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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zu gehen.
    »Wirst du mich heiraten?« wiederholte er. Das war zu schnell, unbesonnen schnell. Sie saß auf dem Küchenstuhl, wurde schwindlig, als hätte sie auf einem Karussell gesessen, das sich zu schnell drehte. Sie hatte Angst, wollte ihm sagen, er solle langsamer werden, versuchte zu sagen, daß sie genügend Zeit hätten, über den nächsten Schritt nachzudenken, ehe sie ihn taten. Aber zu ihrer eigenen Überraschung hörte sie sich sagen:
    »Ja. ja.«
    Er streckte die Hände aus und ergriff die ihren. Dann weinte sie, aber es waren gute Tränen. In sein Buch versunken, hatte Einstein dennoch wahrgenommen, was sich da anbahnte. Er kam zum Tisch, beschnüffelte sie beide, rieb sich an ihren Beinen und winselte glücklich. Travis sagte:
    »Nächste Woche?«

    »Heiraten? Aber es braucht doch Zeit für die Lizenz und das Aufgebot und alles.«

    »Nicht in Las Vegas. Ich kann dort anrufen und in einer Hochzeitskapelle in Vegas alle Vorbereitungen treffen. Wir können nächste Woche hinfahren und heiraten.«
    Weinend und lachend sagte sie:
    »Ja, gut.«

    »Großartig!« sagte Travis und grinste.
    Einstein wedelte wie wild mit dem Schweif: Ja, ja, ja, ja, ja.
    Am Mittwoch, dem vierten August, erledigte Vince Nasco im Auftrag der Tetragna-Familie aus San Francisco eine kleine Küchenschabe namens Lou Pantangela. Die Küchenschabe hatte sich bereit erklärt, den Kronzeugen zu spielen, und sollte im September vor Gericht gegen Angehörige der Tetragna-Organisation aussagen.
    Johnny der Draht Santani, Computerhacker der Mafia, hatte seine technischen Fähigkeiten eingesetzt, die Computer der Bundesbehörden angezapft und Pantangela ausfindig gemacht. Die Küchenschabe lebte unter dem Schutz zweier Marshals der Bundesbehörde in einem abgesicherten Haus, ausgerechnet in Redondo Beach, südlich von L.A. Es war vorgesehen, daß er nach seiner Zeugenaussage im Herbst eine neue Identität und eine neue Existenz in Connecticut bekäme; aber so lange würde er natürlich nicht leben.
    Weil Vince, um an Pantangela heranzukommen, wahrscheinlich einen oder auch beide Marshals würde erledigen müssen, war es eine ziemlich heiße Sache, und deshalb boten die Tetragnas ihm ein sehr hohes Honorar an - 60.000 Dollar. Sie konnten nicht wissen, daß die Notwendigkeit, mehr als einen Mann zu töten, für Vince ein Bonus war und den Reiz des Auftrags -erhöhte, nicht etwa verminderte.
    Er beobachtete Pantangela fast eine Woche lang und benutzte dabei jeden Tag ein anderes Fahrzeug, um nicht den Leibwächtern der Küchenschabe aufzufallen. Sie ließen Pantangela nicht oft hinaus, trotzdem vertrauten sie dem Unterschlupf mehr, als gut für sie war, und ließen ihn drei- oder viermal die Woche in der Öffentlichkeit ein spätes Mittagessen einnehmen, wozu sie ihn zu einer kleinen Trattoria, vier Straßen von dem Haus entfernt, begleiteten. Sie hatten Pantangelas Aussehen so weit wie möglich verändert. Er hatte einmal dichtes schwarzes Haar gehabt, das er sich ziemlich lang über den Jackettkragen hatte wachsen lassen. Jetzt war sein Haar kurzgeschnitten und hellbraun gefärbt. Er hatte einen Schnurrbart gehabt, aber sie hatten ihn dazu veranlaßt, ihn abzurasieren. Er hatte dreißig Kilo Übergewicht gehabt, aber nach zwei Monaten in der Obhut der Marshals hatte er etwa zwanzig Kilo verloren. Nichtsdestoweniger erkannte Vince ihn. Am Mittwoch, dem vierten August, brachten sie Pantangela wie stets um ein Uhr in die Trattoria. Um zehn nach eins schlenderte Vince in das Lokal, um ebenfalls zu Mittag zu essen. Das Restaurant hatte nur acht Tische in der Mitte und sechs Nischen an jeder der beiden Seitenwände. Es sah recht sauber aus, enthielt aber für Vinces Geschmack zuviel italienischen Kitsch: rotweiß-karierte Tischtücher, schreiende Wandgemälde, römische Ruinen ze igend, leere Weinflaschen, die als Kerzenständer dienten, gut tausend Plastikweintrauben, die, Gott sei's geklagt, von einem an der Decke befestigten Gitter hingen und dem Lokal Gartenatmosphäre verleihen sollten. Da die Kalifornier dazu neigen, früh zu Abend zu essen, wenigstens nach den Begriffen der Ostküste, aßen sie auch früh zu Mittag, und um zehn nach eins hatte die Zahl der Gäste bereits ihren Höhepunkt überschritten und nahm ab. Um zwei würden wahrscheinlich die einzigen noch im Lokal verbliebenen Gäste Pantangela, seine zwei Leibwächter und Vince sein. Und damit war dies der ideale Ort für den Hit. Die Trattoria war zu klein, für den Lunch eine

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