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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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wollen mir mein Baby wegnehmen, sagen, ich bin eine schlechte Mutter.« Sie begann zu weinen. Die langen roten Ohrringe hüpften auf ihren Schultern.
    »Na, na.« Elena legte ihr tröstend den Arm um die Schulter. »Deshalb brauchen wir dich, Vicki. Wir brauchen jemand, der weiß, wie man mit diesen ganzen Leuten reden muß, wie man das anpackt, ohne daß Cerise und Zerlina Ärger bekommen.«
    Es klang nicht danach, als ob viel Hoffnung bestünde, daß Katterina den Brand überlebt hatte. Aber hätte man dort ein Baby gefunden, die Zeitungen hätten es ausposaunt.
    »Tut mir leid«, sagte ich hilflos zu Cerise. »Das mit Katterina tut mir leid. Aber es ist wirklich am besten, wenn Sie zur Polizei und zum Jugendamt gehen – Sie sind die Mutter, Sie sind der einzige Mensch, der das Recht hat, Fragen zu stellen.«
    Sie weinte immer noch und schaute nicht zu mir auf. Ich versuchte zu erklären, daß es der Polizei egal sei, ob Zerlina ein Baby im Zimmer gehabt hatte, daß sie Zerlina nicht daran hindern könnte, sich ein Zimmer zu mieten, aber es ging über Cerise und Elena hinweg wie die Flut.
    Ich dachte an die Frau, mit der ich auf dem Wohnungsamt gesprochen hatte, an die Verzweiflung, die sie mit den anderen Menschen im Raum geteilt hatte, an die wenigen Zimmer und die vielen Menschen, die sie füllten. Wenn man derart hilflos war, mochte die Polizei zu einer weiteren bürokratischen Bedrohung werden, die ihre Macht dazu benutzt, einem den Platz zum Wohnen streitig zu machen.
    »Okay«, sagte ich schließlich. »Morgen mache ich ein paar Anrufe für Sie.«
    Elena nahm die Hand von Cerises Schulter und kam herüber zu dem Sessel, in dem ich saß. »So kenne ich dich. Ich habe gewußt, daß ich mich auf dich verlassen kann. Ich habe gewußt, daß du viel zu sehr die Tochter deiner Mutter bist, als daß du zu einem menschlichen Wesen in Not nein sagen könntest.«
    »Stimmt«, pflichtete ich bitter bei. Ich schaute auf die Uhr im Bücherregal. Es war zehn. Selbst wenn ich Elena noch so spät ins Windsor Arms schickte, sie konnte Cerise nicht mitnehmen. Zähneknirschend zog ich die Bettcouch aus, wühlte in den Schubladen, bis ich ein langes T-Shirt fand, in dem Cerise schlafen konnte, und schloß mich im Schlafzimmer ein.

9 Die Dame ist indisponiert
    Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Ich hatte von schreienden Babys und Feuer geträumt; ich war zweimal mit dem Gefühl, in Flammen zu ersticken, aus dem Schlaf hochgefahren. Als ich aufstand, hatte ich wieder das Gefühl, jemand habe eine Ladung Schotter in meinen Kopf gekippt, dieses Mal, ohne ihn allzu fein zu mahlen.
    Es war erst sechs. Cerise und Elena schliefen noch auf der Bettcouch, Cerise mit ausgestreckten Gliedern auf dem Bauch, Elena schnarchend auf dem Rücken. Ich fühlte mich wie eine Gefangene im eigenen Zuhause, unfähig, an den Fernseher oder an meine Bücher zu kommen, aber wenn ich die beiden geweckt hätte, wäre es noch schlimmer geworden. Ich machte die Tür leise zu, zog Jeans an und ging die Hintertreppe hinunter. Es war noch zu früh, um Mr. Contreras zu wecken und den Hund zum Laufen abzuholen. Und obwohl Sport das beste Mittel gegen Kies im Kopf sein mag, war Laufen das letzte, wozu ich aufgelegt war.
    Ich ging die achthundert Meter zum Schnellrestaurant in der Belmont Avenue, Tag und Nacht geöffnet, und bestellte die Cholesterinbombe, Pfannkuchen mit Butter und einer extra Portion Schinkenspeck gebacken. Ich blieb so lange wie möglich sitzen, verfolgte die spannende Geschichte von der Suche nach einem Bauplatz für ein neues Stadion der Bears in allen drei Zeitungen und las sogar jedes Wort über den neuesten Baugenehmigungsskandal, der den Anhängern des Bürgermeisters hart zusetzte. Baugenehmigungsskandale sind eine langweilige Lektüre, weil es auch nicht den geringsten Einfluß auf die Wahlergebnisse hat, wenn sie aufgedeckt werden, deshalb überspringe ich sie im allgemeinen.
    Gegen acht trottete ich schließlich zu meiner Wohnung zurück. Auf der Racine Avenue regte sich das Leben; die Leute waren auf dem Weg zur Arbeit. Als ich zu meinem Haus kam, brach eben der Bankmensch auf, das dichte braune Haar am Kopf festgesprüht.
    »Hi«, sagte ich strahlend, als ich an ihm vorbeiging. »Komme von der Nachtschicht. Einen schönen Tag.«
    Er tat, als hätte er nichts gehört, wechselte, noch während ich sprach, die Straßenseite. Da versucht man, gutnachbarschaftlich zu sein, und handelt sich bloß eine Abfuhr ein.
    Wie LBJ oder

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