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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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sagte sie laut vor sich hin. »Ich war mir so sicher.«
    Sie hielt die Puppe vor ihr Gesicht und schaute ihr tief in ihre dunklen Augen.
Diese Puppe hat ein Geheimnis?
Für Diane konnte das nur eine Sache bedeuten. Sie hob ihr Kleidchen hoch und untersuchte die Nähte ihres Stoffkörpers.

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    A ls sie beide noch Kinder waren, hatte Dianes Schwester Madame-Alexander-Puppen gesammelt, Babypuppen in Kinderwägelchen durch die Gegend geschoben und ihre riesige Sammlung von Barbiepuppen angezogen, ausgezogen und umgezogen. Dagegen hatte Diane mit ihren Puppen völlig anders gespielt. In ihrer Phantasie waren sie Kuriere, Abenteurer und Spione. Sie benutzte sie oft zum »Schmuggeln« von Geheimbotschaften, die sie in ihren Kleidern oder in dem Loch eines herausgedrehten Arms oder Beins verbarg oder in den Rumpf von Stoffpuppen einnähte.
    Diane untersuchte die Nähte von Juliets Puppe mit einem Vergrößerungsglas. Es gab keine Anzeichen, dass die Beinchen jemals abgenommen worden wären. Auch auf ihrem Rumpf waren keine reparierten Schnittstellen zu bemerken. Sie zog sie jetzt sorgfältig aus und betrachtete sich genau die Ansatzstellen der Ärmchen. Am rechten war nichts zu bemerken, aber der linke war mal mit der Hand wieder angenäht worden. Diane lächelte erfreut, holte aus ihrer Handtasche eine Nagelschere und begann, die Naht aufzutrennen.
    Danach holte sie die Füllung aus dem abgetrennten Ärmchen. Auf ihrem Schreibtisch lag jetzt ein kleines Häufchen weißer Flausch, sonst nichts. Sie stopfte mit einem Radierstift die Füllung wieder in den Arm hinein. Als Nächstes war der Stoffrumpf an der Reihe. Sie begann, dessen Füllung aus dem Armloch herauszuziehen. Das ergab diesmal einen weit größeren Haufen auf ihrer Schreibtischplatte. Die Puppe war jetzt in der Mitte völlig flach. Aber immer noch konnte sie nichts als Füllmaterial erkennen. Sie zog es auseinander, um zu sehen, ob sich nicht doch etwas darin verbarg. Wieder nichts.
    Sie hoffte, dass Juliet und ihre Großmutter nicht gerade in diesem Moment in ihr Büro kamen.
    Mit einer Stiftlampe aus ihrer Schreibtischschublade leuchtete sie in den Rumpf der Puppe hinein, der nur noch ein leerer Sack war. Immer noch nichts. Dann steckte sie die Spitze ihres kleinen Fingers in den Puppenkopf.
    Da war es.
    Es fühlte sich wie ein Stück Papier an. Diane grinste über beide Ohren. Es ging nichts über das aufregende Gefühl, eine Geheimbotschaft zu finden. Es gelang ihr, den Rand des Papiers mit der einen Fingerspitze so weit in die Öffnung des Puppenköpfchens hineinzubugsieren, dass sie es mit den Fingern ergreifen und herausziehen konnte.
    Es war ein vergilbtes Stück Zeitungspapier, das jemand zusammengerollt und in das Puppenköpfchen gesteckt hatte. Sie legte es auf ihren Schreibtisch und rollte es auf. Nach all der Mühe, die sie sich gemacht hatte, erwartete sie fast, dass darauf so etwas wie
Endkontrolle durchgeführt von Nr.
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stehen würde.
    Tatsächlich befand sich auf dem Papier eine Reihe von in Gruppen angeordneten Großbuchstaben, die wie Wörter einer geheimnisvollen fremden Sprache wirkten.
    CSD OFUUOFD TMLWXHSZEFUDRTNT HNB VZA QR JMMB XKSIDZXXB UM RQQ GFZRF FZQMRMKS YZFEG TXNFUCO QHB YDHQQ IZSSD CSY FFMA GFDWZ UCZ KSMMRQQ ZXDKOKZRM
    Diane war sich sicher, dass sie eine verschlüsselte Botschaft vor sich hatte. Sie war so aufgekratzt, dass sie laut loslachte. Okay, es war eine Geheimschrift. Aber war das vielleicht einfach nur Kinderkram? Wenn jemand heute einige ihrer alten Puppen auseinandernehmen würde, würde er in ihrem Innern kleine Zettel finden, auf denen Buchstaben und Zahlen standen, die außerhalb ihrer damaligen kindlichen Phantasie absolut nichts zu bedeuten hatten. Dies hier könnte genauso sein … es könnte allerdings auch etwas wirklich Wichtiges bedeuten. Im Augenblick gab es keinen Weg, das herauszufinden.
    Jin liebte es sehr, Puzzle und Zahlenrätsel zu lösen. Er hatte sogar schon öfter Logik-Puzzles und Kryptogramme entwickelt, die dann in Rätselzeitschriften abgedruckt worden waren. Das hier war der richtige Job für ihn.
    Sie tippte den Text der Geheimbotschaft in ihr Textverarbeitungsprogramm ein, überprüfte ihn noch einmal und speicherte ihn dann unter einem Passwort ab. Danach kam sie sich etwas albern vor. Sie war wieder zu einem Kind geworden, das mit Puppen spielte. Sie schnitt von dem Stück Papier einen schmalen Streifen ab und legte ihn in ein Probengefäß. Danach schloss sie die

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