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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Wellington konnte Elena überall schlafen, jederzeit. Als ich die Küchentür aufmachte, hörte ich ihre Schnarchlaute, die aus dem Wohnzimmer drangen. Ich fing außerdem meinen Lieblingsgeruch auf, Zigarettenrauch. Cerise saß am Eßzimmertisch, starrte ins Leere und rauchte Kette.
    »Guten Morgen«, sagte ich so höflich, wie ich konnte. »Ich weiß, daß Sie sich ernste Sorgen um Ihr Baby machen, aber rauchen Sie bitte nicht.«
    Sie warf mir einen feindseligen Blick zu, drückte aber die Zigarette in der Untertasse aus, die sie benützt hatte. Ich trug die Untertasse in die Küche und versuchte, die Tabakflecken wegzuscheuern. Nach einer Weile kam Cerise mir nach und sackte am Küchentisch zusammen. Ich bot ihr Frühstück an, aber sie wollte nur Kaffee. Ich setzte Wasser auf und nahm die Bohnen aus dem Tiefkühlfach.
    »In welchem Stockwerk hat Ihre Mutter gewohnt?«
    Sie schaute mich verständnislos an und rieb sich die nackten Arme.
    »Im Indiana Arms. Vermutlich brauche ich diese Information, wenn jemand nach Katterina suchen soll.«
    »Fünfter Stock«, sagte sie nach einer weiteren langen Pause. »Fünfzweiundzwanzig. Es war schwer für sie, weil der Aufzug nicht funktionierte, aber sie konnte weiter unten nichts bekommen.«
    »Wann haben Sie das Baby zu Ihrer Mutter gebracht?«
    Sie starrte mich wieder an, aber dieses Mal kam es mir so vor, als läge eine Spur Berechnung in ihrem Blick. »Das war am Mittwoch. Bevor wir weggefahren sind.« Sie rieb sich wieder die Arme. »Es ist zu kalt hier drin. Ich muß rauchen.«
    Mir kam es warm vor, aber ich war angezogen; sie trug immer noch das überweite T-Shirt, das ich ihr geliehen hatte. Ich ging ins Schlafzimmer und holte eine Jacke. Sie zog sie an, rieb sich aber weiter die Arme.
    Ich mahlte die Bohnen und goß kochendes Wasser auf das Kaffeemehl. »Wann am Mittwoch?«
    »Wollen Sie behaupten, daß ich das Feuer gesehen habe und mein Baby nicht hätte dort lassen dürfen?« Ihr Ton war mürrisch, ihr Blick aber immer noch wachsam.
    Ich goß mehr Wasser auf den Kaffee und versuchte, etwas Mitgefühl aufzubringen. Ihr Baby war aller Wahrscheinlichkeit nach tot. Sie war bei einer Fremden, und noch dazu bei einer Weißen. Sie hatte Angst vor den Institutionen der Justiz und vor der Gesellschaft, und mir waren sie vertraut. In ihren Augen gehörte ich dazu. Sie wollte rauchen, und ich erlaubte es nicht.
    Daß ich das alles dachte, brachte mich nicht dazu, sie stürmisch in die Arme zu schließen, aber es half mir dabei, meine Ungeduld zu zügeln. »Jemand hat das Feuer gelegt«, sagte ich vorsichtig. »Jemand hat Ihre Mutter verletzt und möglicherweise auch Ihr Baby. Wenn Sie am Mittwochabend dort waren, haben Sie den Brandstifter vielleicht gesehen. Vielleicht hat er – oder sie oder mehrere – sich dort herumgetrieben. Falls Sie jemand gesehen haben, könnten wir der Polizei eine Beschreibung geben, etwas, was eine Ermittlung in Gang bringen könnte.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe niemand gesehen. Wir waren um drei am Nachmittag dort. Wir haben Katterina bei meiner Mama abgeliefert. Wir sind nach Wisconsin gefahren. Okay?«
    »Okay.« Ich schenkte ihr Kaffee ein. »Warum regen Sie sich über diese Fragen so auf?«
    Sie zitterte. Sie nahm den Becher mit beiden Händen, damit sie ihn ruhig halten konnte. »Sie tun, als ob ich was Böses getan hätte, als ob’s meine Schuld wäre, wenn mein Baby verletzt ist.«
    »Nein, Cerise, überhaupt nicht. Es tut mir wirklich leid, wenn es sich so anhört. So habe ich das überhaupt nicht gemeint.« Ich versuchte zu lächeln. »Ich bin Detektivin, das wissen Sie doch. Ich lebe davon, daß ich Fragen stelle. Das ist eine Gewohnheit, die man nicht so leicht los wird.«
    Sie senkte das Gesicht über den Kaffeebecher und gab keine Antwort. Ich gab es auf und ging ins Schlafzimmer. Das Bett war noch nicht gemacht. Meine Laufklamotten waren am Fußende auf den Boden gefallen, als ich nachts die Bettdecke weggestrampelt hatte. Ich sortierte die Joggingsachen und die Bettwäsche auseinander, stopfte die Klamotten in den Schrank und legte die Decke aufs Bett zurück. Das Zimmer war nicht gerade ein Anblick für
Schöner Wohnen,
aber für mehr Hausarbeit war ich nicht in Stimmung.
    Ich legte mich aufs Bett und versuchte, mich an den Namen des Mannes von der Versicherung zu erinnern, den ich am Donnerstag am Indiana Arms getroffen hatte. Es war ein Vogelname; das war mir deshalb aufgefallen, weil seine klaräugige

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