Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
seltsames Geräusch von sich, ein leises, unregelmäßiges Schnauben, und nach einer Weile begriff Travis, daß das Geräusch die Folge des unkontrollierten Zitterns des Hundes war. Es stand außer Zweifel: Der Eindringling in der Küche war das Ding, das sie vor mehr als drei Monaten durch den Wald verfolgt hatte. In den Wochen dazwischen hatte die Kreatur sich nach Norden durchgeschlagen, hatte sich wahrscheinlich die meiste Zeit in der Wildnis östlich der besiedelten Abschnitte des Staates weiterbewegt, den Hund vermittels irgendwelcher Travis unverständlicher Fähigkeiten und aus Gründen, die er nicht kannte, unerbittlich verfolgt. Als Antwort auf den Stuhl, den er geworfen hatte, krachte letzt ein großer weißemaillierter Behälter dicht hinter der Küchentür zu Boden. Travis sprang überrascht zurück und gab einen ungezielten Schuß ab, ehe ihm klarwurde, daß er damit nur verhöhnt werden sollte. Der Deckel flog von dem Behälter, als dieser auf dem Boden aufprallte, Mehl staubte über die Fliesen. Wieder Stille. Indem er auf Travis' Herausforderung seinerseits reagierte, hatte der Eindringling enervierende Intelligenz unter Beweis gestellt. Plötzlich wurde Travis bewußt, daß die Kreatur, die ja schließlich aus demselben Forschungslabor wie Einstein kam und das Produkt ähnlicher Experimente sein mußte, möglicherweise ebenso klug war wie der Retriever. Was Einsteins Furcht erklärlich machte. Hätte Travis sich nicht bereits mit der Existenz eines Hundes mit menschenähnlicher Intelligenz vertraut gemacht, er wäre außerstande gewesen, dieser Bestie mehr als bloß tierische Schläue zuzubilligen; aber die Ereignisse der letzten paar Monate hatten ihn darauf vorbereitet, fast alles zu akzeptieren - und sich jeder Situation blitzschnell anzupassen. Stille. Nur noch ein Schuß in der Waffe.
    Tiefe Stille. Der Mehlbehälter hatte ihn so erschreckt, daß er gar nicht gemerkt hatte, von welcher Seite der Tür er geworfen worden war, und er war so auf dem Boden aufgeprallt, daß man daraus nicht auf die Position der Kreatur, die ihn geschleudert hatte, schließen konnte. Er wußte immer noch nicht, ob der Eindringling links oder rechts von der Tür stand. Er war auch gar nicht mehr sicher, ob das für ihn wichtig war. Selbst mit der .357er war es wohl nicht klug, die Küche zu betreten. Nicht, wenn das verdammte Ding so klug war wie ein Mensch. Um Himmels willen, ebenso hätte man sich auf einen Nahkampf mit einer intelligenten Motorsäge einlassen mögen. Das Licht in der nach Osten gewandten Küche wurde immer schwächer, war jetzt fast verschwunden. Im Eßzimmer, in dem Travis und Einstein standen, nahm die Dunkelheit zu. Selbst hinter ihnen wuchsen im Wohnzimmer trotz offener Tür, Fenster und Stehlampe die Schatten.
    In der Küche gab der Eindringling ein lautes Zischen von sich, ein Geräusch wie entweichendes Gas, dem gleich darauf ein Klick, klick, klick folgte, vielleicht von seinen mit scharfen Klauen versehenen Füßen oder Händen, die an eine harte Oberfläche tappten. Einsteins Zittern hatte jetzt Travis angesteckt. Er fühlte sich. als wäre er eine Fliege am Rand eines Spinnennetzes, im Begriff, jeden Augenblick ins Gespinst zu treten. Ted Hockeys zerbissenes, blutiges, augenloses Gesicht fiel ihm ein. Klick, klick. Bei der Antiterroristenausbildung hatte man ihm beigebracht, wie man Menschen beschlich, und er hatte sich dabei recht geschickt angestellt. Aber das Problem hier war, daß der gelbäugige Eindringling vielleicht genauso klug war wie ein Mensch, nur daß man nicht darauf zählen konnte, daß er auch wie ein Mensch dachte. Also hatte Travis keine Ahnung, was er als nächstes tun, wie er auf irgendeine Initiative seinerseits reagieren würde. Also konnte Travis ihn nicht überlisten, ja wegen seiner völlig fremdartigen Natur hatte das Monstrum ihm gegenüber den dauernden und tödlichen Vorteil der Überraschung.
    Klick. Travis trat schnell einen Schritt von der offenen Küchentür zurück, dann noch einen, bewegte sich mit übertriebener Vorsicht, weil er nicht wollte, daß das Ding entdeckte, daß er sich zurückzog. Nur Gott allein wußte, was er tun würde, wenn es merkte, daß er im Begriff war, ihm zu entwischen. Einstein tappte lautlos ins Wohnzimmer, jetzt ebenso darauf bedacht Abstand zwischen sich und den Eindringling zu legen. Als er Ted Hockneys Leiche erreichte, wandte Travis den Blick vom Eßzimmer ab, suchte nach einer möglichst nicht mit Unrat besudelten Route

Weitere Kostenlose Bücher