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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hieß.
    »Sie glauben also, daß ein Baby im Indiana Arms war, Ms. Warshawski?« Montgomery zog einen Aktendeckel aus dem Stapel vor ihm. Das mußte er geübt haben; er konnte nicht blindlings wissen, welcher Aktendeckel welchen Brand betraf.
    »Ich habe es heute morgen geglaubt, als ich mit Mr. Bessinger sprach. Das war, bevor ich die Großmutter des Babys gefunden hatte. Ich habe eben im Krankenhaus mit ihr gesprochen, und sie sagt, sie habe das Kind schon vor Ausbruch des Feuers zu seiner anderen Großmutter geschickt.«
    »Wir vergeuden also hier unsere Zeit, ist es das, was Sie mir sagen wollen?« Montgomerys Augenbrauen hoben sich bis zum Haaransatz. Er gab sich keine Mühe, seine Geringschätzung zu verbergen.
    Ich lächelte verkrampft. »Nehm’s an, Lieutenant.«
    »Es waren keine Babys im Indiana Arms, als es abbrannte?« Sein langer Hals ragte über den Schreibtisch wie der Ausleger eines Krans.
    »Mit Gewißheit kann ich das nicht sagen. Ich weiß nur, daß das Baby, von dem ich gehört hatte – Katterina Ramsay –, das Gebäude schon am Abend verlassen hat. Nach allem, was ich weiß, könnten durchaus andere Babys dort gewesen sein. Vielleicht kann Ihnen Commander Assuevo etwas darüber sagen.«
    Der junge Mann neben mir schrieb etwas in sein aufgeschlagenes Notizbuch, hörte aber auf ein Zeichen von Montgomery damit auf.
    »Sie stehen im Ruf eines Witzbolds, Ms. Warshawski«, sagte der Lieutenant streng. »Ich persönlich habe Ihren Sinn für Humor nie unterhaltsam gefunden. Ich hoffe, Sie hatten keinen Scherz im Sinn, als Sie Polizei und Feuerwehr für nichts und wieder nichts in der Gegend herumgehetzt haben.«
    »Bobby Mallory hat mein komisches Talent schon immer weit überschätzt«, sagte ich kühl. Ich war ziemlich wütend, aber mir kam es so vor, als ob mich Montgomery absichtlich provozierte. Ich wollte mir keine Blöße geben.
    »Wenn Ihnen das nächste Mal nach einem kleinen Scherz zumute ist, rufen Sie bitte Mallory an, nicht mich. Aber falls Sie noch einmal Schindluder mit unserer Abteilung treiben, Ms. Warshawski, glauben Sie mir, dann rufe ich den Lieutenant an und bitte ihn, Sie gründlich über die rechtlichen Folgen zu belehren.«
    Das schien das Ende des Gesprächs zu sein. Außer über den Schreibtisch zu springen und Montgomery mit den bloßen Fäusten zu traktieren, fiel mir nichts ein, was ich hätte sagen oder tun können, um meinen Ärger wirkungsvoll auszudrücken. Ich stand langsam auf, zog die Gürtelschnalle unter die schwarzen Knöpfe, las ein nicht vorhandenes Härchen von meinem Kleid und schüttelte den Rock aus. Ich strahlte Feuerwehrwhisky fröhlich an und winkte Robin Bessinger zu. Ich behielt das fröhliche Lächeln den Weg die Treppe hinunter im Gesicht. Erst in der Halle ließ ich zu, daß die Wellen des Zorns es wegspülten. Was zum Teufel hatte Montgomery gebissen? Es konnte nur mit seiner Beziehung zu Lieutenant Bobby Mallory zu tun haben. Bobby redet anders über mich, als er über mich denkt – durchaus möglich, daß er Montgomery erzählt hatte, ich sei eine Schreckschraube und ein Klugscheißer; er hatte das schon einige Male öffentlich geäußert. Öffentlich kein Wort von der Zuneigung, die Bobby mir als alter Freund meiner Eltern entgegenbrachte.
    Aber das war keine Entschuldigung für Montgomerys Verhalten. Er hätte mich zum Beispiel fragen können, warum ich Robin angerufen hatte. Ich hatte auf keinen Fall vor, mich winselnd zu rechtfertigen, wenn ich so behandelt wurde. Und Bessinger? Warum hatte er den Mund nicht aufgekriegt? Mit verkniffenem Gesicht suchte ich den Weg zum Südausgang.
    »Du siehst aus, als hätte dich eine Schlange gebissen. Kannst du deinen Freunden nicht mal mehr guten Tag sagen?« Das war Michael Furey. Ich hatte die Gesichter nicht beachtet, während ich mit hängenden Schultern die Halle durchquerte.
    »Oh, Tag, Michael. Muß am Schlafmangel liegen.«
    »Was machst du denn hier? Hilfst du uns dabei, daß Chicago sicher und gesetzestreu bleibt?« Die dunkelblauen Augen schauten spöttisch.
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Etwas in der Richtung. Ich war eben bei Roland Montgomery, wegen des Brands im Indiana Arms letzte Woche.«
    »Der Brand, von dem deine Tante betroffen war? Laß die Finger von Brandstiftung – viel Schmutz dabei, schmutzige Geschäfte.«
    »Schmutzige Arbeit, aber jemand muß sie machen. Weil Montgomery keine Lust dazu hat, werd ich mich wohl daran versuchen.«
    »Oh, Monty wird nicht ermitteln?«

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