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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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weggezogen hätte. Ich versuchte, das Zähneklappern so lange einzustellen, daß ich ihm wenigstens sagen konnte, er solle über Funk die Polizei rufen.
    »Wir können die Bombe nicht dort lassen, wo sie jeder Passant anfassen kann«, sagte ich durch zusammengebissene Kiefer. »Wir müssen die Bullen holen.«
    Sein Gesicht war immer noch so bleich, daß die braunen Augen schwarz wirkten, aber er hielt auf einem leeren Ladeplatz vor einem Haushaltswarengeschäft. »Ich will nicht wieder in die Nähe von diesem Ding. Ich hab eine Scheißangst vor Dynamit. Wer ist denn bloß so stocksauer auf Sie, Warshawski?«
    Als er 911 wählte, machte ich die Tür auf und kotzte Eier und Toast in einem sauberen kleinen Haufen auf den Straßenrand.
    Es war halb vier, bis ich mit den Bullen fertig war. Nachdem ein Streifenwagenteam einen raschen, ängstlichen Blick auf die Bombe geworfen hatte, erschien Roland Montgomery mit dem jungen Feuerwehrwhisky, den ich vor zwei Wochen kurz in seinem Büro gesehen hatte. Auch jetzt erfuhr ich nicht, wie der junge Mann eigentlich hieß.
    Montgomery forderte Sprengstoffexperten an. Sie kamen nach etwa einer halben Stunde in einem Vehikel an, das wie ein Mondfahrzeug aussah. In der Zwischenzeit raste ein weiteres halbes Dutzend Streifenwagen heran, um die Straße abzusperren. Ein paar Stunden lang war es hier aufregender zugegangen als sonst in einem ganzen Jahr, mit Polizeiabsperrungen und jeder Menge Typen in Raumanzügen, die mein Auto umringten. Alle Sender schickten Übertragungswagen, und Kinder, die eigentlich in der Schule hätten sein müssen, tauchten wie durch ein Wunder auf, um ihren Spielkameraden in den Vier-Uhr-Nachrichten zuzuwinken.
    Als Montgomery sah, daß die Fernsehteams kamen, stieg er aus dem Auto, in dem er Jerry und mich verhört hatte, und ging hinüber, um mit den Reportern zu sprechen. Ich schlenderte hin und schloß mich der Gruppe an. Das gefiel ihm so wenig, daß er versuchte, mir das Mikrofon zu entreißen, als ich erklären wollte, wie Jerry und ich die Bombe entdeckt hatten.
    »Wir haben den Medien noch nichts über diesen Sprengkörper mitzuteilen«, sagte der Lieutenant schroff.
    »Sie vielleicht nicht«– ich lächelte strahlend in die Kamera –, »aber mir gehört das Auto, und ich habe eine Menge dazu zu sagen. Ich glaube, mein Nachbar im Erdgeschoß hat gehört, wie die Bombe gegen drei Uhr heute morgen angebracht wurde.«
    Natürlich war das nach ihrem Geschmack, und sie wollten mehr. Montgomery konnte nichts dagegen unternehmen. »Eigentlich hat der Hund es gehört«, sagte ich. »Er muß sie an meinem Auto gesehen haben – vermutlich hat er deshalb gebellt. Sie können meinen Nachbarn danach fragen.«
    Ich gestikulierte heftig in Richtung von Mr. Contreras, der mit Peppy am Rand des Menschenauflaufs stand. Peppy sprang auf mich zu, während Mr. Contreras zu den eifrigen Reportern ging. Montgomery wich vor dem Hund zurück und verlangte, daß ich ihn wegschaffte.
    »Nicht abschießen, Lieutenant«, sagte ich. »Das kommt dann im ganzen Land in den Vier-Uhr-Nachrichten.«
    Hunde sind eine willkommene Bereicherung für jeden Filmbericht, noch dazu, wenn es sich um einen so schönen und heldenhaften Golden Retriever wie Peppy handelt. Während Montgomery einigermaßen zornig die Stirn runzelte, sagte ich den Reportern ihren Namen und brachte die Hündin dazu, daß sie Pfötchen gab. Das mochten die Teams.
    Ich streichelte dem Hund die Ohren und hörte zu, wie Mr. Contreras mit quälender Ausführlichkeit berichtete, was er gehört und gesehen hatte. Er erzählte außerdem, wie Peppy mir im letzten Winter das Leben gerettet hatte, als sie mich gefesselt und geknebelt mitten in einem Sumpf fand. Ich war froh, daß nicht ich es war, die sich das alles anhören mußte, um einen sendefähigen Satz zu finden.
    Als die Experten das Dynamit aus dem Auto entfernt und in einem versiegelten Spezialbehälter abtransportiert hatten, fuhren auch die Fernsehteams ab. Montgomerys Verhalten veränderte sich sofort. Er schickte Jerry weg und sagte mir, er bringe mich zu einem richtigen Gespräch aufs Revier. Als er mich grob am Arm packte, drehte eine Spur Sadismus in seinem Ausdruck mir den Magen um. Mr. Contreras legte besorgt die Hand auf seinen Arm, wollte wissen, was sie mit mir vorhatten. Montgomery schob den alten Mann so grob zurück, daß ich befürchtete, er werfe ihn um.
    »Nur keine Aufregung, Lieutenant, er ist achtundsiebzig. Sie brauchen nicht zu beweisen,

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