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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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starrte einen Augenblick lang grübelnd ins Leere. Der Herzmonitor piepte heftig, als wäre er im Einklang mit ihren Gedanken. Dann sah sie mir direkt ins Gesicht.
    »Am besten erzähle ich Ihnen die ganze Geschichte. Ich weiß auch nicht, warum ich das mache. Weiß nicht, ob ich Ihnen auch trauen kann. Aber Sie sehen nicht wie Elena aus. Sie sehen nicht aus wie ein Alki, wie jemand, der eine traurige Geschichte so teuer wie möglich verkauft und sich eine neue Flasche besorgt.«
    Bei ihren Worten wurde mir etwas mulmig. Es ist eine Sache, wenn man von der eigenen Tante glaubt, sie lege die Rentner aufs Kreuz. Es ist aber etwas ganz anderes, sich vorzustellen, daß sie Menschen erpreßt, um einen Drink zu bekommen.
    »Ich habe ja früher auch ganz gern mal einen gekippt, und eins muß ich Elena lassen, sie bringt einen zum Lachen. Mit ihr kann man hin und wieder mal seine Sorgen vergessen.« Sie schaute für einen Moment wieder weg, als hätten sich ihre Sorgen zu lautstark zu Wort gemeldet.
    »Also, Cerise hat dieses Baby bekommen. Und dieses Baby hatte alle möglichen Probleme, weil Cerise ein Junkie ist. Sie hat während der Schwangerschaft weiter Heroin gespritzt. Ich hab ihr gesagt, wie es kommen wird. Als sie verhaftet worden ist, hat sie sogar behauptet, sie will eine Entziehungskur machen. Man hat sie beim Klauen erwischt, sie und den Jungen, mit dem sie damals zusammen war, und sie haben beide verhaftet. Und weil es das erste Mal war und sie schwanger, kam sie frei. Sie mußte aber versprechen, eine Entziehungskur zu machen.«
    Sie starrte mich wieder finster an, als wolle sie mich davor warnen, daß ich sie wegen einer solchen Tochter verurteilte. Ich stieß einen Laut aus, von dem ich hoffte, daß er mitfühlend klang, und bemühte mich, ein verständnisvolles Gesicht zu machen.
    »Und dann wurde das Baby geboren – du meine Güte, was war das für eine Zeit für uns alle! Das arme kleine Ding war im Krankenhaus, dann hat Maisie – die andere Großmutter – sie zu sich nach Hause geholt. Bei mir ging das nicht, wissen Sie. Ich habe keine Sozialversicherung – die kriegt man nicht, wenn man putzen geht, was ich mein Leben lang getan habe, bis das Herz nicht mehr mitgemacht hat. Aber ich habe Maisie geholfen, so gut ich konnte, und mit der Zeit hatten wir das Baby so weit, daß es nachts geschlafen und sogar gelacht hat.«
    »Cerise hat sich also nie um das Kind gekümmert?«
    »Oh doch. Schließlich doch noch, als sie mit Otis angefangen hat. Das war im Juni. Dann, am Mittwoch, kommt Cerise plötzlich an und sagt, es geht nicht mehr, morgens, mittags und abends mit dem Baby zu Hause. Und ich sage ihr, daran hätte sie denken sollen, ehe sie die Beine breit gemacht hat, nicht zwei Jahre später, aber sie läßt das Baby da und geht, sagt, sie fährt mit Otis in die Dells. Also geh ich zum Telefon, aber ich finde die Nummer seiner Schwester nicht. Also rufe ich Maisie an, und sie schickt ihren Jungen und läßt Katterina abholen. Und wenn Sie glauben, Cerise macht sich Sorgen um sie, dann denken Sie noch mal drüber nach. Sie hat sich bisher nicht blicken lassen im Krankenhaus.«
    Vielleicht war es Einbildung, aber mir kam es so vor, als ob der Herzmonitor am Ende der Geschichte schneller piepte. Ich wollte sie nichts fragen, was sie noch mehr aufregen konnte. Ich glaubte außerdem nicht, daß sie unbedingt von mir erfahren mußte, daß ihre Tochter wieder schwanger war.
    Sie wollte wissen, warum Cerise zu mir gekommen war. Als ich erklärte, sie habe mich gebeten, bei der Feuerwehr nachzufragen, schnaubte Zerlina.
    »Vielleicht glaubt sie, das Baby ist tot. Vielleicht hat sie mich deshalb nicht besucht – sie schämt sich zu sehr. Aber wenn sie und Elena wieder zu Ihnen kommen, Mädchen, dann rate ich Ihnen, das Portemonnaie ganz unten in der Handtasche zu verstecken und Ihr Geld zu zählen, bevor Sie die beiden verabschieden.«
    Ich spürte einen unangenehmen Stich – in meine Brieftasche hatte ich nicht geschaut, als ich sie in die schwarze Tasche steckte. Cerise war jedoch ziemlich übel gewesen, vielleicht zu übel, als daß sie auf Jagd nach Geld und Kreditkarten hatte gehen können. Ehe ich aufstand, fragte ich Zerlina, wie lange sie im Krankenhaus bleiben müsse.
    Sie ließ ein schwaches Lächeln sehen, halb listig, halb verlegen. »Als sie mich eingeliefert haben, war ich von dem Rauch bewußtlos. Und sie haben festgestellt, daß mein Herz verrückt spielt. Hoher Blutdruck, hohe Blutfettwerte

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