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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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schauten nicht einmal herüber. Ich stand einen Augenblick lang unentschlossen auf der Schwelle und versuchte, mir darüber klarzuwerden, welche der drei schwarzen Frauen wohl Zerlina war. Keine zeigte eine besondere Ähnlichkeit mit Cerise. Schließlich entdeckte ich an einem der Betten ein Schild, das während der Behandlung mit Sauerstoff das Rauchen verbot. Die Frau in diesem Bett trug einen Gazeverband am linken Arm. Sie war klein, und das knappe Krankenhaushemd ließ viel von ihrer Körperfülle sehen. Auf sie hätte ich zuletzt getippt, aber Zerlina war mit einer Rauchvergiftung eingeliefert worden; deshalb dachte ich, sie wird wohl Sauerstoff brauchen. Sie war an etwas angeschlossen, das nach einem Herzmonitor aussah.
    Ich ging zu dem Bett hinüber. Sie schaute mir unwillig entgegen, die kleinen Augen über den Hängebacken mißtrauisch zusammengekniffen.
    »Mrs. Ramsay?« Sie reagierte nicht, aber sie protestierte auch nicht. »Ich heiße V.I. Warshawski. Ich glaube, Sie kennen meine Tante Elena.«
    Die dunklen Augen zuckten überrascht; sie musterte mich vorsichtig. »Sind Sie sicher?« Ihre Stimme war heiser, weil sie lange nicht gesprochen hatte, und sie räusperte sich vorsichtig.
    »Sie hat mir erzählt, daß Sie im Indiana Arms oft zusammen waren. Manches Bier miteinander getrunken haben.«
    »Und?«
    Ich biß die Zähne zusammen und kam zum Thema. »Und gestern abend stand sie mit Cerise vor meiner Tür.«
    »Cerise! Von welchem Planeten ist das Mädchen heruntergekommen?«
    Ich schaute mich im Zimmer um. Wie ich erwartet hatte, interessierten sich ihre Zimmergenossinnen mehr für Szenen aus dem wirklichen Leben als für das Fernsehen. Sie gaben sich keine Mühe, ihre Neugier zu verbergen.
    »Können Sie damit auf den Flur hinaus?« Ich deutete auf den Monitor. »Das ist vertraulich.«
    »Wenn die beiden Geld von Ihnen genommen haben, will ich nichts davon hören. Ich kann mir nicht mal ein neues Zimmer leisten, ganz zu schweigen von den Schulden, die dieses Mädchen hat.«
    »Es hat nichts mit Geld zu tun.«
    Sie funkelte mich kampflustig an, hievte sich aber zum Sitzen hoch. Ihr umfangreicher Körper wirkte nicht fett, sondern wie ein Naturdenkmal, etwa ein Mammutbaum, der in die Breite gewachsen war. Sie stieß meine Hand weg, als ich nach ihrem Ellbogen fassen wollte. Ächzend rutschte sie auf den Bettrand, steckte die Füße in Krankenhauspantoffeln aus Papier, die säuberlich unter dem Bett standen. Der Monitor stand auf Rädern, sie rollte den Apparat vor sich her und bahnte sich den Weg zur Tür und den Flur entlang wie eine Flutwelle – Schwestern und Pfleger wichen nach beiden Seiten aus, als sie Zerlina kommen sahen.
    Sie war etwas außer Atem, als wir eine Sitzgruppe am Ende des Flurs erreichten. Und ließ sich Zeit zum Luftholen, ehe sie sich auf einen der gepolsterten Stühle niederließ. Sie waren mit rissigem Wachstuch bezogen, das zum letztenmal gesäubert worden war, als Michael Reese noch lebte. Ich setzte mich vorsichtig auf die Kante des Stuhls im rechten Winkel zu Zerlina.
    »Elena ist also Ihre Tante, ja? Kann nicht behaupten, daß Sie ihr besonders ähnlich sehen.«
    »Das freut mich. Sie hat mir dreißig Jahre und dreitausend Flaschen voraus.« Ich überhörte ihr kurzes Auflachen und fügte hinzu: »Ich muß schon sagen, daß Sie Cerise auch nicht besonders ähnlich sehen.«
    »Das liegt an den dreißig Jahren, von denen Sie gesprochen haben«, sagte Zerlina. »In Cerises Alter habe ich gar nicht so übel ausgesehen. Und bestimmt sehe ich besser aus, als Cerise in meinem Alter aussehen wird, wenn sie so weitermacht. Was für eine Geschichte hat sie Ihnen erzählt? Ihnen und Ihrer Tante?«
    »Ihr Baby«, sagte ich unumwunden. »Katterina.«
    Zerlinas Gesicht legte sich staunend in Falten. Für einen Augenblick erwartete ich, sie werde mir sagen, daß Cerise kein Baby habe.
    »Sie sucht sich einen seltsamen Zeitpunkt aus, sich um das Baby zu sorgen, wo sie sich bis jetzt kaum darum gekümmert hat.«
    »Katterina war Mittwoch nacht, als das Indiana Arms abgebrannt ist, nicht bei Ihnen?« Mir fiel keine behutsamere Methode ein, die Frage zu stellen.
    »Mm.« Sie schüttelte nachdrücklich den schweren Kopf. »Sie hat mir das Baby am Mittwoch gebracht, das stimmt, aber ich konnte es nicht dabehalten, nicht in so einer Pension, wissen Sie. Die können bei so etwas ganz schön streng werden, was Cerise auch weiß. Aber dieses Mädchen!«
    Sie saß da, die Hände auf den Knien, und

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