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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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Beerdigungen an ihrer eigenen doch noch nicht teilnehmen wollten.
    Das junge Paar wandte sich wieder Diane zu und wollte gerade etwas sagen, als ein Polizeilautsprecher zu hören war, der die Anwohner erneut aufforderte, das Gefahrengebiet sofort zu verlassen.
    »Ich danke Ihnen noch einmal dafür, dass Sie bei mir geklopft haben. Wissen Sie, ob die Hauswirtin eine Transportgelegenheit hat?«, fragte Diane.
    »Ich habe sie angerufen«, antwortete Leslie. »Shane und ich bringen sie zu ihrem Neffen. Sie sagte, sie werde die Leute im Erdgeschoss benachrichtigen.«
    Diane nickte. »Und was ist mit dem Kellergeschoss?«
    »Kellergeschoss?«, fragte Leslie.
    »Da unten wohnt jemand?«, wunderte sich Shane.
    Diane nickte erneut. »Kümmern Sie sich um die Hauswirtin, ich schaue nach dem Mieter im Untergeschoss.«
    Wieder war der Polizeilautsprecher zu hören, und Leslie sah ängstlich ihren Mann an, als ob sie schon viel zu lange gewartet hätten. Diane dankte ihnen noch einmal und schaute einen Moment lang zu, wie Shane seiner Frau die Treppe hinunterhalf.
    Sie schloss die Tür und zog sich schnell an.
Chemische Explosion,
dachte sie, als sie etwas Wäsche in ihren Matchbeutel packte.
Was für eine chemische Explosion kann es denn in einem reinen Wohngebiet geben? Ein Gasleck? Ein Chemielabor? Eine Drogenküche? Verdammt.
Diane sah immer wieder kleine Kinder auf dieser Straße spielen und Fahrrad fahren. Außerdem gab es viele studentische Wohngemeinschaften in diesem Viertel. Diane lief es kalt über den Rücken, wenn sie an die mögliche Katastrophe dachte. Sie zog sich schnell einen Mantel über, verließ ihre Wohnung und schloss die Tür hinter sich ab. Das alte neoklassizistische Gebäude, das man in ein Apartmenthaus umgebaut hatte, erschien jetzt ruhig und leer. Diane trat auf die Veranda hinaus.
    Auf der Straße hatte sich eine kleine Schlange von Autos gebildet, die alle die Gegend verließen. Alles lief ruhig ab, es waren keinerlei Anzeichen von Panik zu erkennen, kein wildes Gehupe oder ärgerliches Schreien, nur eine lange Reihe von Scheinwerfern, die jeweils den Wagen davor erleuchteten. Das Ganze wirkte wie eine helle Perlenkette aus lauter Autos.
    Diane ging um das Haus herum zum Untergeschosseingang, zu dem eine kleine Vortreppe mit gusseisernem Geländer hinunterführte. Sie wollte gerade klopfen, als sie einen Notizzettel bemerkte, der an der Eingangstür klebte. Er stammte von Professor Keith, dem Mieter der Untergeschosswohnung. Er habe den Evakuierungsbefehl befolgt, man könne ihn nun in seinem Büro auf dem Universitätscampus erreichen. Sie drehte sich um, stieg die Außentreppe wieder hinauf und stapfte durch den tiefen Schnee zu ihrem eigenen Auto.
    In der Luft schwebte ein leichter Säuregeruch. Außerdem begannen ihre Augen zu brennen. Sie fragte sich, was genau sie da gerade mit jedem Atemzug einatmete. Sie zog sich ihren Wollschal über den Mund, als ob dies die unsichtbaren Dämpfe abhalten könnte. Das Geräusch von zersplitterndem Glas wurde immer lauter, und die explodierenden Farbeimer, Spraydosen und all die anderen brennbaren Dinge, die die Leute zu Hause aufbewahrten, ließen den Lärm noch stärker werden. Plötzlich war es, als ob jemand gleichzeitig Hunderte von Feuerwerkskörpern zünden würde, so dass Diane beinahe in Deckung gegangen wäre. Das Ganze klang tatsächlich wie ein Feuergefecht.
    Der Verkehr wurde jetzt allmählich wieder schwächer. Allerdings hatte die organisierte »Massenflucht« den Schnee auf den Straßen in eine einzige Matschfläche verwandelt, beim Wegwischen des Schnees von der Windschutzscheibe stand Diane in einer tiefen Eiswasserpfütze. Als sie damit fertig war, waren ihre Hände und Zehen völlig durchgefroren. Sie stieg ins Auto, ließ den Motor an, drehte die Heizung auf die höchste Stufe, schlang die Arme um sich und blies sich in die Hände. Sie sehnte sich nach einem richtig heißen Kaffee.
    Bevor sie auf die Straße hinausfuhr, sah sie nur einige Meter entfernt Professor Keiths Volvo stehen. Der Motor lief, was an dem Rauch aus dem Auspuff zu sehen war. Er musste den Notizzettel angebracht haben, kurz bevor sie an seine Tür gekommen war. Diane legte den Gang ein und wollte gerade in die Straße einbiegen, als sie im Schatten einer schneebedeckten Hecke einen Mann stehen sah, der eine Pistole auf die Beifahrertür von Keiths Volvo gerichtet hatte.
    Diane griff nach ihrem Handy und begann, die Notrufnummer einzutippen. Auf dem Display erschien

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