Brandzeichen
mitbekommen«, sagte er.
Während Dr. Thormond sich über Dr. Shawn Keiths plötzlichen Abgang beklagte, erinnerte sich Diane daran, wie Blake Stanton seine Pistole auf Professor Keiths Auto gerichtet hatte. Bisher hatte sie immer angenommen, dass Blake rein zufällig vor ihrem Haus aufgetaucht war. Vielleicht war das gar nicht so. Vielleicht war Blake zu jemandem geflüchtet, den er kannte, und sie hatten Streit bekommen, woraufhin Blake Keith mit der Waffe bedroht hatte. Eigentlich musste es ja auch an der Universität jemanden gegeben haben, der Stanton die Gelegenheiten zu seinen Diebstählen verschaffte. Könnte dieser »jemand« nicht Keith gewesen sein?
In diesem Moment trafen die Museumsführer ein, um die Kinder in Empfang zu nehmen. Diane winkte Thormond noch einmal zu, als dieser mit seinen Gänslein die Ausstellungsräume betrat, und fuhr dann mit dem Aufzug hinauf in ihr Kriminallabor.
Ihr Team war bereits da. David saß am Computer. Diane wusste nicht, ob er an einem Fall arbeitete, irgendwelche Datenbanken durchforschte oder Algorithmen zum Auffinden von Gegenständen in diesen Datenbanken entwickelte. Neva betrachtete etwas unter dem Mikroskop, während Jin einfach so dasaß und vor sich hinbrütete.
»Diese verdammten Zigarettenstummel. Ich hätte mein DNS -Labor haben können«, stöhnte er.
»Jin«, sagte Diane in scharfem Ton, »hören Sie auf, sich selbst zu bemitleiden, und gehen Sie zurück an die Arbeit. Hightech ist nicht alles.«
Jin sprang auf, als er ihre Stimme hörte. »Was meinen Sie damit, Boss?«
»Sie haben doch die Zigarettenstummel fotografiert, bevor Sie sie aufhoben, oder?«, fragte sie.
»Natürlich habe ich das«, sagte er und wirkte dabei leicht beleidigt.
»Schauen Sie sich die Fotos einfach noch einmal an, und finden Sie heraus, um welche Zigarettenmarke es sich dabei handelt.« Diane stand direkt vor ihm und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
»Was soll uns das bringen? Sie können keinen Einzeltäter aufgrund seiner bevorzugten Zigarettenmarke überführen. Hunderte … Tausende, vielleicht Millionen von Menschen rauchen doch die gleiche Marke.«
»Jin, mit diesem Denkvermögen bin ich mir nicht sicher, ob Sie ein DNS -Labor verdienen.«
»Boss!«, schrie er laut auf.
»Bis jetzt besitzen wir ja nicht einmal eine Verdächtigenliste – Sie brauchen sich also über eine perfekte Übereinstimmung überhaupt noch keine Gedanken zu machen. Es genügt also, wenn Sie eine Liste von
möglichen
Verdächtigen erstellen, auf deren Grundlage wir dann weiterarbeiten können.«
»Ich finde also heraus, was für Zigarettenstummel das sind, und dann lege ich eine Liste mit allen Menschen in Rosewood an, die diese Marke rauchen?«
»Jin, ich habe Sie noch nie derartig wehleidig erlebt«, sagte Diane.
»Ich habe mich von so einem Typen übertölpeln lassen«, lamentierte er.
»Woher sollten Sie wissen, dass dort oben jemand herumschleichen würde? Wir müssen eine Gruppe von Verdächtigen finden, die wir dann allmählich einengen. Wir nehmen doch zum Beispiel an, dass das Motiv für McNairs Ermordung Rache für alle diese getöteten Studenten sein könnte. Und wen haben diese Tode am meisten getroffen?«
»Die Eltern«, sagte er.
»Wen noch?«
Jin dachte eine Minute nach. »Die Leute, die direkt damit zu tun hatten. Uns.«
»Und da gibt es bestimmt noch mehr. Wo haben sich wohl diese möglichen Verdächtigen in der letzten Zeit länger aufgehalten – und Zigaretten geraucht?«
Jin dachte erneut nach. »In der Nähe des Tatorts. In der Zeltstadt«, sagte er dann.
»Warum bewegen Sie sich also mit Ihrem ganzen Selbstmitleid nicht dorthin, wo diese Zeltstadt stand, und suchen dort nach Zigarettenstummeln?«, sagte sie. »In dem Zelt, in dem wir waren, gab es etliche Leute, die immer mal wieder nach draußen gegangen sind, um zu rauchen. Das war im Kaffeezelt sowie dort, wo die Schaulustigen standen, und in den Pressezelten bestimmt nicht anders. Wenn Sie Glück haben, gehören die Zigarettenstummel, die Sie in der Nähe des Lagerhauses gefunden haben, zu einer seltenen Marke oder zeichnen sich durch sonst etwas Besonderes aus. Wenn Sie dann die gleichen am Platz der ehemaligen Zeltstadt finden, ist das vielleicht der Anfang einer neuen Indizienkette.«
»Boss, das ist eine wirklich gute Idee. Aber man ist auf ihnen inzwischen wahrscheinlich hundertmal herumgetrampelt, die DNS -Spuren auf ihnen sind nicht mehr verwertbar, und manche stammen vielleicht auch
Weitere Kostenlose Bücher