Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
daß Sie größer und stärker sind.«
    »Bobby Mallory schluckt von Ihnen eine Menge Scheiße, die ich mir nicht gefallen lassen muß, Warshawski. Halten Sie jetzt das Maul und reden nur noch, wenn Sie gefragt werden, sonst lasse ich Sie so schnell wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt einbuchten, daß sich Ihr selbstgefälliges Köpfchen dreht.«
    »Mannomann, Lieutenant, Sie haben zu viele Dirty-Harry-Filme gesehen.«
    Er riß so heftig an meinem Arm, daß er mir fast die Schulter ausgerenkt hätte, und zerrte mich zum Auto. Als er mich hineinstieß, drehte ich mich um und rief Mr. Contreras zu, er solle Lotty anrufen und sie nach dem Namen meines Anwalts fragen.
    In der Eleventh Street brachte Montgomery mich in ein kleines Verhörzimmer und wollte von mir wissen, woher ich das Dynamit hatte. Als mir dämmerte, daß er versuchte, mir zu unterstellen, ich hätte das eigene Auto in die Luft sprengen wollen, wurde ich so wütend, daß mir das Zimmer vor den Augen verschwamm.
    »Holen Sie einen Zeugen herein, Lieutenant«, brachte ich in einer Lautstärke heraus, die knapp unter dem Pegel des Schreiens lag. »Holen Sie einen Zeugen herein, der hört, was Sie sagen.«
    Er schluckte das triumphierende Lächeln so schnell, daß ich es fast nicht mitbekommen hätte. »Unser Fall ist wasserdicht, Warshawski. Sie waren im letzten Monat in zwei verdächtige Brände verwickelt. Wir halten Sie für sensationsgeil. Als Sie mit diesen Bränden nicht die erwünschte Aufmerksamkeit erregen konnten, haben Sie in Ihr Auto eine Bombe gelegt. Ich will nur wissen, wo Sie das Dynamit herhaben.«
    Ich wäre am liebsten hinter dem Tisch aufgesprungen, hätte ihn am langen Storchenhals gepackt und seinen Kopf gegen die Wand gehauen, aber ein Rest von Vernunft sagte mir, daß er hoffte, mich außer Fassung zu bringen. Ich schloß keuchend die Augen und versuchte, meinen Wutanfall niederzukämpfen – sobald ich mich gehenließ, hätte er mich wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt einsperren lassen.
    »Sie verstecken sich seit Jahren hinter Bobby Mallory, Warshawski. Es wird Zeit, daß Sie lernen, allein zu kämpfen.«
    Ich spürte gerade noch rechtzeitig, wie er auf mich zukam, und sprang vom Stuhl hoch. Der Schlag, der meinem Kopf gegolten hatte, traf mein Zwerchfell.
    »Ich nehme an, dieses Zimmer wird abgehört. Nehmen Sie bitte ins Protokoll auf, daß Lieutenant Montgomery eben eine Zeugin geschlagen hat«, rief ich.
    Er holte wieder mit der Faust nach mir aus. Ich rutschte vom Stuhl unter den Tisch. Montgomery ging auf alle viere, um mich darunter hervorzuziehen, beschimpfte mich schreiend, belegte mich mit Schimpfwörtern aus Pornostreifen. Ich wich ihm aus. Er legte sich flach auf den Bauch und packte nach meinem linken Knöchel. Ich rollte weg und kam auf der anderen Seite des Tisches auf die Beine. Als ich mich eben taumelnd aufrichtete, kam Officer Neely herein. Ihre professionelle Maske bekam Sprünge, als sie einen Lieutenant auf dem Bauch unter einem Verhörtisch herumkriechen sah.
    »Er hat eine Kontaktlinse verloren«, sagte ich hilfsbereit. »Wir haben beide unter dem Tisch danach gesucht, aber er hat meinen Knöchel mit seinen Augäpfeln verwechselt, deshalb habe ich gedacht, ich gehe ihm lieber aus dem Weg.«
    Neely sagte kein Wort. Als sich Montgomery ungeschickt aufgerappelt hatte, zeigte ihr Gesicht wieder die übliche gefaßte Starre. Sie sprach monoton: »Lieutenant Mallory hat erfahren, daß Sie diese Zeugin verhören, und möchte kurz mit ihr sprechen.«
    Montgomery starrte sie finster an, wütend darüber, daß er ertappt worden war, als er wie ein Vollidiot aussah. Sie tat mir leid; es war ein Dämpfer für ihre Karriere, daß sie Zeugin einer so üblen Situation gewesen war.
    »Ich glaube nicht, daß mir der Lieutenant hier noch irgend etwas zu sagen hat. Er hat sich ein Bild von den Fakten gemacht, ohne mir auch nur eine einzige Frage zu stellen. Gehen wir, Officer.« Leider war mein Mitgefühl mit ihr nicht groß genug, daß ich den Mund gehalten hätte.
    Ich öffnete die Tür des Verhörzimmers und ging den Gang entlang, ohne abzuwarten, was Officer Neely tun würde. Sie holte mich auf der Treppe ein. Ich hätte gern etwas Tröstliches, Schwesterliches über ihre zukünftige Polizeilaufbahn zu ihr gesagt, aber ich war zu aufgewühlt, als daß mir etwas Munteres eingefallen wäre. Sie schaute stur geradeaus, so daß ich nicht wissen konnte, ob sie verlegen war, angewidert oder schlicht und einfach

Weitere Kostenlose Bücher