ja nicht, was Sie gesehen haben, ich meine, was . Na ja.«
    Er klopfte nervös mit dem Zeigefinger auf den Tisch.
    »In Fällen wie diesen«, erklärte ich ihm ruhig, »ist eine visuelle Identifizierung schlicht nicht möglich. Doch man weiß nie, wann etwas wie diese Fotos hilfreich sein könnte. Zumindest lässt nichts an diesen Aufnahmen darauf schließen, dass die Tote nicht Claire Rawley ist.«
    Ich überflog die Fotos erneut, für den Fall, dass ich irgendwelchen Schmuck übersehen hätte.
    »Sie trägt eine interessante Uhr«, sagte ich beim Durchsehen. Er lächelte und starrte gedankenverloren. Dann seufzte er.
    »Die habe ich ihr geschenkt. Eine von diesen trendigen Sportarmbanduhren, die bei Surfern sehr beliebt sind. Sie hatte irgend so einen ausgefallenen Namen. Animal? Könnte das hinkommen?«
    »Könnte

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