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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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stritten oder Witze austauschten.
    Ich hielt gegenüber der Wohnung der Armbrusters. Auch ein Dreifamilienhaus. Gelbes Licht fiel durch die Tücher vor den Fenstern im Erdgeschoß und im ersten Stock. Der zweite Stock war mit Brettern vernagelt. Als ich das löchrige Trottoir entlangging, hörte ich das laute Plärren eines Radios.
    Im Hausflur zeigte der starke Geruch von Putzmitteln, daß sich jemand bemühte, gegen den Uringestank anzukämpfen. Fast mit Erfolg, aber der Gestank lag immer noch darunter und drehte mir den Magen um. Vermutlich hatte dieselbe Person ein Gitter über die kaputten Briefkästen geschraubt. Der Briefträger konnte Briefe hindurchwerfen, aber man mußte das Gitter aufschließen, wenn man sie herausholen wollte.
    Die Armbrusters wohnten im ersten Stock. Es gab kein Licht im Treppenhaus. Ich stieg im Dunkeln langsam hinauf, prüfte jede Stufe, ehe ich sie belastete. Zweimal fehlte ein großer Teil der Stufe, und mein Herz machte einen Sprung, als mein Fuß ins Leere trat.
    Hinter der Tür im ersten Stock mischte sich das Geschrei eines Kleinkinds mit dem Lärm des Radios. Ich klopfte mit der Faust gegen die Tür. Beim zweiten Versuch wollte eine tiefe Frauenstimme wissen, wer da sei.
    »V.I. Warshawski«, rief ich. »Ich möchte Mrs. Ramsay besuchen.«
    Als die Tür aufging, stand ich vor einer dünnen Frau in mittleren Jahren, die ein Baby auf dem Arm hatte. Die weichen Wangen der Kleinen waren noch tränennaß. Sie drehte den Kopf weg, als sie merkte, daß ich sie anschaute, und vergrub die pummeligen Händchen im straffen Knoten der dünnen Frau. Das unverrückbar frisierte Haar und das sorgfältig gebügelte Kleid brachten mich auf den Gedanken, daß die Frau für die Putzmittel im Treppenhaus verantwortlich war.
    Zerlina stand hinter ihr und übertraf sie mit ihrem Leibesumfang und auch mit dem Schwarz ihrer Haut. Die andere Frau mußte Maisie sein und das Kind auf dem Arm Katterina.
    »Wie haben Sie mich gefunden?« wollte Zerlina wissen.
    »Das Leichenschauhaus hat mir die Adresse der Person gegeben, die Cerises Leiche abgeholt hat. Es war nur eine Vermutung, daß Sie hier sind, aber Sie hatten über Otis und Katterinas zweite Großmutter gesprochen, deshalb dachte ich, Sie sind vielleicht alle beieinander.«
    Die Frauen hatten das Licht im Rücken. Ich mußte die Augen zusammenkneifen, um ihre Gesichter zu sehen, aber ich hielt es für besser, wenn ich abwartete, ob ich hineingebeten wurde. Sie schienen es damit nicht eilig zu haben.
    »Sie können nicht herkommen und Leute zu Hause überfallen«, schimpfte Maisie und wiegte die Kleine, damit sie merkte, daß der Zorn nicht ihr galt.
    Ich rieb mir müde das Gesicht. »Jemand hat vor zwei Wochen ein großes Hotel niedergebrannt. Niemand ist zu Tode gekommen, aber viele Menschen sind verletzt worden, darunter auch Mrs. Ramsay. Sie ist der einzige Mensch, den ich kenne, der mir vielleicht dabei helfen kann, herauszufinden, wer es getan hat.«
    »Ich bin nicht der einzige Mensch, den Sie kennen, kleines weißes Mädchen, und das wissen Sie ganz genau«, sagte Zerlina. »Fragen Sie doch Ihren Goldschatz von Tante.«
    »Als ich das letztemal mit Elena gesprochen habe, habe ich ihr das mit Cerise gesagt. Das hat ihr so viel Angst eingejagt, daß sie weggelaufen ist. Seitdem versteckt sie sich irgendwo auf der Straße. Ich nehme an, Sie sind aus härterem Holz geschnitzt.«
    Ihr schweres Gesicht legte sich in störrische Falten. »Nehmen Sie an, was Sie wollen. Ihr beide, Ihre Tante und Sie, Ihr beide seid schuld daran, daß meine Tochter tot ist. Ich habe Ihnen
nichts
mehr zu sagen.«
    Ehe mir Maisie die Tür vor der Nase zuschlagen konnte, holte ich eine Karte heraus und gab sie Zerlina. »Falls Sie es sich anders überlegen, Sie können mich unter dieser Nummer anrufen. Die Nachrichten werden Tag und Nacht entgegengenommen.«
    Ehe sie das erste Schloß zugesperrt hatte, fing das Radio wieder an. Der hartnäckige Rhythmus der Rapmusik folgte mir die Treppe hinunter in die Nacht hinaus.

24 Schlafplatz im Keller
    Ich verbrachte die Nacht bei Robin. Er war ein zärtlicher und aufmerksamer Liebhaber, aber er konnte die Bilder des Zerfalls von North Lawndale nicht aus meinem Kopf vertreiben. Gegen eins fiel ich in einen unruhigen Schlaf und wurde von einem Traum wachgerissen, in dem ich die Christiana Avenue entlangging, während ein Auto mich verfolgte. Kurz ehe es mich überfuhr, wachte ich auf.
    Ich tastete nach meiner Uhr. Mit

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