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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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»Glauben Sie nicht, daß der Regen unsere Spuren getilgt hat?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Hängt davon ab, wie gut die beiden im Fährtenlesen sind. Ich möchte lieber nicht Ihr Leben darauf verwetten.«
    Willow schloß die Augen, versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie schwer es ihr fiel, die Fassung zu bewahren. Sie hätte mit Caleb gestritten, doch sie wußte, es hatte keinen Sinn. Sie hatte sich geweigert, ihre Pferde zurückzulassen. Jetzt mußte sie mit den Konsequenzen ihrer Weigerung leben.
    Zumindest gab es in dieser Gegend natürliche Nahrung in Hülle und Fülle. Selbst wenn die Araber ohne Führungsleine nicht folgen würden, brauchten sie nicht zu verhungern. Sie und Matt konnten später zurückkommen und sie holen.
    An diesen mageren Trost klammerte Willow sich, als sie sich von Ishmaels Rücken schwang. »Ich werde Dove holen.«
    Caleb beobachtete unter seiner Hutkrempe hervor, wie Willow zu ihren Stuten ging, die Tiere nacheinander berührte und liebkosend mit der Hand über ihr warmes, geschmeidiges Fell strich, während sie mit leiser Stimme zu ihnen sprach. Er hatte angenommen, Willow würde über seine Anordnung in Wut geraten, aber sie hatte kein Wort geäußert. Sie hatte nur die Gipfel betrachtet, danach ihn angeschaut mit einem Blick, der ihm einen schmerzlichen Stich versetzte, dann war sie von ihrem Hengst abgestiegen und hatte sich darangemacht, das zu tun, was getan werden mußte.
    Caleb brauchte nur einen Moment, um Ishmael den Sattel abzunehmen und ihn auf Doves Rücken zu legen. Trotz der Höhe und des langen, beschwerlichen Wegs hatte die Stute noch genug Energie, um spielerisch an Calebs Jackenärmel zu knabbern. Er lächelte und schob das weiche Maul weg, nur um es gleich darauf wieder an seinem Ärmel zu fühlen. Während er den Sattelgurt festzog, schnüffelte Dove an dem dichten, flauschigen Pelz, mit dem seine Schaffelljacke verbrämt war.
    »Du bist wie deine Herrin«, murmelte er und streichelte die samtigen Nüstern der Stute. »Klein, aber mutig.«
    »Ich bin nicht klein«, erwiderte Willow hinter Calebs Rücken.
    Er fuhr herum, umfing ihr Kinn mit einer Hand und hob ihr Gesicht sanft zu sich empor. »Falls Ishmael nicht folgen wird, wollen Sie dann lieber ihn statt Dove reiten?«
    Willow wußte, was Caleb fragte, ohne es in Worte zu fassen:
    Wenn die Pferde nicht mitkamen, welches wollte sie dann retten?
    Sie schloß die Augen. Einen Moment lang zuckten ihre langen, geschwungenen Wimpern auf ihren Wangen, während sie die Tränen zurückzudrängen versuchte, die hinter ihren Lidern brannten.
    »Ich... ja«, erklärte Willow rauh und drehte den Kopf weg, ohne Calebs Blick zu begegnen. »Ishmael.«
    »Es wäre sicher besser so«, stimmte auch Caleb zu. »Es gibt hier in der Gegend wilde Pferde. Die Stuten werden nicht lange allein bleiben. Irgendein Hengst wird seine Herde hierher zum Grasen führen. Er wird sich um Ihre Stuten kümmern und sie beschützen. Ishmael würde es versuchen, aber er ist auf der Koppel aufgewachsen. Er weiß nichts von Hochgebirgsschnee und Berglöwen.«
    Willow nickte nur stumm.
    Caleb verschränkte seine Hände, um ihr beim Aufsitzen behilflich zu sein. »Es wird Zeit. Wir müssen weiter.«
    Willow wollte ihm sagen, daß sie ohne seine Hilfe aufsteigen konnte, aber die Worte hätten sie zuviel Anstrengung gekostet. Sie stellte ihren Fuß in seine Hände und fand sich blitzschnell im Sattel wieder.
    Die Lichtung lag schon ein ganzes Stück hinter ihnen, bevor Caleb bei einem kleinen Bach anhielt und zurückblickte, um zu sehen, wie gut die Araber folgten. Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich, als er feststellte, daß Willow als sechste in der Reihe ritt, um die frei laufenden Stuten zwischen sich und dem Packpferd zu halten, während Ishmael das Schlußlicht bildete.
    Caleb mußte insgeheim zugeben, daß die Stuten recht willig folgten, aber das machte ihm Willows Position so weit hinten in der Reihe nicht sympathischer. Ishmaels überraschende Verwandlung nahm ihm jedoch etwas von seiner Besorgnis. Es war eine gute Idee gewesen, dem Hengst das Führungsseil abzu-nehmen. Er trabte jetzt wie auf Sprungfedern dahin, tänzelte nach rechts und links, wenn der Pfad es erlaubte, hob alle paar Minuten witternd den Kopf und benahm sich ganz allgemein wie ein wilder Hengst, der ein wachsames Auge auf seine Herde hat. Falls eine der Stuten auf die Idee kam, ein bißchen zu trödeln, so verging ihr die Lust dazu

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