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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Zeichen zum Halten gab.
    »Wir müssen die Pferde hier zurücklassen«, sagte er.
    Während Reno die Pferde außer Sicht zwischen den Bäumen anband, zog Caleb seine Stiefel aus und schlüpfte in Mokassins. Wolfe kletterte als erster die steile Schulter eines Bergrückens hinauf, der in das Grasland hineinragte. Als alle drei Männer knapp unterhalb der Kuppe bäuchlings auf dem Boden lagen, nahmen sie ihre Hüte ab und krochen dann die letzten Meter hinauf.
    Slaters Lager befand sich am Fuß des Abhangs, ungefähr dreihundert Meter entfernt. Der Berghang selbst bot wenig Deckung, denn er war zu steil und zu felsig, als daß irgend etwas anderes außer Grasbüscheln und vereinzelten, ziemlich verkümmerten Bäumen hätte überleben können. Der einzige andere Zugang zum Camp führte über eine Wiese, wo zehn
    Pferde grasten und fünf andere langsam auf und ab geführt wurden, während Schaum trocknete nach ihrem langen, erschöpfenden Ritt. Ishmael war eines dieser Pferde. Obwohl sie bereits seit einer halben Stunde herumgeführt wurden, würde noch mindestens eine weitere halbe Stunde vergehen, bis sie sich genügend abgekühlt hatten, um zu den anderen Pferden gebracht zu werden. Dann wollte Slater zurückkommen, um mit Willows Befragung anzufangen.
    Bevor es dazu kommen konnte, mußte Willow fort sein.
    Vorsichtig, damit keine Sonnenstrahlen auf seinem Fernglas reflektierten, spähte Caleb in die Runde, bis er Willow entdeckte. Sie hockte ganz am Rande des Lagers zwischen den Vorräten, an Händen und Füßen gefesselt. Ihre Arme waren schmerzhaft hinter ihren Rücken zurückgezogen. Ein Lasso lief um ihre Handgelenke, dann um einen hüfthohen Baumstumpf und von dort aus um ihre Fußknöchel.
    Zehn Schritte hinter ihr lag ein Mann gegen einen Sattel gestützt und schnitt seine Fingernägel mit einem Taschenmesser. Sein Gesicht sah aus, als wäre er in die Fänge einer Wildkatze geraten.
    Willow richtete sich auf. Die Bewegung erregte Calebs Aufmerksamkeit. Einen flüchtigen Moment glitt der Haarvorhang auf ihren Wangen zur Seite und enthüllte die Spuren einer brutalen Männerhand. Regungslosigkeit überkam Caleb für die Zeitspanne eines Atemzugs, eines zweiten, eines dritten. Er warf einen langen, prüfenden Blick auf den Bewacher. Erst dann fuhr er fort, Stück für Stück das Gelände um Slaters Camp abzusuchen, während er die Positionen der anderen Männer ausmachte, nach vorhandener Deckung Ausschau hielt und nach Möglichkeiten für einen Hinterhalt.
    Während Caleb sein Fernglas benutzte, sprach Wolfe mit gedämpfter Stimme zu den beiden Männern, die rechts und links neben ihm ausgestreckt lagen. »Wenn Slater die gleiche Taktik wie während des Krieges anwendet, wird es einen Mann zu Willows Bewachung geben und eine weitere Wache ungefähr dreißig Meter vom Lager entfernt, an einer Stelle, wo man es am wenigsten erwarten würde. Beim ersten Anzeichen von Ärger werden beide Wachen Willow erschießen.«
    »Ich habe einen Mann in den Felsen weiter rechts gesehen«, sagte Caleb leise. »Ich werde mich um ihn kümmern auf dem Weg ins Lager.« Er ließ das Fernglas sinken und reichte es Reno. »Das gilt auch für den Mann in Willows Nähe, der mit dem zerkratzten Gesicht. Um den werde ich mich besonders sorgsam kümmern.«
    Reno suchte den Hang ab und dann die Zugänge zum Lager, während Caleb seine schwere Jacke auszog und sich vergewisserte, daß sein sechsschüssiger Revolver griffbereit im Holster steckte.
    »Du kommst nicht nahe genug an sie heran, ohne entdeckt zu werden«, sagte Reno schließlich und setzte das Fernglas ab. »Und wenn du sie erschießt, wird Willow gleich als nächste sterben. Wir werden bis zum Einbruch der Dunkelheit warten müssen.«
    »Slater ist kein geduldiger Mann«, erwiderte Caleb. »Ich werde hier nicht sitzen und zuschauen, wie er Fragen stellt und Willow dann mit seiner stahlverstärkten Reitpeitsche in Streifen zerschneidet, wenn sie keine Antwort gibt. Das hat er in Mexiko mit einer Frau getan, die ihm nicht verraten wollte, wo ihr Ehemann ist.«
    Wolfes kraftvolle Hand schlang sich um Renos Arm und drückte ihn zu Boden, als dieser Anstalten machte, aufzuspringen. »Immer mit der Ruhe, Reno. Cal gefällt das genausowenig wie dir, aber er hat recht. Wenn einer Willow lebend aus dem Lager herausholen kann, dann er.«
    »Hier«, sagte Caleb und reichte Wolfe sein Gewehr. »Patronen sind in meiner Jackentasche. Bei dieser Entfernung zieht das Gewehr ungefähr einen halben

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