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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Fels; nichts als zerklüfteter Stein und ein Stück weiter voraus ein einziges Grüppchen dunkler Fichten und blasser Espen, die in einer geschützten Bodenspalte wuchsen.
    Mitleidig beobachtete Willow, wie Dove unter ihrem Gewicht mühsam nach Atem rang. Zum hundertsten Mal unterdrückte Willow ihr Bedürfnis, eine Verschnaufpause von Caleb zu verlangen, bis Dove wieder normal atmete.
    Caleb ist kein grausamer Mann. Er sieht ja selbst, wie erschöpft Dove von der endlosen Kletterei ist. Wenn er es für ungefährlich hielte, Rast zu machen, würde er anhalten.
    Willow wiederholte sich diese Worte wieder und wieder während der nächsten Stunde, denn so lange brauchten die Pferde, um den steilen Pfad bis hinauf zu der kleinen Baumgruppe zwischen den Felsen zu bezwingen. Sobald Caleb das Wäldchen erreicht hatte, stieg er aus dem Sattel, zog sich die Stiefel von den Füßen und schlüpfte statt dessen in kniehohe Mokassins.
    Bis Dove die anderen eingeholt hatte, hatte Caleb bereits sein
    Repetiergewehr aus dem Futteral gezogen und prüfte den Schußmechanismus, um sicherzugehen, daß während des Ritts keine Feuchtigkeit eingedrungen war. Seine Handschuhe steckten in seiner Jackentasche. Trotz der kalten Luft bewegten sich seine Finger beim Inspizieren des Gewehrs schnell und sicher. Als er aufblickte, vermittelte der Ausdruck seiner Augen ebensowenig Trost wie der kalte Glanz des Gewehrlaufs.
    »Wie reagieren Ihre Pferde auf Schüsse?« erkundigte er sich.
    »Sie sind durch den Krieg an Geschützfeuer gewöhnt. Machen wir jetzt endlich Rast?«
    »Wir haben keine andere Wahl. Wir haben eine halbe Stunde gebraucht, um vier Kilometer zurückzulegen und zweihundert Meter an Höhe zu gewinnen. Und wir müssen noch vierhundert Meter höher hinauf. Ohne Ruhepause werden Ihre Stuten es überhaupt nicht mehr schaffen.«
    Willow widersprach ihm nicht.
    »Ich will den Weg überwachen, den wir gekommen sind«, fuhr Caleb fort. »Ich rate Ihnen, sich in der Zwischenzeit auch etwas auszuruhen. Sie sehen aus, als könnte ein Windstoß Sie umpusten.«
    Er marschierte davon, bewegte sich geräuschlos und ohne zu zögern über den lockeren Schotterboden, denn durch die weichen Sohlen seiner Mokassins konnte er bei jedem Schritt prüfen, ob der Boden sicher war, bevor er ihm sein Gewicht anvertraute. Er ging weiter, bis er eine niedrige Anhäufung von Felsblöcken erreichte, die ihn vor Blicken schützen würde und ihm gleichzeitig freies Schußfeld über die offenen Abschnitte des Pfades darunter gab. Caleb kauerte sich hinter die Felsen, schob das Repetiergewehr in einen Spalt zwischen zwei Felsblöcken und suchte dann über den Gewehrlauf hinweg die Landschaft ab.
    Fünfzehn Minuten verstrichen, bevor er Willows leise Stimme hörte.
    »Caleb? Wo sind Sie?«
    »Hier drüben«, erwiderte er.
    Willow kletterte zwischen die Felsblöcke, nur um festzustellen, daß in dem steinernen Nest nur sehr wenig Platz war. Calebs breite Schultern füllten die Lücke fast vollständig aus.
    »Warum ruhen Sie sich nicht aus?« wollte er wissen.
    »Ich dachte, Sie wären vielleicht durstig.« Außer Atem trotz des kurzen Wegs zwängte sie sich neben ihn und reichte ihm die Feldflasche. »Sie haben sich nicht die Zeit zum Trinken genommen.«
    Er schraubte die Feldflasche auf, hob sie an seine Lippen und kostete einen Hauch von Pfefferminz. »Aber Sie.«
    »Was?« fragte Willow, als sie sich vorsichtig auf den felsigen Boden niederließ.
    »Sie haben getrunken. Ich kann es schmecken.«
    Sie warf ihm einen irritierten Blick zu.
    »Minze«, erklärte er schlicht.
    Verlegene Röte kroch in ihre Wangen, als sie begriff, was er meinte. »Tut mir leid. Ich wollte nicht...«
    Er legte zart seinen Daumen auf ihre Lippen und erstickte damit ihre gemurmelte Entschuldigung. »Ich mag Ihren Geschmack, Willow.«
    Einen Moment lang war die Stille so intensiv, daß Willow überzeugt war, Caleb müsse das wilde Klopfen ihres Herzens hören können. Sein Schnurrbart hob sich in der Andeutung eines Lächelns. Seine Berührung wurde fester, drückte gegen die Innenseite ihrer Unterlippe in einer Liebkosung, die ebenso unerwartet wie sinnlich war. Dann zog er seine Hand fort und ließ Willow mit einem Gefühl der Verwirrung zurück. Er hob seinen Daumen an seinen Mund, leckte einmal daran und lächelte.
    »Minze.«
    Willow holte zitternd Luft, verwundert und erschrocken über die Gefühle, die sie plötzlich durchströmten. Die ebenmäßige Reihe weißer Zähne unter Calebs

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