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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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klumpigen Gesicht öffneten und gefährlich gekrümmte Zähne freilegten.
    »Einstein, nein!« schrie Travis, weil er wußte, daß der Hund in jeder Auseinandersetzung mit diesem Höllengeschöpf in Stücke gerissen werden würde, und feuerte wieder; zweimal, vom Boden aus. Sein Schrei und die Schüsse brachten nicht nur Einstein zum Stehen, sondern ließen den Feind offenbar darüber nachdenken, ob es sich lohnte, einen bewaffneten Mann anzugreifen. Das Ding drehte sich um, es war schnell, viel schneller als eine Katze, und huschte durch das unbeleuchtete Eßzimmer zur Küchentür. Einen Augenblick lang sah er seine Silhouette im trüben Licht, das von der Küche einfiel, hatte den Eindruck von etwas, das nie dazu bestimmt gewesen war, aufrecht zu stehen, aber dennoch aufrecht stand, mit einem mißgestalteten Kopf, zweimal so groß, als er hätte sein dürfen; einem gekrümmten Rücken und mit Armen, die zu lang waren und in Klauen ausliefen wie die Zinken eines Gartenrechens.
    Er feuerte wieder, diesmal knapper am Ziel vorbei. Die Ku gel riß Fetzen aus dem Türstock. Mit einem kreischenden Schrei verschwand die Bestie in der Küche.
    Was, in Gottes Namen, war das? Wo war es hergekommen? War es wirklich aus demselben Labor entsprungen, das Einstein hervorgebracht hatte? Aber wie hatten sie diese Monstrosität geschaffen? Und warum? Warum ?
    Er war ein belesener Mann. Er hatte in den letzten Jahren den größten Teil seiner Zeit Büchern gewidmet, deshalb fielen ihm jetzt einige Möglichkeiten ein. Gentechnologie ganz zuoberst.
    Einstein stand mitten im Eßzimmer, bellte, blickte auf die Tür, durch die das Ding verschwunden war.  Travis kam im Wohnzimmer schwankend auf die Beine, rief den Hund zu sich, und Einstein gehorchte willig. Er brachte den Hund zum Schweigen, lauschte gespannt. Draußen im Hof rief Nora verzweifelt seinen Namen. Aber aus der Küche war nichts zu hören.
    Um Nora zu beruhigen, schrie er:
    »Ich bin schon in Ordnung! Alles okay! Bleib draußen!«
    Einstein zitterte.
    Travis konnte das laute Pochen seines Herzens hören, der Schweiß rann ihm fast hörbar über Gesicht und Rücken. Aber er hörte nichts, woraus zu schließen gewesen wäre, wo sich diese Ausgeburt eines Alptraums aufhielt. Er glaubte nicht, daß das Monstrum durch die Hintertür in den Hof entwichen sei. Teils, weil er annahm, die Kreatur werde sich nicht von zu vielen Leuten sehen lassen wollen und deshalb nur nachts ins Freie gehen, sich ausschließlich im Dunkeln von Ort zu Ort bewegen, sofern es ihr gelang, in eine Stadt wie Santa Barbara zu schleichen, ohne entdeckt zu werden. Draußen war es noch hell genug, um den Argwohn des Dings zu erregen. Außerdem spürte Travis seine Nähe, so wie man vielleicht fühlt, daß lemand einen von hinten anstarrt, oder man an einem stickig heißen Tag das Herannahen eines Gewitters fühlen kann. Ja, es war dort draußen, wartete in der Küche, war bereit und wartete. Vorsichtig kehrte Travis zu einem Mauerbogen zurück und trat in das halbdunkle Eßzimmer. Einstein blieb dicht neben ihm, winselte jetzt nicht und knurrte und bellte auch nicht. Der Hund schien zu begreifen. daß Travis völlige Stille brauc hte, um jedes Geräusch zu hören das die Bestie vielleicht machte. Travis machte zwei weitere Schritte. Vor sich konnte er durch die Küchentür eine Ecke des Küchentisches sehen, den Ausguß, den Teil einer Anrichte und zur Hälfte die Spülmaschine. Die untergehende Sonne stand am anderen Ende des Hauses, das Licht in der Küche war schwach, grau, und ihr Widersacher würde deshalb keinen verräterischen Schatten werfen. Vielleicht wartete er neben der Tür oder war auf einen Schrank geklettert, um sich auf Travis. zu stürzen, wenn dieser den Raum betrat. Jetzt versuchte er, die Bestie auszutricksen. In der Hoffnung sie werde ohne Zögern auf das erste Anzeichen einer Bewegung unter der Tür reagieren, schob Travis den Revolver in den Gürtel, griff sich lautlos einen der Eßzimmerstühle, brachte ihn bis auf zwei Meter an die Küche heran und schleuderte ihn durch die offene Tür. Dann riß er den Revolver aus dem Gürtel und nahm, während der Stuhl in die Küche flog Schießhaltung ein. Der Stuhl krachte gegen den kunststoffbelegten Tisch, knallte zu Boden und gegen die Spülmaschine. Der laternenäugige Feind ging nicht darauf ein. Nichts bewegte sich. Als der Stuhl schließlich zur Ruhe gekommen war, lag wieder erwartungsvolle Stille über der Küche. Einstein gab ein

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