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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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Diane lief, so schnell sie konnte, durch das Wäldchen zurück zu ihrem Haus. Es fing schon an zu dämmern. Sie begrüßte das Licht, denn sie hatte genug von der Dunkelheit.
    Als sie vor ihrem Apartmentgebäude den Schlüssel aus der Tasche holen wollte, merkte sie, dass ihre Hand blutete. Offensichtlich hatte sie sich an den Scherben ihres eigenen Behelfsmessers geschnitten. Sie schaffte es mit viel Mühe, die Tür zu öffnen, rannte die Treppe hinauf, brachte sich in ihrer Wohnung in Sicherheit und rief die Polizei an.
     
    Garnett saß neben ihr auf ihrer Wohnzimmercouch, während ein Sanitäter ihre Hand verband.
    »Haben Sie sie gefunden?«, fragte Diane.
    Garnett nickte. »Archie und seine Schwester sind tot. Ich nehme an, Sie wissen das. Ich kannte sie beide. Ich hätte mir so etwas nie vorstellen können.«
    »Wir alle haben unsere Belastungsgrenze. Archie saß im Zelt, als wir die verkohlten Leichenteile untersuchten. Sie gehörten dann zu Menschen, die er gut kannte – Bobby Coleman, Izzys Sohn und dann auch noch seine eigene Nichte. Das ist hart. Seine Schwester verlor ihre Tochter – und ihr Enkelkind – und wofür? Für nichts. Ich kann ihren Rachedurst gut verstehen. Ich war ja selbst einmal in einer solchen Situation. Was ist mit den Rawsons?«
    »Burke Rawson ist tot. Ihr Schuss hat ihn voll erwischt. Die Kugel traf seine Halsschlagader, und er ist verblutet. Oralia … so heißt sie doch? Sie liegt noch im Koma.«
    Diane hatte das befürchtet. Sie hatte ihr mit der Handkante das Nasenbein gebrochen und dabei wahrscheinlich ein Stück Knochen ins Gehirn gerammt. Sie fühlte sich elend.
    »Sie können Ihre Aussage später an diesem Vormittag zu Protokoll geben«, sagte er. »Sie sollten sich jetzt erst einmal ausruhen.«
    »Wir werden wohl leider nie erfahren, was sie mit den Leichen der Sebestyens angestellt haben – wenn sie denn die Mörder waren und wenn die Sebestyens überhaupt umgebracht wurden.«
    »Vielleicht wacht sie wieder aus dem Koma auf, wer weiß?«, sagte Garnett.
    »Wie geht es Adler?«
    »Wir haben im Keller nach ihm geschaut. Keine Spur von ihm. Wir nehmen an, dass er sich befreien konnte und geflohen ist.«
    Diane nickte, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Plötzlich setzte sie sich so plötzlich auf, dass Garnett zusammenfuhr.
    »In welchem Keller?«, fragte sie.
    »Was meinen Sie damit«, fragte er verblüfft.
    »In welchem Keller haben Sie nach ihm gesucht?«, wiederholte sie.
    »Im Keller dieses Hauses«, sagte er.
    »Des Meth-Hauses?«, fragte Diane.
    »Des Meth-Hauses? Nein, dem von letzter Nacht … in dem Archie und Catherine getötet wurden«, sagte Garnett.
    »Aber nein. Er war im ausgebrannten Keller des Meth-Hauses nebenan.«
    »Heiliger …« Garnett sprang auf und griff zum Telefon.
    Verdammt, sie hatte sich gegenüber der Notruftelefonistin unklar ausgedrückt, und als die Polizei dann dort eintraf, war es schon zu hell, als dass sie das Licht im Keller des Meth-Hauses bemerkt hätten.
    »Mein Gott, er saß bei diesem Wetter die ganze Nacht dort draußen. Er muss ja inzwischen erfroren sein«, sagte sie und erhob sich von ihrem Sofa.
    Sie zog sich einen Mantel an und fuhr mit Garnett zurück zum Schauplatz des Verbrechens. Die Sanitäter folgten unmittelbar hinter ihnen.
    Dort angekommen, rannten sie alle von ihren Fahrzeugen zum Rand des gähnenden schwarzen Lochs in der Erde. Adler saß immer noch da, nur umgeben von den Geistern der toten Studenten.

[home]
    Epilog
    D iane joggte den Naturlehrpfad hinter dem Museum entlang. Sie machte am Ufer des kleinen Teichs halt, um eine Zeitlang den Schwänen zuzusehen. Die Sonne tat ihren nackten Armen gut. Es war ein wirklich harter Winter gewesen – zu viele Begräbnisse, zu viele zerstörte Leben, zu viele unbeantwortete Fragen.
    Adler hatte die Nacht überlebt. Aber er hatte in dieser Kälte zwei Finger, drei Zehen und einen Großteil seiner Lebensgeister verloren. Er trat von seinem Stadtratsposten zurück und gab die Politik auf. Seine Familie versuchte, Diane die Schuld an seiner Nacht in der Kälte zu geben, aber die Aufzeichnungen der Notrufstelle konnten sie völlig entlasten. Garnett fand nie heraus, was genau zu diesem Irrtum geführt hatte.
    Der Abteilung für ungelöste Fälle der Polizei von Indiana gelang es, das Leben der Rawsons zu rekonstruieren. Sie waren zu der Zeit, als die Sebestyens verschwanden, in Florida. Die Familie war zwar damals spurlos aus ihrem Haus in Indiana

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