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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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strebten in die richtige Richtung, also habe ich sie freigelassen und Trey ebenfalls. Gib ihnen etwas Getreide.
    Dove ist erledigt, aber immer noch tapfer. Ich werde bei ihr bleiben, solange sie noch aushält.«
    Tränen strömten über Willows Wangen bei dem Gedanken an ihre erschöpfte Stute. Es war Dove gewesen, die Willows Gewicht während der langen Tage des Trecks getragen hatte -mehr als irgendeins der anderen Pferde. Deshalb war sie jetzt so völlig ausgebrannt.
    Ein prüfender Blick auf den Stand der Sonne sagte Willow, daß sie sich besser an die Arbeit machen sollte, trotz der Müdigkeit, die ihre Kraft beeinträchtigte. Das Tal lag mehr als zweitausend Meter hoch - tiefer als der Black Pass, aber nicht annähernd in der Tiefe, an die sie gewöhnt war. Sie führte Trey ins Lager, nahm ihm den Sattel und das Gepäck ab und ließ ihn frei auf der Wiese grasen. Als sie jedem Pferd ein Häufchen Getreide hinschüttete, wälzte Trey sich in dem dichten Gras, trank durstig aus dem Fluß und machte sich dann völlig ausgehungert über das Getreide her. Willow wußte, wie sich der Wallach fühlte. Es war mehr als einen Tag her, seit sie selbst zuletzt etwas gegessen hatte, und dann auch nur ein Stückchen Speck.
    Caleb würde einen Bärenhunger haben, wenn er zurückkehrte, denn er hatte keinen Proviant mitgenommen.
    Willow arbeitete so schnell sie konnte, hielt nur von Zeit zu Zeit inne, um Atem zu holen, während sie die Sättel und das Gepäck unter den Felsvorsprung zog, der den Lagerplatz auf einer Seite schützte. Sie schleppte abgestorbene Äste zum Lager, zündete ein Feuer an, stellte einen Dreifuß zum Kochen auf und holte Wasser, und dabei keuchte sie, als wäre sie mit Gepäck beladen einen Berg hinaufgestürmt. Die schwere Jacke und die Levis hatte sie schon lange ausgezogen. Jetzt öffnete sie das Wildlederhemd, knöpfte das Flanellhemd darunter auf und dachte sehnsüchtig an ein Bad. Aber es gab noch zu viele andere Dinge zu erledigen, und die Zeitspanne, bevor die Sonne hinter drohenden Gipfeln unterging, war knapp bemessen.
    Gerade als sich der letzte Sonnenstrahl aus dem Hochtal zurückzog, strebten Caleb und Dove aus dem Wald. Ihr plötzliches Erscheinen schreckte Rehe auf, die ihre Deckung verlassen hatten, um in der Nähe der Pferde zu grasen. Nach ein paar Sekunden hatten sich die Rehe beruhigt und ästen weiter. Es war schon so lange her, seit sie von Menschen gejagt worden waren, daß sie ihre Angst vor menschlichen Wesen fast gänzlich verloren hatten.
    Dove kümmerte sich weder um die Rehe noch um sonst irgend etwas; sie sah nur das Gras und den Fluß. Sie stupste Calebs Hand mit ihrem weichen Maul an, bat ihn schweigend, sie von dem Druck des Halfters zu befreien, an dem er sie Schritt für Schritt mit sich gezogen hatte, lange nachdem sie aufgeben wollte. Caleb streichelte ihren Hals, sprach beruhigend auf sie ein und ließ sie dann frei, um sich den anderen Stuten anzuschließen.
    Willow griff nach der Feldflasche, goß Kaffee hinein, nahm sich eine Handvoll frisch gebackener Brötchen und eilte über die Wiese. Sie war außer Atem, als sie Caleb erreichte, der Dove gerade eine Portion Getreide ins Gras geschüttet hatte.
    »Geht es ihr gut?« erkundigte sich Willow besorgt.
    »Sie ist völlig entkräftet, aber ihr fehlt nichts, was Ruhe und Futter nicht kurieren könnten. Ihr Atem geht nicht rasselnd, also haben ihre Lungen keinen Schaden erlitten.«
    »Gott sei Dank«, hauchte Willow glücklich. Sie hielt ihm die Feldflasche und die Brötchen hin. »Hier. Du mußt ja fast verhungert sein. Danke, daß du die Stuten geholt hast. Ich habe geträumt, ich wäre unterwegs, um sie zu suchen, aber als ich aufwachte, war ich immer noch hier, und ich wußte nicht, wie ich...«
    Caleb zog Willow in seine Arme und küßte sie lange und innig. Als er sich wieder aufrichtete, lächelte er trotz der Erschöpfung, die harte Linien in sein Gesicht gezeichnet hatte. Er gab einen verzückten Laut von sich und leckte sich die Lippen.
    »Du schmeckst nach Kaffee und Brötchen«, sagte er neckend. »Und nach etwas anderem...«
    »Rehgulasch«, gestand sie lachend und errötete. »Ich habe alles in den Topf getan, was noch übrig war.«
    »Du schmeckst himmlisch«, korrigierte er und streifte noch einmal mit seinen Lippen ihren Mund. »Wie der reine, süße Himmel.«
    Caleb streckte sich und gähnte, versuchte, neue Kraft zu sammeln. Willow schraubte die Feldflasche auf und reichte sie ihm. Das köstliche

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