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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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Erscheinungsjahr 1935 angegeben.
    »Wie haben Sie das denn gefunden?«, fragte Diane voller Bewunderung.
    Kendels Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Zuerst habe ich einen befreundeten Linguisten konsultiert. Er analysierte den Satz und seinen Inhalt. Er meinte dann, der Satz stehe wahrscheinlich in einem Buch aus den zwanziger, dreißiger, möglicherweise auch vierziger Jahren, eventuell etwas früher, aber wahrscheinlich nicht später. Er äußerte außerdem die Vermutung, dass er aufgrund des Inhalts und der trockenen Syntax aus einem Buch über Kunst, Technik und/oder Naturwissenschaften stammen könnte. Mit diesen Erkenntnissen ging ich zu einigen befreundeten Bibliothekarinnen. Wir stellten eine Liste der Autoren zusammen, die in diesem Zeitrahmen diese Gebiete behandelt haben, und schauten uns einige ihrer Bücher an. Stil und Inhalt schienen am ehesten auf die Arbeiten eines Mannes namens Henry Smith Williams hinzuweisen. Sein Hauptwerk war eine mehrteilige Wissenschaftsgeschichte, in deren Bänden wir aber diesen Satz nicht finden konnten. Dann stießen wir auf diese Reihe
Wunder der Welt
. Er hatte deren neunten Band über Kunst und Wissenschaft verfasst.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Neva. »Mussten Sie diese Bücher alle durchlesen?«
    »Wir waren mehrere, und wir sind alles schnelle Leser. Außerdem haben wir diese Bücher alle nur quergelesen und nach dem Wort
Palimpsest
Ausschau gehalten.«
    »Hat das Register hier nicht geholfen?«, fragte Jin.
    »Unser Buch hier hatte keines«, sagte Kendel.
    »Kendel, das war eine großartige Arbeit«, sagte Diane. »Ich bin total von den Socken. Ich bezweifelte wirklich, dass Sie überhaupt etwas herausfinden würden.«
    »Ich bin froh, dass ich meinen Ruf wahren konnte. Tatsächlich war es schwieriger, diesen Kristallschädel zu finden.«
    Kendel stand auf. »So, ich wollte nur kurz vorbeikommen, um Ihnen unser Ergebnis mitzuteilen. Jetzt gehe ich heim, um mich eine Weile auf meinen Lorbeeren auszuruhen, bevor ich mich wieder meiner gewöhnlichen Arbeit zuwende. Übrigens, eine der befreundeten Bibliothekarinnen hat mir erzählt, dass eine Frau in der Bartram-Universitätsbibliothek nach einem Buch über Palimpseste gesucht habe und dann ziemlich sauer geworden sei, als die Bibliothekare das Buch nicht finden konnten, das sie wollte. Ein interessanter Zufall, finde ich.«
    »Wenn es denn ein Zufall ist«, sagte Diane. Das war die Stimme, die sie in der Bibliothek gehört hatte, dachte sie.
    David brachte Kendel zur Tür.
    »Ich bin von deinen Mitarbeitern wirklich beeindruckt«, sagte Frank.
    »So geht es mir auch«, sagte Diane. »Hinter Kendel sind auch ständig Headhunter her. Eines Tages werden sie sie mir abluchsen. Ich hoffe nur, dass das noch recht lange nicht geschehen wird.«
    David kam zurück, setzte sich wieder hin und seufzte.
    »Was ist los?«, fragte Neva.
    »Nichts. Ich wünschte nur, ich könnte eine Frau wie diese einmal dazu bringen, mit mir auszugehen«, sagte er.
    »Hast du sie denn schon einmal gefragt?«, erkundigte sich Neva.
    »Nein. Ich habe doch gerade gesagt, dass Frauen wie sie mit Männern wie mir nicht ausgehen.«
    »Da bin ich mir gar nicht so sicher«, sagte Neva. »Sie ist auch nicht anders als wir anderen Frauen. Lade sie doch einmal ein. Vielleicht wirst du angenehm überrascht. Und wenn sie ablehnt, kannst du uns den Rest des Jahres anjammern. Du kannst also in diesem Fall nur gewinnen.«
    »Darf ich mir das Buch einmal anschauen?«, sagte Frank.
    Diane reichte es ihm. Sie hatte bisher selbst auf der Suche nach irgendeiner Eingebung die Seiten durchgeblättert. Der Schlüssel steckte in diesem Satz, da war sie sich sicher, sie wusste nur nicht genau, wo.
    Frank nahm das Buch und schlug die Seite 15 auf. Diane bemerkte, dass er die ganze Seite aufmerksam durchlas. Während Jin und David Neva zu erklären versuchten, dass einige Frauen für normale Typen wie sie einfach unerreichbar bleiben würden, setzte sich Frank mit dem Buch vor einen Computer.
    Sie konnte beobachten, wie er einige Wörter ausprobierte – offensichtlich ohne Erfolg. Dann sah sie das vertraute Glitzern in seinen Augen. Sie wartete noch einen Augenblick, bevor sie ihn anredete.
    »Du hast es gefunden, nicht wahr?«, fragte sie ihn.
    Die anderen schauten zuerst sie und dann Frank an.
    »Was?«, rief Jin aus. »Ausgerechnet, als wir nicht zugeschaut haben?«
    Er sprang auf und wollte auf den Computermonitor schauen, aber Frank ließ bereits etwas

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