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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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umgekommen?« wiederholte ich begriffsstutzig.
    »Im Indiana Arms«, sagte meine Tante scharf. »Sitz nicht mit offenem Maul da wie ein Karpfen, Vicki. Du mußt dich doch daran erinnern.«
    »Ja, aber – Wißt ihr das denn nicht genau?«
    Ich hatte mich an Cerise gewandt. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Elena zu. Meine Tante sprach munter, mit wilden Handbewegungen und gelegentlich geschürzten Lippen, wenn sie einen besonders dramatischen Punkt unterstreichen wollte.
    »Das entscheidend Wichtige bei einer Seniorenpension, Vicki, ist, daß es um
Einzel
zimmer geht. Einzel heißt, daß niemand mit einem dort wohnen darf, nicht einmal eine Küchenschabe, wenn du verstehst, worauf ich hinaus will. Und auf keinen Fall Babys. Und da ist Cerise, die versucht, ihr Leben in Ordnung zu bringen, und sie hat das süßeste kleine Baby, das du je gesehen hast, vierzehn Monate alt, fängt gerade an, auf den wackligen Beinchen herumzulaufen, und was soll sie damit machen, wenn sie auf Arbeitssuche geht?«
    Elena machte eine Pause, als warte sie auf Antwort, aber ich unternahm keinen Versuch, den Redefluß zu unterbrechen.
    »Also läßt sie es bei ihrer Ma, genau wie du das auch gemacht hättest, an ihrer Stelle. Wenn Gabriella noch leben würde, meine ich, die immer nur das Beste für dich gewollt hat. Und Cerises Ma ist genauso. Für Cerise ist nichts gut genug, und sie riskiert sogar, daß sie einen Tritt in den Hintern bekommt«– Elena gab sich einen Klaps auf das Hinterteil, um den Punkt zu unterstreichen –, »und sie würde sich auch auf die Straße werfen lassen, wenn sie Cerise nur helfen kann, dem Baby ein anständiges Leben zu ermöglichen.«
    Als ich nichts sagte, wiederholte sie scharf den letzten Punkt. »Großartig«, brachte ich heraus.
    Elena strahlte. »Ihre Ma ist so eine Art Kumpel von mir. Wir haben ein paar Biere gekippt, nicht daß ich saufe, versteh mich recht, sie auch nicht, bloß hie und da ein paar Biere in geselliger Stimmung.« Sie starrte mich trotzig an, aber ich hatte keine Einwände.
    »Zerlina – das ist Cerises Ma – paßt also auf das Baby auf, während Cerise Mittwoch nacht, als es zu dem Brand kommt, nicht in der Stadt ist. Jetzt ist Zerlina verschwunden – wumm –, und die arme Cerise weiß nicht, ob ihr kleines Baby lebend herausgekommen ist.«
    Sie klatschte der Wirkung halber in die Hände und schaute mich erwartungsvoll an. Ich konnte nur denken, daß es jetzt Sonntag abend war, fast vier Tage nach dem Brand – warum tauchte Cerise erst jetzt auf?
    »Ich habe ihr also gesagt, daß du ihr hilfst«, feuerte Elena mich ungeduldig an.
    »Bei was?«
    »Aber Vicki – Victoria –, sie muß das arme kleine Ding doch finden. Sie hat Angst davor, daß ihre Ma Schwierigkeiten bekommt, wenn sie zur Polizei geht. Du weißt schon, weil sie das Baby bei sich im Zimmer hatte. Vielleicht bekommt sie nie wieder einen Platz in einer Pension. Ich habe gesagt, du bist genau die Richtige für sie.«
    »Warum hat es so lange gedauert, bis Cerise das Baby vermißt hat?« wollte ich wissen.
    »Ich war verreist.« Das war Cerises erster Beitrag zum Gespräch, seit sie sich nach den Tintenfischen erkundigt hatte. »Otis, das ist der Vater des Babys, ist mit mir in die Dells gefahren. Wir wollten uns versöhnen, wissen Sie, ich will, daß er mich heiratet und ich und Katterina ein Zuhause bekommen, aber er will nicht. Deshalb hat er mir einen Urlaub versprochen.«
    Ich rieb mir die Stirn, versuchte, die quälenden Bilder ihres Lebens zu verdrängen. »Und Sie sind erst heute zurückgekommen?«
    »Ich bin zum Hotel gefahren«, brach es aus ihr heraus. »Ich bin direkt dorthin gefahren. Die Leute sagen, ich liebe Katterina nicht, weil ich sie bei meiner Mutter lasse und so, aber ich liebe sie. Ich kann mich einfach nicht um sie kümmern, nicht vierundzwanzig Stunden am Tag, und zugleich mein eigenes Leben führen. Ich kriege nicht mal einen Job, wenn ich immer bei ihr bin. Aber ich war als erstes dort. Otis hat mich abgesetzt, Sie können ihn fragen, das war gestern. Und ich habe das mit dem Brand gesehen und überall nach meiner Mama gesucht, und dann habe ich heute nachmittag Elena gefunden. Aber sie weiß nicht, wo Mama ist. Vielleicht im Krankenhaus, wo die Verletzten hingebracht worden sind.«
    »Vielleicht hat die Feuerwehr Katterina gefunden«, sagte ich. »Oder das Jugendamt hat sie in einem Heim untergebracht. Haben Sie versucht, dort anzurufen?«
    »Die kann ich nicht anrufen. Die

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