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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Hörweite waren. »So eine Art Großvater?«
    »Nur mein Nachbar im Erdgeschoß. Er ist pensioniert, und ich bin sein Hobby.«
    »Warum bringt ihn so auf, daß du zum Essen ausgehst?«
    »Es geht nicht um das Frühstück, es geht darum, daß ich mit dir frühstücken gehe. Wenn er zwanzig Jahre jünger wäre, würde er jeden Kerl niederschlagen, der mich besucht. Er ist lästig, aber im Grunde hat er ein so gutes Herz, daß ich es nicht fertigbringe, ihn abzuwimmeln.«
    Die vier Blocks zum Belmont Diner erschöpften mich völlig. Ich war nicht zum ersten Mal Rekonvaleszentin. Ich wußte, daß es am Anfang langsam geht und daß man dann ziemlich schnell wieder zu Kräften kommt, aber es war trotzdem frustrierend. Ich mußte mich dagegen wehren, daß die Anspannung in meinem Magen mir den Appetit verdarb.
    Die meisten Kellnerinnen in der Schnellgaststätte kennen mich – ich esse dort mindestens einmal pro Woche und manchmal öfter. Sie hatten alle von meinem Mißgeschick gelesen und versammelten sich um den Tisch, um zu erfahren, wie es mir gehe und wer der Glückliche sei, mit dem ich gekommen war. Barbara, in deren Revier ich war, scheuchte die anderen weg, als sie Saft und Brötchen offerierten. Als ich ein Käseomelett, Kartoffeln, Schinken, Toast und eine Schale Kompott mit Joghurt bestellte, schüttelte sie den Kopf.
    »Das können Sie bestimmt nicht alles essen, Vic – das ist das Doppelte von dem, was Sie sonst verdrücken, wenn Sie gerade acht Kilometer gelaufen sind.«
    Ich bestand darauf, aber sie behielt recht. Ich schaffte das halbe Omelett und die Kartoffeln, konnte aber am Obst nicht einmal mehr nippen. Mein Magen verkrampfte sich unbehaglich; ich hatte nur noch Lust auf ein Nickerchen, zwang mich aber, mit Robin ein kurzes Gespräch übers Geschäft zu führen.
    »Weißt du irgend etwas über den Brand im Prairie Shores Hotel? Welchen Brandbeschleuniger haben sie benutzt? War es genauso wie im Indiana Arms?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Sache im Indiana Arms war ausgeklügelter, weil das Gebäude bewohnt war. Es sieht danach aus, als ob sie eine Zündschnur im Zimmer des Nachtportiers gelegt hätten, nachdem sie ihn auf die Rennbahn gelockt hatten. Sie verbanden die Zündschnur mit einer Ladung Paraffin im Keller und einem Zeitzünder, damit sie nicht in der Nähe sein mußten. Bei dem Brand, in den du geraten bist, mußten sie nicht so vorsichtig sein – sie haben einfach Benzin in die Küche gekippt und vor die Kellertüren, dann haben sie es angezündet und sind abgehauen.« Er schaute mich ernst an. »Du hast Glück gehabt, V.I.
Verflucht
viel Glück.«
    »Das gehört dazu. Napoleon wollte Generale mit Kriegsglück, keine Theoretiker.« Es reizt mich, wenn ich darüber belehrt werde, daß ich mit knapper Not entkommen sei. Ich hatte tatsächlich Glück gehabt, aber alles Glück der Welt hätte mir nichts geholfen, wenn ich nicht außerdem körperlich und geistig in hervorragender Verfassung gewesen wäre. Warum zählte mein Geschick überhaupt nicht?
    »Ja, aber am Schluß ist er vernichtend geschlagen worden … Hast du irgendeine Ahnung, wer dir das angetan hat? Meine Geschäftsleitung macht sich Sorgen darüber, es könne etwas mit deinen Ermittlungen im Fall vom Indiana Arms zu tun haben – daß du über Informationen verfügst, die du uns vorenthalten hast.«
    Ich gab mir Mühe, nicht aus der Haut zu fahren. »Ich weiß nicht, wer es war. Es ist möglich, daß es etwas mit eurem Schadensfall zu tun hat. Aber der einzige Mensch, der mir das sagen könnte, liegt flach und kann nichts sagen. Falls ich solche Informationen hätte, wäre ich nicht so unprofessionell, sie für mich zu behalten.«
    Er zögerte, spielte mit dem Salzstreuer. »Ich frage mich nur – ich habe gestern mit meinem Chef gesprochen. Wir arbeiten mit vielen Ermittlern zusammen. Vielleicht sollten wir noch jemand auf den Fall Seligman ansetzen.«
    Ich saß steif in der Nische. »Mir ist schon klar, daß ich nicht die Ergebnisse gebracht habe, die ihr wollt, aber ich habe die Finanzen überprüft und die ganze Organisation ziemlich gründlich durchleuchtet. Wenn ihr wollt, daß jemand anders mit dem Nachtportier spricht oder Nachforschungen darüber anstellt, was Seligmans Kinder möglicherweise gemacht haben, dann ist das natürlich euer Bier.«
    »Es geht nicht um deine Kompetenz, Vic, aber – na ja, nach diesem Angriff auf dich fragt man sich einfach nach deinem Urteilsvermögen.«
    Ich versuchte, mich zu

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