Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
– alles, was man sich nur denken kann, habe ich. Zu viel von allem. Bis auf Geld. Deshalb ziehe ich es in die Länge, solange es geht, wissen Sie. Bis ich ein Zimmer finde.«
    »Ich verstehe.« Ich war schon auf schlimmere Verbrechen gestoßen. Ich stand auf. »Ich bin jedenfalls froh, daß dem Baby nichts passiert ist. Cerise ist heute mittag verschwunden, und ich werde nicht viel Energie darauf verwenden, sie zu suchen. Aber wenn ich sie wiedersehe, sage ich ihr, daß ihr Kind bei Maisie ist.«
    Sie ächzte und kam langsam auf die Beine. »Ja, okay, aber ich muß Maisie anrufen und ihr sagen, daß Cerise die Kleine nicht wieder mitnehmen darf. Tragen Sie’s mit Fassung, Mädchen. Wie war doch gleich Ihr Name? Vic. Und bleiben Sie diese dreitausend Flaschen hinter Elena, hören Sie?«
    »Verstanden.« Ich ging langsam mit ihr den Flur entlang zurück zur Zimmertür, ehe ich mich verabschiedete. In der Halle schaute ich in meine Brieftasche. Das Bargeld war fort, und die American-Express-Karte auch. Übrig war nur noch meine Detektivlizenz, und auch das nur, weil sie hinter einer Klappe steckte. Sie hatten sogar den Führerschein geklaut. Ich knirschte mit den Zähnen. Vielleicht hatte Cerise mich heute morgen bestohlen, als ich mich im Schlafzimmer versteckte. Aber wahrscheinlich war es doch Elena gewesen, Gelegenheit hatte sie genug gehabt. Ich spürte, wie sich meine Schultern in sinnloser Wut verkrampften.
    Ich fand in der Halle ein Münztelefon und rief die Kreditkartenfirma an, um die Karte als gestohlen zu melden. Wenigstens hatte ich die Telefonkarte noch und konnte telefonieren. Meistens habe ich für Notfälle einen Zwanziger im Reißverschlußfach der Handtasche; als ich in der schwarzen Tasche nachschaute, steckte tatsächlich einer darin. Ich kaufte Blumen für Zerlina. Es war nicht viel, aber alles, was ich mir leisten konnte.

12 Feuer im Dezernat für Brandstiftung
    Ehe ich das Krankenhaus verließ, versuchte ich, Robin Bessinger bei der Ajax zu erreichen. Ich hoffte, wir könnten jetzt, wo ich wußte, daß das Baby nicht im Indiana Arms gewesen war, unser Treffen mit dem Dezernat für Sprengstoffanschläge und Brandstiftung absagen, aber es war zu spät – die Empfangsdame sagte mir, er sei schon zur Polizei gefahren. Ich holte tief Luft, straffte die Schultern und ging zur Ellis Avenue und meinem Auto zurück.
    Früher konnte man am Zentralrevier der Polizei jederzeit, bei Tag und Nacht, mühelos einen Parkplatz finden. Seit das Baufieber die Near South Side erreicht hat, verstopften die Staus in der Innenstadt die Gegend. Ich brauchte eine halbe Stunde, bis ich einen Parkplatz gefunden hatte. Dadurch kam ich zehn Minuten zu spät, was meine gereizte Stimmung nicht gerade besserte.
    Roland Montgomery hielt hof in einem Büro von der Größe meines Bettes. Ein mit Akten vollgepackter Metallschreibtisch nahm fast den ganzen Platz ein, aber Montgomery hatte Stühle für mich, Bessinger, Assuevo und einen Untergebenen hineingequetscht. Akten stapelten sich auf dem Fenstersims und auf dem Aktenschrank aus Metall. Man hätte ihn auf die Brandgefahr aufmerksam machen sollen.
    Montgomery, ein großer, dünner Mann mit hohlen Wangen, schenkte mir einen griesgrämigen Blick, als ich die Tür öffnete. Er ignorierte meine ausgestreckte Hand, deutete auf den letzten leeren Stuhl und fragte, ob ich Dominic Assuevo kenne.
    Assuevo hatte die Figur eines Bullen – dicker Nacken und breite Schultern, schmale Hüften. Das ergrauende, ehemals sandfarbene Haar war so kurz gestutzt, wie es die Jungen getragen hatten, als ich in die dritte Klasse gegangen war. Er begrüßte mich mit einer jovialen Höflichkeit, von der seine Augen nichts widerspiegelten.
    »Feuer zieht Sie magisch an, stimmt’s, Ms. Warshawski?«
    »Schön, Sie wiederzusehen, Commander. Tag, Robin. Ich habe vorhin versucht, Sie zu erreichen, aber in Ihrem Büro hieß es, Sie seien schon weg.« Ich schob mich an Assuevos langen Beinen vorbei auf den leeren Stuhl zu.
    Robin Bessinger saß in der entgegengesetzten Ecke des winzigen Zimmers. Er wirkte etwas älter, als er mir bei der ersten Begegnung vorgekommen war, aber natürlich hatte ich durch den Helm nicht sehen können, daß sein Haar grau war. Er lächelte, winkte und begrüßte mich.
    Ich quetschte mich neben den Uniformierten und hielt ihm die Hand hin. »V.I. Warshawski. Ich glaube, wir kennen uns nicht.«
    Er murmelte etwas, das wie »Feuerwehrwhisky« klang. Ich erfuhr nie, wie er

Weitere Kostenlose Bücher