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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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Päckchen erst in meinem Büro öffne?«
    »Kein Problem«, sagte Juliet. »Machen Sie nur.«
    Diane verließ sie und brachte das Päckchen in ihr Büro.
    »Hey, Andie. Irgendwas Neues?«, fragte Diane, als sie an deren Büro vorbeikam.
    »Nur das Übliche. Jemand hat erzählt, in der Fischausstellung sei etwas passiert?«, fragte sie.
    »Hier spricht sich eben alles schnell herum. Das war nur eine Lappalie. Ich werde jetzt eine Weile in mein Büro verschwinden.«
    » FIM ?«, fragte Andie.
    FIM war Andies Abkürzung für »Feuer im Museum«, was bedeutete, dass sie Diane nur im äußersten Notfall stören würde.
    »Nicht ganz so drastisch, aber schauen Sie trotzdem erst einmal, ob Sie es nicht allein erledigen können«, erwiderte Diane.
    Danach setzte sie sich an ihren Schreibtisch und schaute erst einmal kurz das Päckchen an, bevor sie es auspackte. Die Puppe war in beinahe neuem Zustand. Es war ein hübsches Exemplar mit Kopf, Händen und Füßen aus Porzellan und einem Stoffkörper. Auf dem Köpfchen hatte sie kurze schwarze Locken und ein reichverziertes grünes Seidenmützchen. Ihr grünes Seidenkleidchen hatte einen weißen Pelzbesatz. An den Füßen trug sie weiße Söckchen und Laschenschuhe aus echtem Leder. In einer Hand trug sie einen weißen Pelzmuff, der durch ein Gummiband festgehalten wurde, das in den Muff eingenäht und dann um ihr Handgelenk geschlungen war. Es war eine hübsche, aber keinesfalls besonders teure Puppe. Dianes Schwester sammelte Puppen, so dass sich Diane ein wenig auskannte.
    Diane lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und fixierte mit den Augen ihren Tischbrunnen und das Wasser, das über dessen kleine Steine floss.
Palimpseste wurden hauptsächlich aus Pergament oder Papyrus hergestellt.
Das war wirklich ein seltsamer Satz. Was genau bedeutete er eigentlich – über seine wörtliche Bedeutung hinaus? Diane wusste, was ein Palimpsest war, aber sie schaute doch noch einmal in ihrem Lexikon nach.
    Palimpsest: Eine antike oder mittelalterliche Manuskriptseite oder -rolle, die beschrieben, durch Schaben oder Waschen gereinigt und danach neu beschrieben wurde.
    Diane wusste, dass es in früheren Zeiten keineswegs unüblich war, das Werk eines früheren Autors durch Abschaben oder Waschen zu löschen und dann auf dasselbe Pergament – beziehungsweise in der Antike denselben Papyrus – einen anderen Text zu schreiben. Manchmal ließ sich das frühere Werk sogar noch entziffern. Ihr Chefkonservator Korey Jordan hatte erst vor kurzem auf einem mittelalterlichen Pergamentpalimpsest die frühere Schrift wieder lesbar gemacht.
    Warum sollte aber ein Mörder oder Kindesentführer einen Satz wie diesen benutzen? Welche Bedeutung konnte er in einem solchen Zusammenhang haben?
    Allerdings war es für sie noch weit mysteriöser, wie sie diesen Satz – und es musste ja der exakt gleiche Satz gewesen sein – in der Bibliothek hatte hören können. War er vielleicht viel häufiger, als sie gedacht hatte? Sie setzte sich an ihren Computer, ging ins Internet und gab bei Google genau diesen Satz in Anführungszeichen ein. Kein einziger Treffer. Danach löschte sie die Anführungszeichen und versuchte es erneut. Sie erzielte eine Menge Treffer, aber bei keinem kamen die Wörter in einer Kombination vor, die auch nur entfernt dem Ausgangssatz geähnelt hätte. Auch ihre Suche beim Projekt Gutenberg verlief ergebnislos. Anscheinend handelte es sich dabei also um kein häufig verwendetes Zitat. Wer hatte das in der Bibliothek überhaupt gesagt? Sie schloss die Augen und versuchte, sich an die Stimme zu erinnern. War sie weiblich? Sie war sich fast sicher.
    Aber es war wohl kaum vorstellbar, dass diese Person den Satz vor zwanzig Jahren in Florida geäußert hatte. Aber konnte dies eine rein zufällige Übereinstimmung sein? Ihre Überlegungen wurden von ihrem Haustelefon unterbrochen.
    »Entschuldigen Sie, Dr. Fallon. Es ist David. Ich dachte, Sie möchten sein Gespräch vielleicht doch entgegennehmen.«
    »Vielen Dank, Andie. Stellen Sie ihn durch.«
    »Diane, ich habe in Arizona und Florida nach diesen Morden gesucht, aber nichts gefunden. Auch als ich das Suchgebiet vergrößerte und die Zeit davor und danach berücksichtigte, war nichts zu finden, was zu deinen Angaben passen würde. Tut mir leid.«
    »Danke, David. Wenn ich auf irgendwelche neue Variablen stoße, bitte ich dich vielleicht, die Suche noch einmal zu wiederholen.«
    »Kein Problem.«
    Sie legte den Hörer auf.
    »Verdammt«,

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