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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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>Treis< aufzulegen, was sogar noch mehr Punkte wert war.
    » >Treis    »Das ist eine beliebte Speise«, sagte sie.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Dabei wird sowohl Truthahn als auch Reis verwendet,  deshalb heißt es so ...« sie konnte nicht weiterreden und brach in Gelächter aus.
    Er starrte sie verblüfft an.
    »Du veräppelst mich also doch. Du veräppelst mich! Nora Devon, was ist nur aus dir geworden? Als ich dich das erstemal sah, sagte ich mir: >Das ist die ernsteste, verbissenste junge Lady, die mir je untergekommen ist.«

    »Und verschroben wie ein Eichhörnchen.«

    »Nun, verschroben nicht.«

    »Doch«, beharrte sie.
    »Du dachtest, ich sei ein Eichhörnchen.«

    »Also schön, ja, ich hielt dich für eines und dachte, du hä ttest wahrscheinlich den Dachboden voller Walnüsse.«
    Sie grinste und meinte:
    »Wenn Violet und ich im Süden gelebt hätten, dann wären wir wahrscheinlich Gestalten aus einem Faulkner-Roman gewesen, nicht wahr?«
    »Selbst für Faulkner zu absonderlich. Aber sieh dich doch jetzt an! Du erfindest dumme Wörter und noch dümmere Witze, bringst mich dazu, daß ich drauf reinfalle, weil ich einfach nicht erwarte, daß ausgerechnet Nora Devon so etwas tut. Du hast dich in den letzten Monaten wirklich verändert.«
    »Das verdanke ich dir«, sagte sie.
    »Vielleicht mehr Einstein als mir.«
    »Nein, am meisten dir«, sagte sie. Und plötzlich hielt wieder jene alte Scheu sie gefangen. Sie wandte den Blick ab, schaute auf ihr Scrabble-Brett und sagte leise:
    »Dir vor allem. Einstein wäre ich nie begegnet, wenn ich nicht dir begegnet wäre. Und du ... du hast dich für mich interessiert ... warst um mich besorgt ... hast etwas in mir gesehen, das ich selbst nicht sehen konnte. Du hast einen anderen Menschen aus mir gemacht.«
    »Nein«, sagte er.
    »Da schreibst du mir zuviel zu. Man brauchte keinen anderen Menschen aus dir zu machen. Diese Nora hat es immer gegeben, in der alten Nora, so wie eine Blume verborgen und zusammengekauert im jämmerlich kleinen Samen wartet. Man brauchte dich bloß zu ermutigen, damit du ... nun, damit der wächst und blüht.« Sie konnte ihn nicht ansehen. Ihr war, als hätte man ihr einen riesigen Stein auf den Nacken gelegt und sie gezwungen, den Kopf zu senken; sie spürte, wie ihr Gesicht sich rötete. Dennoch fand sie die Courage zu sagen:
    »Es ist so verdammt schwer zu blühen ... sich zu verändern. Selbst wenn man sich verändern will, es sich mehr wünscht als alles andere in der Welt, ist es schwer. Der Wunsch, sich ändern zu wollen, reicht nicht. Und die Verzweiflung reicht auch nicht. Ohne ... Liebe geht es nicht.« Ihre Stimme war ganz leise geworden, nur noch ein Flüstern, und sie brachte es nicht fertig, lauter zu werden.
    »Liebe ist wie das Wasser und die Sonne, die den Samen wachsen lassen.«
    Er sagte:
    »Nora, sieh mich an.« Der Stein in ihrem Nacken wog hundert Pfund, tausend.
    »Nora?« Eine Tonne wog er.
    »Nora, ich liebe dich auch.« Irgendwie, unter großer Anstrengung, hob sie den Kopf. Sie sah ihn an. Seine braunen Augen, so dunkel, daß sie beinahe schwarz waren, warm und freundlich und schön. Sie liebte diese Augen. Sie liebte seine schmale Nase. Jede Einzelheit in seinem hageren, asketischen Gesicht liebte sie.
    »Ich hätte es dir zuerst sagen sollen«, sagte er,  »weil es für mich leichter ist als für dich. Vor Tagen hätte ich es sagen müssen, vor Wochen: Nora, bei Gott, ich liebe dich. Aber ich habe es nicht gesagt, weil ich Angst hatte. Jedesmal, wenn ich es zulasse, jemanden zu lieben, verliere ich ihn. Aber diesmal, denke ich, wird es vielleicht anders sein. Vielleicht wirst du das für mich so ändern, wie ich dir geholfen habe, dich zu ändern. Und vielleicht ist diesmal das Glück auf meiner Seite.« Ihr Herz schlug wie wild. Sie konnte kaum atmen. Aber sie sagte:
    »Ich liebe dich.«
    »Wirst du mich heiraten?« Sie war wie betäubt. Sie wußte nicht, was sie erwartet hatte, aber das sicherlich nicht. Einfach ihn sagen zu hören, daß er sie liebte; einfach fähig zu sein, ihm gegenüber dieselben Gefühle auszudrücken - das hätte schon gereicht, um sie Wochen, ja Monate glücklich zu machen. Sie hatte erwartet, genug Zeit zu haben, um ihre Liebe zu umkreisen, als wäre sie ein großes, geheimnisvolles Bauwerk, das man wie irgendeine neuentdeckte Pyramide von jedem Blickwinkel aus studieren und über das man nachgrübeln mußte, ehe man es wagte, an die Erforschung des Inneren

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