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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Schenkel prallen, starrte in die großen, dunklen Massen aufgewühlten Wassers. Er fühlte sich kraftvoll wie die See. Er war angefüllt mit Dutzenden von Leben. Er würde ihn nicht überrascht haben, wäre plötzlich Elektrizität aus seinen Fingerspitzen gesprungen, so wie in der Mythologie Donnerkeile aus den Händen der Götter fuhren.
    Schließlich warf er sich nach vorn ins Wasser und schwamm gegen die mächtig hereindrängenden Wellen an. Er schwamm weit hinaus, ehe er einschwenkte und parallel zum Ufer schwamm, zuerst nach Süden, dann nach Norden, bis er sich schließlich erschöpft von der Flut zurück ans Ufer tragen ließ. Er döste eine Weile in der heißen Nachmittagssonne. Er träumte von einer schwangeren Frau mit geschwollenem, großem, gerundetem Leib, und in seinem Traum erwürgte er sie. Er träumte oft davon, Kinder zu töten, oder noch besser die ungeborenen Kinder schwangerer Frauen, weil das etwas war, wonach er sich im wahren Leben sehnte. Kindsmord war natürlich viel zu gefährlich, ein Vergnügen, das er sich versagen mußte, obwohl die Lebensenergie eines Kindes am stärksten und reinsten war, am meisten wert, aufgesogen zu werden. Aber viel zu gefährlich. Dem Kindesmord durfte er sich so lange nicht hingeben, bis er sicher war, die Unsterblichkeit erreicht zu haben; von da an würde er weder die Polizei noch sonst jemanden zu fürchten brauchen. Obwohl er häufig solche Träume hatte, kam ihm der, aus dem er am Strand von Bolsa Chica erwachte, bedeutungsvoller vor als andere dieser Art. Irgendwie war er... anders. Prophetisch. Er saß da, gähnte, blinzelte in die Sonne und tat so, als bemerke er die Bikinimädchen nicht, die ihn verstohlen betrachten. Er sagte sich, daß dieser Traum der Blick voraus auf ein Vergnügen sei, das ihm bevorstehe. Eines Tages würde er wahrhaftig seine Hände am Hals einer schwangeren Frau spüren, genau so, wie das in dem Traum gewesen war, würde den höchsten Nervenkitzel erfahren, das letzte, größte Geschenk empfangen: nicht allein ihre Lebensenergie, sondern auch die reine, unberührte des Ungeborenen in ihrem Leib. In einem Hochgefühl kehrte er zu seinem Wohnmobil zurück, fuhr nach Hause, duschte und ging zum Abendessen in das nächstgelegene Stuart-Anderson-Steakhaus, wo er sich ein Filet Mignon genehmigte.
    Einstein schoss an Travis vorbei, hinaus aus der Küche, durchquerte das kleine Eßzimmer und verschwand im Wohnzimmer. Travis ging mit der Leine in der Hand hinter ihm her. Einstein versteckte sich hinter dem Sofa.

    »Hör zu, es tut gar nicht weh«, sagte Travis.
    Der Hund beobachtete ihn argwöhnisch.

    »Wir müssen das erledigen, ehe wir nach Vegas fahren. Der Tierarzt gibt dir ein paar Spritze n, impft dich gegen Staupe und Tollwut. Das ist gut für dich, und es tut wirklich nicht weh. Wirklich nicht. Und dann besorgen wir dir eine Hundemarke, was wir eigentlich schon lange hätten tun sollen.«
    Ein Bellen. Nein.

    »Doch, das werden wir.«
    Nein.
    Etwas gebückt und die Leine am Karabinerhaken haltend, mit dem er sie am Halsband befestigen wollte, ging Travis einen Schritt auf Einstein zu.
    Der Retriever wieselte davon, sprang auf den Sessel und beobachtete Travis von dieser Beobachtungsplattform aus aufmerksam. Travis kam langsam hinter dem Sofa hervor und sagte:
    »Jetzt hör mir gut zu. Pelzgesicht. Ich bin dein Herrchen ...«
    Ein Bellen.
    Travis runzelte die Stirn.
    »O doch, ich bin dein Herrchen. Du magst ja ein verdammt schlauer Hund sein - aber du bist immer noch der Hund und ich der Mensch, und ich sage dir, daß wir jetzt zum Tierarzt gehen.«
    Ein Bellen.
    Nora lehnte mit verschränkten Armen an dem Durchgang zum Speisezimmer und lächelte.
    »Ich glaube, er will dir jetzt zeigen, wie es mit Kindern ist, für den Fall, daß wir je welche haben sollten.«
    Travis machte einen Satz auf den Hund zu.
    Einstein war mit einen weiten Sprung von seinem Hochsitz und bereits aus dem Zimmer, als Travis, der nicht mehr bremsen konnte, über den Sessel fiel.

    »Ungeheuer unterhaltsam ist das«, sagte Nora lachend.
    »Wo ist er hin?« wollte Travis wissen. Sie deutete in den Flur, der zu den zwei Schlafzimmern und dem Bad führte.
    Er fand den Retriever im Schlafzimmer, wo er auf dem Bett stand und zur Tür blickte.
    »Du kannst nicht gewinnen«, sagte Travis.
    »Das ist doch zu deinem eigenen Nutzen, verdammt noch mal, und du wirst jetzt diese Spritzen bekommen, ob es dir paßt oder nicht.«
    Einstein hob ein Hinterbein und pinkelte

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