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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sein, dass meine Nichte so eine gehabt hat«, erinnerte ich mich. »Relativ preiswert? Achtzig, neunzi g Dollar?«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich bezahlt habe. Aber ich habe sie in dem Surfshop gekauft, wo sie sich gern aufgehalten hat. Sweetwater Surf Shop an der South Lumina, wo Vito's, Reddog's und Buddy's Crab sind. Sie wohnte mit ein paar anderen Frauen dort in der Nähe. Ein altes, nicht gerade schönes Apartmenthaus in der Stone Street.«
    Ich schrieb mir das auf.
    »Immerhin lag es am Wasser. Und dort wollte sie sein.«
    »Und wie steht's mit Schmuck? Erinnern Sie sich, ob sie irgendetwas Ungewöhnliches getragen hat?«
    Er musste nachdenken.
    »Vielleicht ein Armband?«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    »Ihre Schlüsselkette?« Er schüttelte den Kopf.
    »Einen Ring, trug sie den?«, fragte ich dann.
    »Sie trug so modische Dinger ab und zu. Sie wissen schon - diese silbernen, die nicht viel kosten.«
    »Wie steht's mit einem Platinring?«
    Er zögerte, sichtlich verunsichert.
    »Platin, sagen Sie?«
    »Ja, und außerdem ziemlich groß.«
    Ich starrte seine Hände an.
    »Er könnte Ihnen sogar passen.«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah zur Decke auf.
    »Mein Gott«, sagte er. »Sie muss ihn sich genommen haben. Ich besitze einen schlichten Platinring, den ich immer getragen habe, als Claire und ich zusammen waren. Sie hat immer gescherzt, ich wollte damit wohl kundtun, dass ich mit mir selbst verheiratet sei.«
    »Sie hat ihn aus Ihrem Schlafzimmer entwendet?«
    »Aus einem Lederkästchen. Muß sie wohl.«
    »Wissen Sie sonst noch von irgendetwas, das im Haus fehlt?«, fragte ich dann.
    »Ein Stück aus meiner Waffensammlung ist nicht aufgefunden worden. Den ganzen Rest hat das ATF entdeckt. Natürlich sind sie alle hinüber.«
    »Was für eine Waffe ist das?«
    »Eine Calico.«
    »Hoffentlich ist die jetzt nicht irgendwo auf der Straße unterwegs«, sagte ich besorgt.
    Eine Calico war eine besonders gemeine Maschinenpistole, die einer Uzi ziemlich ähnlich sah und oben ein großes Magazin angebracht hatte. Eine NeunMillimeter, die hundert Schuss abfeuern konnte.
    »Das müssen Sie alles der Polizei melden, dem ATF«, erklärte ich ihm.
    »Einiges davon habe ich bereits gemeldet.«
    »Nicht nur einiges. Alles, Kenneth.«
    »Verstehe«, sagte er. »Und ich werde es auch tun. Doch ich möchte wissen, ob sie es ist, Dr. Scarpetta. Bitte verstehen Sie doch, dass ich im Augenblick wenig Sinn für andere Dinge habe. Ich will Ihnen gestehen, dass ich auch in dem Haus angerufen habe, wo sie gewohnt hat. Seit über einer Woche hat keine ihrer Mitbewohnerinnen sie mehr gesehen. Das letzte Mal, dass sie in ihrer Wohnung übernachtet hat, war am Freitag vor dem Feuer, am Tag zuvor, mit anderen Worten. Die junge Dame, mit der ich gesprochen habe, hat gesagt, Claire habe zerstreut und niedergeschlagen gewirkt, als sie einander in der Küche kurz begegnet waren. Sie habe kein Wort davon gesagt, dass sie die Stadt verlassen wollte.«
    »Ich sehe, Sie sind ein rühriger Ermittler«, sagte ich.
    »Wären Sie das an meiner Stelle nicht auch?«
    »Doch.«
    Unsere Blicke trafen sich, und ich sah seine Qual. Winzige Schweißtropfen zogen sich an seinem Haaransatz entlang, und er sprach, als habe er einen trockenen Mund.
    »Um noch mal auf die Fotos zurückzukommen«, sagte ich, »warum genau sind diese Aufnahmen gemacht worden? Fotomodell für wen? Wissen Sie das?«
    »Irgendetwas, das mit dem Ort zu tun hatte, wie ich mich vage erinnere«, sagte er und blickte starr an mir vorbei aus dem Fenster. »Ich glaube, sie hat gesagt, es wäre so ein Ding von der Handelskammer, irgendwas, um für den Badeort zu werben.«
    »Und aus welchem Grund hat sie Ihnen die all e geschenkt?«
    Ich sah weiter langsam die Fotos durch.
    »Nur weil sie Sie mochte? Vielleicht wollte sie Sie ja beeindrucken?«
    Er lachte bitter.
    »Ich wollte, das wären die einzigen Gründe gewesen«, erwiderte er. »Sie wusste, dass ich Beziehungen hatte, Leute in der Filmindustrie kannte und so weiter. Ich möchte, dass Sie diese Fotos nicht aus der Hand geben.«
    »Dann hat sie sich also erhofft, dass Sie ihr bei ihrer Karriere helfen würden«, sagte ich und blickte zu ihm empor.
    »Natürlich.«
    »Und haben Sie?«
    »Dr. Scarpetta, es ist eine schlichte Tatsache, dass ich mir zweimal überlegen muss, wen oder was ich fördere«, sagte er aufrichtig. »Und es hätte sich nicht sehr gut gemacht, wenn ich Fotos von meiner jungen, weißen Geliebten

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