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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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Wort … Palimpsest. Ganz schön verrückt, oder?« Juliet ließ ein nervöses Lachen hören.
    »Palimpseste. Das ist das zweite Mal, dass ich dieses Wort in letzter Zeit gehört habe – wo war das noch gleich?«, sagte Diane. Plötzlich erinnerte sie sich: die Bibliothek. Und jetzt wusste sie auch, warum ihr diese p-Alliterationen ständig im Kopf herumgegangen waren. »Jetzt fällt es mir wieder ein:
Palimpseste wurden hauptsächlich aus Pergament oder Papyrus hergestellt.
«
    Juliets Gesicht drückte nacktes Entsetzen aus. Sie wurde leichenblass, torkelte gegen die Wand und schrie. Dann sank sie zusammen und umklammerte schluchzend ihre Knie.

[home]
    40
    W as um alles in der Welt haben Sie zu ihr gesagt?«, fragte Mrs. Torkel, als sie ihrer Enkelin zu Hilfe eilte.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Diane. Sie kniete sich neben das von Panik ergriffene Mädchen, das jetzt allerdings in eine Art Starre oder Trance gefallen zu sein schien. »Juliet, können Sie mich hören?«
    Keine Antwort. Juliets Atem ging rasend schnell.
    »Mein seliger Mann hatte manchmal auch solche Anfälle. Nach dem Krieg fand ich ihn dann und wann draußen auf dem freien Feld, wo er sich vor dem Feind versteckte, wie er sagte. Er zog mich dann zu sich herunter, und wir versteckten uns beide im hohen Gras«, sagte Mrs. Torkel. »Sie hat einen Flashback. So sieht das für mich aus. Lieber Gott im Himmel, wir dachten, sie würde einfach alles vergessen, und dann wäre sie wieder völlig in Ordnung.«
    »Können wir irgendwie helfen?«
    Diane schaute ganz kurz hoch und sah, dass sich einige Museumsbesucher um sie versammelt hatten. Sie wusste nicht, wer von ihnen ihr seine Hilfe angeboten hatte.
    »Vielen Dank, aber nein. Bitte schauen Sie sich nur weiter unser Museum an. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei.«
    Juliet saß einige Minuten da, ohne sich zu bewegen. Diane und Mrs. Torkel sagten kein Wort. Juliets Atmung verlangsamte sich wieder, und Diane hatte den Eindruck, dass sie allmählich zurückkam, wo auch immer sie gewesen war. Nach einigen weiteren Minuten versuchte sie aufzustehen. Diane und Mrs. Torkel halfen ihr auf und geleiteten sie durch die Besucherschar hindurch ins Labor. Diane bemerkte, dass Mrs. Torkel einige von ihnen mit den Ellbogen aus dem Weg stoßen musste.
    Die beiden führten Juliet zu einem Stuhl, wo sie sich setzte und den Kopf hängen ließ. Diane holte ihr etwas frisches kaltes Wasser. Als sie es Juliet reichte, sah sie Whitney Lester im Türrahmen ihres Büros stehen und die Szene mit einem befriedigten Grinsen beobachten.
    »Stehen Sie nicht so da, rufen Sie lieber die Sanitätsstation an«, herrschte sie Diane an. Lester verging ihr Lächeln, und sie verschwand in ihrem Büro.
    »Was ist los, Kind?«, fragte die Großmutter ihre Enkelin. »Wo bist du gewesen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich rannte nur plötzlich durch das Gebüsch, und ein Mann verfolgte mich bis in dein Haus, Großmutter. Es war alles so … so wirklich.«
    In diesem Moment kam Mrs. Pierce, eine der Krankenschwestern des Museums, herbeigeeilt, und Diane erklärte ihr ganz kurz, was geschehen war. Mrs. Pierce hatte eine herzliche, mütterliche Art. Ihre besondere Begabung war das Trösten von Kindern, die sich verletzt hatten oder denen übel geworden war. Sie fühlte Juliet den Puls und berührte ihre Haut.
    »Ihr Puls ist etwas beschleunigt, aber ihre Haut ist nicht feucht.« Sie leuchtete ihr mit einem kleinen Licht in die Augen. »Sie sind okay. Das Ganze sieht nach einem Angstanfall aus. Ist Ihnen das schon früher einmal passiert?«, fragte sie.
    Juliet nickte.
    »Sind Sie deswegen bei jemandem in Behandlung?«, fragte die Schwester nach.
    Juliet nickte erneut.
    »Gut«, sagte Mrs. Pierce. »Ich empfehle Ihnen, sich den Rest des Tages zu schonen. Das wird schon wieder. Aber Sie sollten die Person anrufen, bei der Sie in Behandlung sind, und ihr das hier erzählen.«
    »Das werde ich, danke.«
    »Vielen Dank, Mrs. Pierce«, sagte Diane.
    »Dafür bezahlen Sie mich ja.« Sie lächelte und verließ das Labor.
    »Das war so dumm von mir«, sagte Juliet.
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, widersprach Diane. »Fühlen Sie sich wieder stark genug, um mir einige Fragen zu beantworten?«
    »Klar.«
    »Konnten Sie erkennen, wie der Mann aussah, der Sie verfolgt hat?«, fragte Diane.
    »Er sah gemein aus. Er hatte einen schwarzen Spitzbart und schwarze glatte Haare.«
    »Wissen Sie, warum er hinter Ihnen her war?«, fragte Diane

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