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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wunderte ich mich darüber, dass Männer sich, anders als Frauen, nicht für ihr Fett genierten. Auf meine Art achtete ich sehr auf meine Figur, und wenn meine Kleider um die Taille eng zu werden begannen, beeinträchtigte das ganz allgemein mein Wohlbefinden und meine Libido.
    »Sie können noch ein paar Minuten schlafen«, sagte ich zu ihm. Ich hob die Decke auf und breitete sie über ihn. Er fing sofort wieder zu schnarchen an wie ein verwundetes Wildschwein, und ich ging in die Küche und rief Benton in seinem New Yorker Hotel an.
    »Hoffentlich habe ich dich nicht geweckt«, sagte ich.
    »Genau gesagt, wollte ich gerade aufbrechen. Wie geht' s dir?«
    Er klang herzlich, aber unaufmerksam.
    »Es ginge mir besser, wenn du hier wärst und sie hinter Schloss und Riegel säße.«
    »Das Problem ist, ich kenne ihr Verhaltensmuster, und sie weiß, dass ich es kenne. Sodass ich es ebenso gut auch gar nicht zu kennen brauchte, verstehst du, was ich meine?«, sagte er in dem beherrschten Ton, der bedeutete, dass er wütend war. »Letzte Nacht haben eine ganze Reihe von uns sich als Obdachlose verkleidet und sind in der Bowery in die U-Bahn-Schächte runtergegangen. Eine reizende Art, seinen Abend zu verbringen, wenn ich das hinzufügen darf. Wir haben noch einmal die Stelle besichtigt, wo Gault getötet worden ist.«
    Benton achtete stets darauf zu sagen: Wo Gault getötet worden ist und nicht: Wo du Gault getötet hast.
    »Ich bin davon überzeugt, dass sie dorthin zurückgekehr t ist und es wieder tun wird«, fuhr er fort. »Und nicht, weil sie ihn vermisst, sondern weil jede Erinnerung an die Gewaltverbrechen, die sie gemeinsam begangen haben, sie erregt. Der Gedanke an sein Blut erregt sie. Für sie ist das ein sexueller Kitzel, ein Machtrausch, auf den sie süchtig ist, und du und ich, wir wissen beide, was das heißt, Kay. Sie wird bald einen Schuss brauchen, wenn sie nicht bereits einen gehabt hat, von dem wir nur noch nichts mitgekriegt haben. Tut mir Leid, wenn ich so ein Schwarzmaler bin, doch ich hab so ein Gefühl, dass wir von ihr diesmal weit Schlimmeres zu erwarten haben als letztes Mal.«
    »Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, was es Schlimmeres geben könnte«, sagte ich, meinte es jedoch nicht wirklich. Jedes Mal, wenn ich geglaubt hatte, schlimmer könnten Menschen nicht werden, taten sie genau das. Vielleicht war es nur, dass das primitive Böse in einer zivilisierten Gesellschaft, deren hoch entwickelte Mitglieder zum Mars flogen und über das Cyberspace miteinander kommunizierten, umso schockierender wirkte.
    »Und bislang keine Spur von ihr«, sagte ich. »Nicht mal andeutungsweise.«
    »Wir haben Hunderte von Fährten, die nirgendwohin führen. Das New Yorker Police Department hat, wie du weißt, ein Sonderkommando gebildet, und es gibt eine Kommandozentrale, die rund um die Uhr besetzt ist.«
    »Wie lange wirst du noch dort bleiben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Na, ich bin überzeugt, wenn sie noch in der Gegend ist, dann weiß sie verdammt genau, wo du dich aufhältst. Im New York Athletic Club beispielsweise, wo du immer hingehst. Nur zwei Häuser von dort, wo sie und Gault damals das Zimmer hatten.«
    Ich regte mich schon wieder auf: »Ich nehme an, dass es der Einfall des Bureau war, dich in einen Haifischkäfig zu stecken und zu warten, dass sie dich holen kommt.«
    »Ein guter Vergleich«, sagte er. »Hoffen wir, dass es funktioniert.«
    »Und was wenn?«, sagte ich, während die Angst mir in die Adern kroch und mich noch wütender machte. »Ich wünschte, du würdest heimkommen und das FBI seine Arbeit machen lassen. Ich kann das einfach nicht fassen -du quittierst den Dienst, und ehe du dich's versiehst, sind die da und wollen dich als Köder benutzen ...«
    »Kay ...«
    »Wie kannst du das zulassen .«
    »So ist es nicht. Es ist meine Wahl, mein Job, den ich zu Ende bringen muss. Sie war von Anfang an mein Fall, und in meinen Augen ist sie es noch. Ich kann mich nicht am Strand entspannen, wenn ich weiß, dass sie frei herumläuft und wieder töten wird. Wie kann ich einfach wegsehen, wenn du, Lucy, Marino - wenn wir alle höchstwahrscheinlich in Gefahr sind?«
    »Benton, jetzt werd aber nicht zum Captain Ahab, ja? Lass das nicht zur Besessenheit werden. Bitte.«
    Er lachte.
    »Du sollst mich ernst nehmen, verdammt noch mal.«
    »Ich verspreche, mich von weißen Walen fern zu halten.«
    »Du bist doch bereits wie der Teufel hinter einem her!« »Ich liebe dich, Kay.«
    Während ich durch

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