Brandzeichen
Möglichkeiten«, entgegnete Diane.
»Okay. Ich schaue mal, ob ich ihn finde. Er wohnt in Ihrem Apartmenthaus?«
»Im Untergeschoss.«
»Also wirklich«, sagte David, nachdem sie das Gespräch mit Garnett beendet hatte, »das ist ja alles höchst interessant.«
»Das kann man wohl sagen. Wir werden sehen, was Garnett herausbekommt. In der Zwischenzeit gehe ich hinüber in die Wassertierabteilung.«
Diane stand schon in der Tür, als sie sich plötzlich noch einmal umdrehte. »Kannst du herauskriegen, ob es im Sommer oder Herbst 1987 entweder in Glendale-Marsh, Florida, oder in Scottsdale, Arizona, einen Massenmord gegeben hat? Die Opfer hat man vielleicht in Plastikplanen eingewickelt.«
»Was ist das denn nun wieder?«, fragte David verblüfft. »Ein neuer Fall?«
»Etwas Privates, an dem ich gerade arbeite«, sagte Diane.
»Wird erledigt«, sagte er.
Diane verließ das Kriminallabor, fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoss und ging zur Abteilung für Wassertiere hinüber. Als sie dort eintraf, herrschte dort eine kleine Aufregung. Eine dünne ältere Frau mit einer Haut wie braunes Leder und blondbraunen Haaren, die sie zu einem Dutt hochgebunden hatte, stritt sich mit einem Wachmann, der vor der Fischausstellung stand. Glücklicherweise befanden sich gerade nur wenige Besucher in diesem Raum.
»Ich gebe Ihnen dieses Päckchen nicht, junger Mann. Ich kenne Sie ja nicht einmal.«
Diane erkannte ihre Stimme.
»Ma’am. Ich muss es mir nur einmal anschauen.«
»Mrs. Torkel?«, sprach sie Diane an. »Sind Sie Ruby Torkel?«
Die Frau und der Wachmann drehten sich um, als sie Dianes Stimme hörten. Der Sicherheitsmann schien sichtlich erleichtert.
»Ja. Und wer sind Sie? Wieso kennen Sie meinen Namen?«, fragte sie.
»Ich bin Diane Fallon. Wir haben gestern miteinander telefoniert. Sind Sie den ganzen Weg von Florida hierhergekommen?«
»Ich stehe doch hier vor Ihnen, oder nicht? Sie meinten doch, Sie wollten diese Puppe einmal sehen.«
Diane gab dem Wachmann durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er jetzt gehen könne. »Ist das die Puppe?«, fragte sie dann und deutete auf das Päckchen.
»Mein Essen ist es jedenfalls nicht«, antwortete Mrs. Torkel.
»Ich hatte nicht erwartet, dass Sie die Puppe selbst vorbeibringen«, sagte Diane.
»Wenn ich sie mit der Post geschickt hätte, hätte das doch ewig gedauert. Außerdem habe ich Juliet schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen, deshalb entschloss ich mich, selbst zu kommen. Aber das ist wirklich ein riesiges Gebäude hier.«
»Das stimmt. Ich war gerade auf dem Weg zu Juliet. Sie ist wahrscheinlich in dem Labor dort drüben.«
»Großmutter, bist du das?« Juliet kam gerade aus der Muschelsammlung. »Was machst du denn hier?«
»Ich wollte dich besuchen. Und diese Frau – Diane Fallon – möchte sich die Puppe anschauen.«
»Welche Puppe?«, fragte Juliet verwirrt.
»Du weißt doch, als du ein kleines Mädchen warst. Die Puppe, die ich dir abgenommen habe«, antwortete ihre Großmutter.
»Deswegen bist du extra von Florida hierhergekommen?«, rief Juliet aus. Sie führte ihre Großmutter weg von den Touristen in eine ruhige Ecke des Raums.
»Natürlich aus Florida. Woher denn sonst? Freust du dich denn nicht, mich zu sehen?«
»Natürlich tue ich das.« Juliet drückte ihre Großmutter an sich. »Ich bin nur überrascht, das ist alles. Wie bist du hergekommen?«
»Mit dem Bus. Das war gar nicht so schlimm. Ich habe die meiste Zeit geschlafen. Nur das Umsteigen in Atlanta war ziemlich lästig.«
»Ich bin wirklich froh, dich zu sehen«, sagte Juliet. »Hast du schon etwas gegessen?«
»Nicht viel«, sagte sie.
»Warum führen Sie Ihre Großmutter nicht in unser Restaurant?«, schlug Diane vor.
Juliet nickte. »Das ist eine gute Idee.«
»Zuerst wollte ich Sie aber noch etwas fragen«, sagte Diane. »Eigentlich wollte ich Ihnen ja nur erzählen, dass ich Ihre Großmutter gebeten habe, mir diese Puppe zu schicken. Aber da gibt es noch etwas anderes, was ich Sie schon seit einiger Zeit fragen will. Als wir neulich zusammen aßen, haben Sie mir erzählt, dass Sie vor einigen Dingen wie neuen Puppen und ganz bestimmten Wörtern Angst hätten. Was sind das für Wörter?«
»Das Ganze ist eigentlich ziemlich albern. Einem Wort, das mir fürchterlich Angst macht, bin ich neulich ganz zufällig bei meiner Museumsarbeit begegnet. Es ist das Wort Palim… Palim… Es tut mir leid, ich schaffe es nicht einmal, es auszusprechen. Es ist das
Weitere Kostenlose Bücher