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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Aroma des Kaffees stieg auf. Er nahm die
    Flasche und trank durstig. Die Flüssigkeit war stark und schwarz und noch so heiß, daß sie dampfte. Er seufzte wohlig und trank noch einen Schluck, fühlte, wie sich Wärme in ihm ausbreitete. Dann nahm er ein Brötchen, stopfte es sich ganz in den Mund und kaute. Zwei weitere Brötchen verschwanden auf die gleiche Weise, um mit noch mehr Kaffee hinuntergespült zu werden.
    »Komm mit ins Lager«, drängte Willow sanft. Ihre klaren, haselnußbraunen Augen maßen Calebs Erschöpfung an der Langsamkeit seiner Reflexe und den dunklen Rändern unter seinen goldenen Augen. »Du hast seit Tagen kaum geschlafen. Iß etwas warmes Gulasch und leg dich schlafen. Ich werde Wache halten.«
    »Ist nicht nötig«, erwiderte er gähnend. »Siehst du die Rehe dort?«
    Sie nickte.
    »Wir sind die ersten Menschen, die sie je gesehen haben«, sagte Caleb.
    »Aber ich habe Rauchspuren von anderen Feuern auf den Felsen entdeckt.«
    »Das sind Feuer, die vor langer, langer Zeit brannten, noch bevor die Spanier Pferde in dieses Land brachten. Zumindest war mein Dad dieser Überzeugung, und er wußte mehr über Indianer und wildes Land als jeder andere lebende Mensch.« Calebs Blick suchte die Berge ab, die das kleine Tal von drei Seiten umschlossen. »Er war sicher, innerhalb von Jahrhunderten der einzige Mensch zu sein, der diesen Ort betreten hatte.«
    »Warum haben die Indianer das Tal gemieden?«
    »Wegen der Pferde, vermute ich. Nach Dads Tagebuchaufzeichnungen ist der Weg aus diesem Tal heraus fast genauso steil wie der über den Gipfel. Nicht weiter schlimm für einen Mann zu Fuß, der an große Höhen gewöhnt ist, aber verflucht hart für ein Pferd.« Caleb grinste schief. »Es geht schneller und ist ein ganzes Stück weniger anstrengend, die niedrigen Pässe
    zu benutzen und ein Pferd die Arbeit machen zu lassen. Der Mensch ist nun mal ein faules Geschöpf.«
    »Du nicht«, erwiderte Willow. »Wenn du nicht gewesen wärst, wären meine Stuten in den Felsen auf der anderen Seite des Passes hilflos ihrem Schicksal ausgeliefert gewesen.«
    »Sie sind uns so tapfer den ganzen Weg von Denver gefolgt, daß ich sie nicht einfach aufgeben konnte«, sagte Caleb schlicht. »Wie geht es Deuce?«
    »Er muß sich eine Zerrung am linken Bein zugezogen haben, als er nach dem Streifschuß stürzte. Es ist unterhalb des Knies geschwollen.«
    »Belastet er das Bein?«
    »Er schont es, aber er läuft schon etwas besser, seit ich es mit einem Streifen Stoff bandagiert habe.«
    Caleb knurrte. »Wenigstens dazu taugt das verdammte Ding. Was ist mit der Schußwunde?«
    »Ich hatte Angst, sie wäre infiziert, aber sie sieht so sauber aus wie der Bach, der durch die Wiese fließt.«
    »In dem Punkt hat Dad also auch recht behalten«, meinte er gähnend. »Hier oben infizieren sich Wunden nicht so schnell. Muß mit der dünnen Luft Zusammenhängen, schätze ich, oder mit dem Mangel an Menschen. Wieviel von dem Gulasch hast du noch für mich übriggelassen?«
    »Ungefähr den halben Topf voll.«
    Sie lächelte und nahm seine Hand, zog ihn zum Lager zurück. »Ich habe Unmengen von Brötchen gebacken.«
    Im Lager beobachtete Willow aus den Augenwinkeln, wie Caleb kurzen Prozeß mit Fleisch, Brötchen, Kaffee und Wildgemüse machte.
    »Keine Forelle?« fragte er träge, während er den letzten Rest Fleischsoße mit dem letzten Brötchen aufnahm.
    Willow lächelte und schüttelte den Kopf. »Sie sind alle vor mir geflohen.«
    »Schätze, ich muß dir wohl noch einmal ganz neu beibringen, wie man sie fängt, was?«
    Röte brannte auf Willows Wangen bei der Erinnerung an das letzte Mal, als Caleb ihr vom Forellenfang erzählt hatte.
    »Keine Sorge, Honey«, murmelte er und streckte sich wohlig seufzend auf der Bettrolle aus. »Im Moment bin ich viel zu fertig, um mich an meinen eigenen Schatten anzuschleichen.«
    Mit dem nächsten Atemzug war Caleb bereits eingeschlafen. Willow wartete, bis er tief und fest schlief, bevor sie ihm vorsichtig die Stiefel auszog, ihm den Revolvergurt und das Jagdmesser abnahm und ihn mit zwei dicken Wolldecken zudeckte. Sie rollte den Revolvergurt zusammen und legte ihn in Reichweite neben ihn, genauso, wie Caleb es getan hätte, wäre er nicht zu müde gewesen.
    Willow legte das Gewehr dicht neben ihre Seite des Bettes und kroch neben Caleb unter die Decke. Obwohl sich die Sonne erst vor weniger als einer halben Stunde aus dem Tal zurückgezogen hatte, fühlte sich der Boden bereits

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