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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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so weh, daß ich schließlich keuchend aufgab, mit nur ein paar Teelöffeln Käse als Lohn für meine Mühe. Die rechte Handfläche schmerzte so heftig, daß ich befürchtete, ich könne mir durch den Verband hindurch beim Reiben den Schorf abgerissen haben.
    Ich trug den Teller mit der linken Hand ins Wohnzimmer. Nachdem ich mich gezwungen hatte, mehrere Bissen zu essen, lehnte ich mich im Sessel zurück und dachte an meine Tante. Elena war weggelaufen, als sie von Cerises Tod erfahren hatte. Es war möglich, daß jemand anders ihr angst gemacht hatte – ich wußte nicht viel über ihren Alltag. Bei ihrem Charakter war es durchaus möglich, daß sie auf den einen oder anderen Zeh getreten worden war.
    Aber ich mußte irgendwo anfangen. Ihre Flucht in Zusammenhang mit Cerises Tod zu bringen, ergab durchaus Sinn. Um sie aus einem sicheren Quartier zu vertreiben, mußte starker Druck nötig gewesen sein. Seit sie den Bungalow in Norwood Park verloren hatte, lebte sie mehr schlecht als recht von dem, was der angelegte Rest der Verkaufssumme abwarf. Auch wenn das Windsor Arms ein trostloser Schuppen war, sie hatte zuviel Erfahrung mit dem Leben von der Hand in den Mund, als daß sie ihm leichtfertig den Rücken gekehrt hätte.
    Sie und Cerise hatten gemeinsam irgendeinen Plan ausgeheckt. Als ich Elena sagte, Cerise sei tot, hatte sie hinterhältig und unsicher gewirkt. Sie war also allein zu ihrem Opfer gegangen. Auch das ergab Sinn – zwischen meinem Bericht über Cerise und Elenas Verschwinden waren vierzehn Stunden verstrichen. Sie hatte Zeit gehabt, mit ihrer Zielperson zu sprechen und herauszufinden …
    Meine Gedanken schweiften in eine andere Richtung. Hatte sie herausgefunden, daß Cerise ermordet worden war? War das möglich? Aber was sonst hätte sie so erschrecken können, daß sie weggelaufen war? Jemand, der sagte: Schau, was wir mit deiner Freundin gemacht haben, das könnte dir auch passieren. Wir schütten dich mit einem Liter Whisky zu, und dann stirbst du an Unterkühlung an der Navy Pier, und niemand denkt sich etwas dabei.
    Ich rieb mir den schmerzenden Kopf. Märchen, Victoria. Du brauchst Tatsachen. Stell dir für den Anfang einfach mal vor, daß Cerise und Elena einen Tiger am Schwanz gepackt hatten. Um herauszufinden, was für ein Tiger das war, mußte ich Elena zum Reden bringen. Oder Zerlina Ramsay – es war möglich, daß sich Cerise ihrer Mutter anvertraut hatte.
    Meine Telefonbücher lagen unter einem Notenstapel begraben; ich hatte in letzter Zeit häufiger gesungen als Nummern nachgeschlagen. In der Christiana Avenue waren keine Armbrusters eingetragen. Ich rief die Auskunft an, um mich zu vergewissern. Ich mußte also noch einmal nach Lawndale fahren. Ich knirschte mit den Zähnen bei der Vorfreude auf dieses Vergnügen. Und danach mußte ich herausfinden, wo jeder einzelne auf der Liste meiner verärgerten Kunden Mittwoch nacht gewesen war. Falls jedoch Ralph MacDonald oder Rosalyns Vettern versucht hatten, mich zu verbrennen, hatten sie vermutlich jemand anders dafür angeheuert. Trotzdem würde es sich lohnen herauszufinden, wo sie gewesen waren. Das war nicht unbedingt eine Aufgabe für eine Rekonvaleszentin. Vielleicht konnte ich bis zum Sonntag warten, ehe ich damit anfing.
    Meine Augen waren zu empfindlich zum Fernsehen oder Lesen. Für alles andere tat mein Körper zu weh. Nachdem ich mich gezwungen hatte, den Teller Fettucini leer zu essen, kroch ich wieder ins Bett. Lotty krönte diesen herrlichen Tag, indem sie um halb neun anrief, um herauszufinden, ob ich noch lebte.
    »Mir geht’s ganz gut«, sagte ich vorsichtig. Wenn ich ihr gesagt hätte, daß ich höllische Schmerzen hatte, hätte ich mir nur eine Lektion über meine gerechte Strafe eingehandelt.
    »Mez hat mir gesagt, daß du heute entlassen worden bist. Er meinte, du seist noch nicht soweit gewesen, aber ich habe ihm versichert, daß du eine eiserne Konstitution hast und nächste Woche wieder in der Lage bist, etwas Lebensgefährliches zu unternehmen.«
    »Danke, Lotty.« Ich legte mich im Dunkeln zurück, den Hörer auf ein Kissen neben meinem Mund gestützt. »Ich kann mir vorstellen, wie laut du jubelst, wenn ich Leuten in Not, die zu mir kommen, den Rücken zudrehe. Und wenn ich allen Risiken auswiche – zu Hause bliebe und mir die Seifenopern anschaute und so –, dann würdest du dich vor Begeisterung gar nicht mehr einkriegen.«
    »Du glaubst nicht, daß du einen Mittelweg zwischen dem Nichtstun und

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