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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einer Stunde mit dem Abschleppwagen hin, aber machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen.«
    Ich schnitt dem Telefon eine Grimasse. »Seien Sie ja nicht so fröhlich, Luke – dann kriegen Sie zu viel Endorphine, und Ihr Gehirn explodiert.«
    »Wenn Sie zu sehen bekämen, was ich jeden Tag sehe, wären Sie auch nicht mehr so munter.«
    Luke schaffte es immer, seine Werkstatt so darzustellen, als ob sie das Leichenschauhaus wäre. Ich sagte ihm, ich würde mit den Autoschlüsseln auf Jerry warten. Dann spülte ich rasch das Geschirr und machte das Bett. Ich hinterließ Lotty einen überschwenglichen Zettel und marschierte nach Hause.

41 Feuerwerkskörper
    Ich fühlte mich verpflichtet, bei Mr. Contreras hereinzuschauen und mich zu erkundigen, welche finsteren Machenschaften die Nacht gebracht hatte. Er war tief enttäuscht: Es war überhaupt nichts passiert. Peppy hatte ihn gegen drei Uhr morgens geweckt, als sie sich die Seele aus dem Leib bellte, aber es waren nur zwei Kerle gewesen, die auf der anderen Straßenseite in ein Auto stiegen.
    Ich beendete das Gespräch so schnell, wie es der Takt zuließ, stieg in den zweiten Stock hinauf. Niemand lag dort auf der Lauer. Ich rief eine kleine Mietwagenfirma in der Nähe an, um mir ein Auto zu besorgen. Sie hatten einen Tempo Baujahr 1984, keine Servolenkung, achtzigtausend Kilometer. Das klang nach einer Schrottmühle, kostete aber nur zwanzig Dollar am Tag, einschließlich Steuer, Gebühren, Bearbeitungstaxe und allem anderen, womit einen die großen Verleiherketten arm machen. Ich sagte, ich sei um eins da.
    Der lange Schlaf hatte in meinen empfindlichen Schultern Wunder gewirkt. Sie waren steif, aber der stechende Schmerz war weg. Während ich auf Jerry wartete, holte ich die Hanteln heraus und machte ein paar Übungen, um sie weiter zu lockern. Kurz vor eins schließlich hupte der knallgelbe Abschleppwagen vor dem Haus – ich hätte mich an die Relativitätstheorie erinnern müssen, die für Reparaturwerkstätten galt, und Lukes Schätzung, es dauere eine Stunde, mit drei malnehmen sollen.
    Ich konnte die Autoschlüssel nicht finden. Schließlich erinnerte ich mich daran, daß ich sie in den Rucksack gestopft hatte, wo sie gegen die Smith & Wesson gescheppert hatten. Ich griff nach dem Rucksack und angelte auf dem Weg die Treppe hinunter nach den Schlüsseln. Mr. Contreras steckte den Kopf zur Tür heraus.
    »Ich lasse nur mein Auto abschleppen«, sagte ich fröhlich und winkte zum Abschied. Manchmal war es einfacher, ihm alles zu sagen, als sich mit ihm herumzustreiten.
    Jerry war ein kleiner drahtiger Mann Ende Zwanzig. Er hatte einen eigenen Abschleppdienst, aber einen Vertrag mit Luke, so daß er meistens für dessen Werkstatt arbeitete. In seiner Freizeit spielte er mit ferngesteuerten Spielzeugautos. Wir unterhielten uns ein paar Minuten lang über ein tolles Rennen, das er am letzten Wochenende in Milwaukee gewonnen hatte.
    »Lassen Sie mich erst mal sehen, ob er heute morgen anspringt, Vic. Das spart Ihnen die Abschleppkosten.«
    »Das Auto ist tot, Jerry. Ich mußte mich gestern die letzten drei Blocks nach Hause schieben lassen.« Warum kann ein Autonarr nicht zugeben, daß eine Frau wenigstens weiß, ob ihr Auto anspringt oder nicht?«
    »Schön, dann kriegen wir es vielleicht wieder in Gang. Machen Sie die Kühlerhaube mal kurz auf, okay, Vic?«
    »Ja, schon gut.« Ich stiefelte verdrossen über die Straße und drehte an der Verriegelung der Motorhaube. Sie war locker, was mir merkwürdig vorkam. Ich überlegte, ob ich gestern abend, als ich versucht hatte, das Auto anzuschieben, versehentlich daran herumhantiert hatte.
    Jerry wendete den Abschleppwagen und hielt parallel neben dem Chevy. Er pfiff zwischen den Zähnen, holte Kabel aus dem Wagen und kam zu mir.
    Es lag an der lockeren Verriegelung, daß ich in den Motor schaute, ehe Jerry die Kabel anschloß. Immer noch pfeifend wollte er eben das erste mit der Batterie verbinden, als ich seinen Arm nach unten riß.
    »Weg damit vom Motor.«
    »Vic – was –« Er brach ab, als er die beiden Sprengstoffstäbe neben der Spule sah.
    »Scheiße, Vic, nichts wie weg.« Er sprach mit einer Ruhe, die sein kreidebleiches Gesicht Lügen strafte. Er packte mich am Arm und zerrte mich in den Abschleppwagen. Ehe ich die Tür zugemacht hatte, war er an der Kreuzung mit der Belmont Avenue.
    Ich zitterte so heftig, daß ich mir nicht sicher bin, ob ich mich überhaupt hätte rühren können, wenn er mich nicht

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