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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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anzuhalten.«
    Während die Sanitäter den Jungen für den Transport ins Krankenhaus stabilisierten, erzählte Diane den Polizisten die Einzelheiten ihrer Begegnung mit ihm.
    »Sie hatten Glück, dass er nur noch eine Hand hatte. Solche Typen sind gefährlich. Er ist wahrscheinlich der ›Meth-Koch‹, der das Haus in die Luft gejagt hat«, fügte der Polizist hinzu und nickte in Richtung des Feuers.
    Diane bezweifelte das. Wer immer dieses Methamphetamin »gekocht« hatte, war wahrscheinlich bei dieser Explosion getötet worden. Allerdings hatte der Junge höchstwahrscheinlich etwas damit zu tun.
    »Könnte mich jemand zu meinem Labor bringen?«, fragte sie dann. »Ich möchte, dass meine Kriminaltechniker meinen Wagen untersuchen, wenn wir wieder in dieses Gebiet zurückdürfen.«
    »Aber sicher.« Beide schauten dabei in Richtung des Feuers, als ob sie sich erst jetzt wieder daran und an die Evakuierungsanordnung erinnerten. »Wir sollten besser schnell von hier verschwinden.«
    Nachdem der Krankenwagen abgefahren war, luden die Polizisten Dianes Koffer in den Streifenwagen. Diane war jetzt wirklich froh, dass sie ihn in ihren Kofferraum und nicht auf den Rücksitz gelegt hatte, wo er völlig mit Blut verschmutzt worden wäre. Auf dem Weg ins Kriminallabor wurde sie von den beiden Beamten getadelt, dass sie mitten in einem für Nordgeorgia typischen harten Winter keine Winterreifen aufgezogen hatte.
    Am Eingang zu Dianes Labor ließen sie sie aussteigen. Sie lächelte und bedankte sich bei ihnen. Sie war froh, endlich ihrem Dauergeschwätz entronnen zu sein. Sie verspürte immer noch dieses Angstgefühl im Magen, mit dem sie wegen des Feuers aufgewacht war. Auch ihr Erlebnis mit dem waffenschwingenden Jungen steckte ihr noch in den Knochen. Anstatt direkt die Treppe zum Labor hinaufzusteigen, ging sie um das Gebäude herum zum Eingang des RiverTrail-Naturkundemuseums.
    Chanell Napier, die Sicherheitschefin des Museums, hatte an diesem Tag Nachtdienst und öffnete Diane die Tür, noch bevor diese ihren Schlüssel aus der Tasche holen konnte.
    »Heute Nacht ist es wirklich kalt da draußen, Dr. Fallon«, sagte die schlanke, rundgesichtige Afroamerikanerin, als Diane eintrat. »Was machen Sie noch so spät hier?«
    Diane erzählte ihr von der Explosion in der Straße unterhalb ihrer Wohnung und der Evakuierungsanordnung der Polizei. Sie erwähnte allerdings den Autoräuber nicht, da sie zu müde war, die Fragen zu beantworten, die dann unweigerlich folgen würden.
    »Oh Gott. In diesen Häusern leben Studenten von der Bartram-Uni, nicht wahr?«
    Diane nickte. »Ich verbringe den Rest der Nacht in meinem Büro«, sagte sie dann.
    In diesem Augenblick kam Juliet Price von der Abteilung für Wassertiere, die die Seemuschelsammlung betreute, durch die Eingangshalle auf sie zu. Mit ihren strähnigen strohblonden Haaren und ihrer schlanken Figur sah sie wie ein kleiner Kobold aus. Sie kramte in ihrer Handtasche und holte gerade ihre Autoschlüssel heraus, als sie auf dem Weg zur Eingangstür an Diane und Chanell vorbeikam.
    »Sie arbeiten aber noch ganz schön spät«, sagte Chanell.
    »Ich brauche nicht viel Schlaf«, antwortete Juliet. Sie nickte Diane und Chanell zu und eilte durch die großen Doppeltüren hinaus ins Freie.
    »Irgendwie ist sie ein verschrecktes kleines Ding«, sagte Chanell.
    »Juliet ist ziemlich schüchtern«, sagte Diane. »Aber sie macht einen ausgezeichneten Job.« Diane schaute auf die Uhr. »Ich wünschte mir, dass ich auch so wenig Schlaf brauchte. Rufen Sie mich bitte nur dann, wenn das Museum in Brand steht.«
    »Geht klar«, sagte Chanell.
    Auf dem Weg durch den Ostflügel zu ihrem privaten Besprechungszimmer neben ihrem Museumsbüro erwartete Diane jeden Augenblick, ihr Handy klingeln zu hören, aber es blieb ruhig. Sie zog ihre nassen Stiefel und Socken aus und legte sich auf ihr Sofa. Über dessen Lehne hing noch eine braune Wildlederjacke, die ihrem Freund Frank gehörte. Sie zog sie an sich heran und faltete sie zu einem Kissen. Sie roch immer noch nach seinem Kölnisch Wasser. Er war erst vor drei Tagen nach Seattle geflogen, um dort einem Betrugsfall nachzugehen. Es schien ihr allerdings bereits Monate her zu sein.
    Frank war wie ein Fels in der Brandung, immer vernünftig, immer logisch und immer liebevoll. Sie fragte sich, ob sie ihn anrufen sollte, aber er schlief wahrscheinlich – oder spielte Poker mit seinen Freunden von der Seattler Kripo. Er würde sie fragen, wie ihr Tag

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