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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hat den Cognac nur für medizinische Notfälle im Haus. Heute abend lehnte ich ab – mein Magen erinnerte sich nur noch allzu gut an die Flasche Georges Goulet, die ich gestern niedergemacht hatte.
    Auf Lottys Herd köchelte ein Eintopf, irgendein Wiener Gericht, das sie nach ihren Kindheitserinnerungen rekonstruiert hatte. Er war herzhaft und einfach und brachte mir die Leibspeisen meiner Kindheit ins Gedächtnis zurück.
    »Du mußt gewußt haben, daß ich komme, als du das gekocht hast«, sagte ich dankbar und fischte die letzte Karotte vom Teller. »Genau das, was der Arzt mir verordnet hat.«
    »Danke, Liebes.« Lotty beugte sich herüber und gab mir einen Kuß. »Jetzt ein Bad, dann ins Bett. Du hast kratergroße schwarze Ringe unter den Augen.«
    Ehe ich zu Bett ging, schaute sie sich meine Hände an. Die Blasen waren etwas empfindlich, weil ich das Lenkrad des Chevy zu hart gepackt hatte, aber die Heilung schritt voran. Sie tat Salbe darauf und packte mich zwischen kühle duftende Laken. Mein letzter Gedanke war, daß Lavendelgeruch der Geruch der Heimat war.
    Als ich aufwachte, war es nach zehn. Die Sonne schmuggelte kleine Lichtstrahlen an den schweren purpurroten Vorhängen vorbei, die Streifen auf die Wände und den Boden malten. In der leeren Wohnung war nur das Summen des Weckers auf dem Nachttisch zu hören, ein auf seltsame Weise beruhigendes Geräusch.
    Ich zog mir das Sweatshirt über und stapfte in die Küche. Lotty hatte mir ein Glas Orangensaft hinterlassen und einen Zettel, der mich an den Kühlschrank verwies. Der lange Schlaf hatte einen Riesenappetit zur Folge. Ich kochte zwei Eier und aß sie mit einem Stapel Toast.
    Beim Essen versuchte ich, die perfekte Tigerfalle zu entwerfen, aber sobald ich an Ralph MacDonald, Furey und den Rest der Bande dachte, wurde ich zu nervös für Logik und Pläne.
    Hätte ich nur die leiseste Ahnung gehabt, wo ich Elena suchen sollte. Vielleicht hatte sie irgendwo Freunde, bei denen sie unterkriechen konnte, wenn sie auf dem Tiefpunkt war, wenn sie nicht mehr tiefer sinken konnte. Falls sie in einem anderen der leerstehenden Gebäude in der Near South Side untergeschlupft war, hatte Furey sie inzwischen gefunden.
    Ich stand unvermittelt auf. Vielleicht hatte er sie wirklich gefunden. Er hätte sie erschießen oder erwürgen können – ihre Leiche würde erst in etwa einem Jahr von den Räumtrupps gefunden werden.
    Ich ging ins Wohnzimmer, um zu telefonieren, und versuchte es wieder bei den Streeter Brothers. Die Streeter Brothers – Tim und Jim – leiten einen Wachdienst, den sie »Gib acht bei Nacht« getauft haben. Ich hatte sie schon eingeschaltet, wenn ich Beschattungsaufträge hatte, die ich allein nicht bewältigen konnte. Tim und Jim führen die Firma als Kollektiv mit einer Handvoll anderer Typen, die alle groß und kräftig und bärtig sind. Nebenher arbeiten sie als Möbelpacker, und die meisten, wenn nicht alle, verbringen ihre Freizeit damit, Kierkegaard und Heidegger zu lesen. Sie leisten achtbare Arbeit, aber sie machen mich nostalgisch, wenn ich daran denke, wie lang das alles her ist.
    Ich bekam Bob Kovacki an den Apparat, den ich ganz gut kannte, und erklärte ihm meine Lage. »Ich muß sie finden, ehe dieser wahnsinnige Polizist das schafft. Im Augenblick ist mir ganz schlecht bei der Vorstellung, daß er sie in einem der alten Gebäude auf der Near South Side aufgespürt haben könnte und ihre Leiche dort liegengelassen hat. Ich möchte gern, daß ihr Jungs erst mal dort nachschaut, dann können wir uns mit ihren alten Stammlokalen beschäftigen.«
    »Himmel, Vic, wir sind ziemlich ausgebucht.« Ich hörte, wie er mit den Fingern auf der Schreibtischplatte herumtrommelte. »Ich red mit Jim, krieg raus, ob wir was verschieben können. Bist du heute nachmittag zu erreichen?«
    »Vielleicht bin ich unterwegs, aber ich rufe meinen Auftragsdienst jede Stunde an. Schau mal, ich – na ja, ich muß es dir nicht erst buchstabieren. Es ist dringend. Ich weiß aber, daß ihr tut, was ihr könnt.«
    Wenn ich erst einmal einen Abschleppwagen für den Chevy bestellt hatte, würde ich mir einen Mietwagen nehmen und selbst zur Near South Side fahren. Ich rief meine Werkstatt an und beschrieb, was passiert war. Luke Edwards, mein Mechaniker, schnalzte düster mit der Zunge.
    »Das klingt gar nicht gut, Vic. Sie hätten mich anrufen sollen, als diese Knirschgeräusche angefangen haben. Vermutlich haben Sie das Getriebe ruiniert. Ich schicke Jerry in etwa

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