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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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schob sich auf dem Bauch liegend vorwärts, fühlte sich dabei so allen Blicken ausgesetzt wie ein Ei auf einem Zaunpfahl. Jedesmal, wenn sie aufschaute, um zu sehen, wie weit sie noch von der Rinne entfernt war, schien es, als hätte sie überhaupt keine Fortschritte gemacht. Aber wenn sie Anstalten machte, schneller zu kriechen, schloß sich Calebs Hand um ihr Fußgelenk und zwang sie, so langsam vorwärts zu kriechen, daß sie am liebsten vor Furcht und Frust geschrien hätte.
    Als Willow schließlich die Rinne erreichte, mußte sie feststellen, daß sie so gut wie keine Deckung bot. Weniger als vierzig Zentimeter tief, mit flachen, sanft welligen Rändern war die Rinne kaum besser als Gras, wenn es darum ging, Caleb und Willow vor den Blicken der Feinde zu verbergen. Die Felsen, die er erwähnt hatte, waren mehr als dreißig Meter entfernt. Willow legte ihre Wange an den Boden und schob sich vorwärts mit Armen, die von der langsamen, höchst unbequemen Fortbewegungsart vor Anstrengung zitterten.
    Sie waren noch fünfzehn Meter von den Felsen entfernt, als einer von Slaters Männern aufblickte und feststellte, daß Willow verschwunden war.

18. Kapitel
    Der Ruf, der auf die Entdeckung von Willows Flucht folgte, wurde mittendrin abgeschnitten, als Wolfe mit Calebs Gewehr das Feuer eröffnete und das Lager mit Kugeln übersäte. Caleb warf sich über Willow, schützte sie auf die einzige Weise, die ihm möglich war. Fünfzehn Meter weiter die Schlucht hinauf, begann Reno seinen sechsschüssigen Revolver abzufeuern. Die Kugeln kamen so schnell, daß man die Detonationen der einzelnen Schüsse kaum voneinander unterscheiden konnte. Aus dem Lager kamen ebenfalls Schüsse, Pistolen und Gewehre, in einem tödlichen Sperrfeuer miteinander vereint.
    Willow lag flach an den Boden gepreßt, von Panik erfüllt und kaum fähig zu atmen. Sie fühlte, wie Calebs schwerer Körper über ihr zusammenzuckte, und hörte ihn fluchen. Weitere schrille Rufe ertönten, noch mehr Schüsse, während Kugeln um sie herumschwirrten und mit einem pfeifenden Geräusch ganz in der Nähe in den Boden einschlugen, aber Willow konnte nichts sehen, weil Caleb sie völlig bedeckte.
    Abrupt verstummte Renos Revolver. Das Repetiergewehr nicht. Es fuhr fort, einen vernichtenden Hagel von Kugeln auszuschicken.
    »Los, lauft!« rief Reno.
    Die Worte waren kaum in Willows Bewußtsein eingesunken, als Caleb sie auf die Füße riß und auf die Felsen zurannte, Willow halb hinter sich herziehend, halb tragend. Reno kauerte auf einer Seite der flachen Rinne und schob einen zweiten, voll geladenen Zylinder in seinen Revolver. Willow und Caleb rasten gerade in dem Moment an Reno vorbei, als das Repetiergewehr kurz schwieg.
    Sofort eröffnete Reno erneut das Feuer, gab Wolfe damit Zeit, nachzuladen. Dieses Mal erfolgten die Schüsse langsamer, da Reno sorgfältig auf Männer anlegte, die dumm genug waren, die Köpfe zu heben, um zu sehen, was vor sich ging. Die Reich-weite war extrem groß für eine Handfeuerwaffe, aber Reno konnte auch extrem gut mit seiner Waffe umgehen.
    »Die Schlucht da vorn rauf«, befahl Caleb knapp, als er hinter Willow stand und sie auf einen ausgetrockneten Wasserlauf hinwies, der von dem Bergrücken abzweigte, wo Wolfe war. »Wenn du die Bäume erreichst, geh ungefähr dreißig Meter weiter in den Wald, such dir irgendeine Deckung und warte dort auf uns. Und jetzt lauf!«
    Willow hastete vorwärts gerade in dem Moment, als das Repetiergewehr erneut zu feuern begann. Caleb wartete, um zu sehen, ob sie wie befohlen weiterlaufen würde. Zu seiner Überraschung gehorchte Willow. Beruhigt wandte er sich ab und begann, Reno genaue Anweisungen zu geben.
    »Ich halte sie in Schach, während du nachlädst«, sagte Caleb, »aber es wär verflucht noch mal besser, wenn du’s auf der Flucht könntest.«
    »Du bist verwundet«, sagte Reno, ohne seinen Blick vom Lager abzuwenden. »Ich bleibe hier bei dir.«
    »Es ist nicht der Arm, mit dem ich schieße. Beweg dich.«
    Reno entdeckte den Stiefel eines Mannes, der zwischen den Vorräten im Lager auf der Lauer lag. »Alles klar. Mach dich bereit.«
    Während Caleb seinen Revolver zog, zielte Reno sorgfältig auf den Stiefel. Er gab seinen letzten Schuß ab, fuhr herum und rannte hinter Willow die Schlucht hinauf, wobei er im Laufen verbrauchte Patronenhülsen aus seinem Revolver schüttelte.
    Caleb hatte sich sein Ziel bereits ausgesucht. Sobald Reno auf die Schlucht zustrebte, eröffnete Caleb das

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