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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Staubteufel über das Pflaster.
    Travis wußte, daß sie auch ohne Wohnwagen und Pick-up auffielen. Die Nachbarn würden den Polizisten sagen, sie sollten nach einem Mann, einer Frau und einem Golden Retrievcr Ausschau halten - ein Trio, dem man nicht gerade täglich begegnete. Man würde nach ihnen fahnden, um sie bezüglich des Todes von Ted Hockney zu verhören; also würde man die Suchaktion nach ihnen mit allem Nachdruck betreiben. Sie mußten schleunigst verschwinden. Er hatte keine Freunde, bei denen sie Zuflucht suchen konnten. Nach dem Tode Paulas hatte er sich von seinen wenigen Freunden zurückgezogen und auch mit den Immobilienmaklern, die einmal für ihn tätig gewesen waren, keine Beziehungen aufrechterhalten. Nora hatte dank Violet Devon ebenfalls keine Freunde. Die Fenster der Häuser, an denen sie vorbeikamen, waren zumeist erleuchtet, und das warme Licht, unerreichbare Zuflucht, schien ihrer zu spotten.
    Garrison Dilworth wohnte an der grenze zwischen Santa Barbara und Montecito auf einem üppig angelegten Grundstück von zweitausend Quadratmetern in einem stattlichen Tudor-Bau, der nicht besonders gut zu der kalifornischen Flora paßte, dafür aber perfekt zu dem Anwalt. Als er ihnen die Tür öffnete, trug er schwarze Mokassins, graue Hosen, ein marineblaues Sportjackett, ein weißes Strickhemd und eine schildpattgefaßte Halbbrille, über die hinweg er sie überrascht, aber zum Glück nicht mißvergnügt musterte.
    »Ah, sieh mal an, das junge Paar!«

    »Sind Sie allein?« fragte Travis, als er, Nora und Einstein die  weitläufige, mit Marmor ausgelegte Halle betraten.
    »Allein? Ja.« Unterwegs hatte Nora Travis informiert, daß die Frau des   Anwalts vor drei Jahren gestorben sei und sich jetzt eine Haushälterin namens Gladys Murphy um ihn kümmere.
    »Mrs. Murphy?« fragte Travis.
    »Sie ist schon nach Hause gegangen«, sagte der Anwalt und  schloß die Tür hinter ihnen.
    »Sie sehen mitgenommen aus. Was, in aller Welt, ist passiert?«
    »Wir brauchen Hilfe«, sagte Nora.

    »Aber«, warnte Travis,
    »jemand, der uns hilft, könnte mit dem Gesetz in Konflikt kommen.«
    Garrison hob die Brauen.
    »Was haben Sie angestellt? So wie Sie dreinsehen - nun, würde ich sagen. Sie haben den Präsidenten entführt.«
    »Wir haben nichts Unrechtes getan«, versicherte ihm Nora.
    »Doch - das haben wir«, widersprach Travis.
    »Und wir tun es immer noch - wir gewähren dem Hund Unterschlupf.«
    Verwirrt blickte Garrison mit gerunzelter Stirn auf den Retriever.  Einstein winselte, dabei gleichermaßen jämmerlich und liebenswert wirkend.
    »Und in meinem Haus liegt ein Toter«, sagte Travis. Garrisons Blick löste sich von dem Hund und wanderte zu Travis.
    »Ein Toter?«

    »Travis hat ihn nicht getötet«, sagte Nora.
    Garrison sah wieder Einstein an.

    »Der Hund auch nicht«, sagte Travis.
    »Aber man wird mich sicherlich als wichtigen Zeugen haben wollen, ganz sicher sogar.«
    »Hmmmm«, machte Garrison.
    »Warum gehen wir nicht in mein Arbeitszimmer und bringen da etwas Ordnung hinein?«
    Er führte sie durch ein riesiges, nur halbbeleuchtetes Wohnzimmer und einen kurzen Flur in ein Arbeitszimmer mit reichlicher Teakvertäfelung und einer Kupferdecke. Die schweren Ledersessel und die Couch sahen teuer und bequem aus. Der polierte Teakschreibtisch war groß und schwer, auf einer der Ecken der Tischplatte stand ein genaues Modell eines fünfmastigen Schoners, der alle Segel gesetzt hatte. Seemännische Gegenstände - ein Schiffssteuerrad, ein Sextant aus Messing, ein mit Talg gefülltes Büffelhorn, in dem Nadeln steckten, wahrscheinlich Segelmachernadeln, sechs Arten von Schiffslaternen, die Glocke eines Rudergängers und Seekarten - dienten als Raumschmuck. Travis sah Fotos von einem Mann und einer Frau auf verschiedenen Segelbooten; der Mann war Garrison. Auf einem kleinen Tischchen neben einem der Sessel lag ein aufgeschlagenes Buch, daneben stand ein halbgeleertes Glas Scotch. Offenbar hatte sich der Anwalt nach der Arbeit der Muße hingegeben, als sie läuteten. Jetzt bot er ihnen zu trinken an, und beide sagten, sie würden dasselbe nehmen wie er.
    Einstein überließ Travis und Nora die Couch und belegte den zweiten Sessel. Er setzte sich aufrecht hin, anstatt sich einzurollen, als habe er vor, an der bevorstehenden Diskussion teilzunehmen.
    An einer Bar in der Ecke goß Garrison Chivas Regal in zwei Gläser, in die er vorher Eiswürfel getan hatte. Nora war Whisky nicht gewöhnt, und

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