Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
Neugier etwas Vogelähnliches gehabt hatte. Ich schloß die Augen und ließ die Gedanken schweifen. Robin. Das war’s. Ich konnte den Namen nicht aus der Gedächtnislücke buddeln, aber Robin würde ausreichen.
    Ich nahm das Telefon vom Nachttisch und stellte es zum Wählen auf meinen Bauch. Als die Telefonzentrale von Ajax mich mit der Abteilung für betrügerische Brandstiftung verband, fragte ich die muntere Dame am Empfang nach Robin.
    »Er ist da – ich stelle Sie durch.«
    Das Telefon knallte mir ins Ohr – ihr mußte der Hörer aus der Hand gefallen sein – , dann meldete sich ein Tenor. »Robin Bessinger.«
    Bessinger. Natürlich. »Robin, hier ist V.I. Warshawski. Wir haben uns letzte Woche am Indiana Arms getroffen, als Sie dort im Schutt gewühlt haben.«
    »V.I. Die Detektivin?«
    »Mm.« Ich setzte mich auf und stellte das Telefon auf den Nachttisch zurück. »Sie haben gesagt, wenn es Tote gegeben hätte, wäre die Mordkommission eingeschaltet worden. Ich nehme also an, alle sind gerettet worden?«
    »Soweit ich weiß.« Ich hatte vergessen, wie vorsichtig er war. Ein Vogel, der sich vergewisserte, daß der Wurm nicht in Wahrheit ein Gewehrlauf war. »Wissen Sie etwas Gegenteiliges?«
    »Mittwoch nacht war ein Baby dort. Bei seiner Großmutter im fünften Stock.« Er wollte mich unterbrechen, und ich sagte hastig: »Ich weiß, ich weiß. Gegen die Vorschriften. Die Großmutter ist verschwunden – vielleicht eines der Opfer mit Rauchvergiftung –, deshalb weiß ich nicht, ob das Baby gefunden worden ist.«
    »Ein Baby dort drin. Lieber Heiland, nein … Ich weiß nichts darüber, aber ich rufe bei der Polizei an und melde mich wieder bei Ihnen. War das Ihre Freundin? Die Frau, von der Sie gesagt haben, daß sie dort gewohnt hat?«
    Ich hatte vergessen, daß ich Elena eine Freundin genannt hatte. »Nein, nicht sie. Die Großmutter war eine Art Freundin von ihr, und die Mutter ist eben in die Stadt zurückgekommen und hat festgestellt, daß ihre Kleine und ihre Mutter verschwunden sind. Sie ist ziemlich durcheinander.« Oder feindselig. Oder drogensüchtig.
    »Okay.« Er trödelte eine Weile herum. »Es tut mir wirklich sehr leid. Ich rufe in ein paar Minuten zurück.«
    Ich gab ihm meine Nummer und legte auf. Ich schaute mich angewidert im Schlafzimmer um. Weil nur ich darin schlafe, schenke ich dem Raum im allgemeinen nicht viel Beachtung. Das breite Bett nimmt fast den ganzen Raum ein. Weil der Wandschrank groß ist, steht der Frisiertisch darin, damit ich genug Platz zum Herumlaufen habe, aber es ist trotzdem so eng, daß ich tagsüber nicht viel Zeit darin verbringe. Mehr denn je ärgerte ich mich über Elenas schnarchende Anwesenheit, die mich in meinem Zuhause in einem Zimmer festnagelte.
    Ich ging ein paarmal die wenigen Schritte vom Kopfende des Bettes zur Tür, schlug jedesmal mit dem Schienbein ans Bettgestell. Ich konnte schlecht Gesangsübungen machen, schon gar nicht, während Cerise in der Küche saß. Schließlich legte ich mich zwischen Bett und Fenster auf den Boden und trainierte meine Bauchmuskeln. Nachdem ich jedes Bein etwa vierzigmal gehoben, gesenkt hatte, rief Bessinger zurück. Er klang bedrückt.
    »V.I. Warshawski?« Er stolperte leicht über meinen Nachnamen. »Ich –äh, ich habe mit der Polizei gesprochen. Sie sagen, die Feuerwehr hat letzte Woche keine Kinder aus dem Gebäude herausgeholt. Sind Sie sicher, daß das Baby dort war?«
    Ich zögerte. »Einigermaßen sicher. Ich kann es aber nicht beschwören, weil ich die Leute nicht kenne, um die es dabei geht.«
    »Sie schicken ein Team hin, das den Schutt durchkämmt, um herauszufinden, ob sie irgendwelche, äh, irgendwelche Überreste entdecken. Ich möchte gern, daß Sie erreichbar sind, falls Sie aufs Revier kommen müssen.«
    Ich versprach, jede Stunde bei meinem Auftragsdienst anzurufen, falls ich die Wohnung verließ. Ich legte langsam auf und fragte mich, was ich Cerise sagen sollte. Als ich zur Tür ging, hämmerte Elena von der anderen Seite dagegen.
    »Juhu! Vicki! Ich meine Victoria. Der armen kleinen Cerise geht es nicht gut. Kannst du kommen und mir dabei helfen, ihren verdorbenen Magen zu beruhigen?«
    Die arme kleine Cerise hatte den ganzen Küchentisch vollgekotzt. Elena, in Hochstimmung, als ob sie das Schauspiel genösse, wischte ihr mit einem feuchten Handtuch das Gesicht ab, während ich die Sauerei aufputzte.
    »Das ist der Schock, weißt du«, gurrte meine Tante. »Ihr ist schlecht vor Sorge um

Weitere Kostenlose Bücher