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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zur Haustür -und sah Nora neben dem Lehnsessel stehen. Durch die Schüsse erschreckt, hatte sie ein Fleischermesser aus der Küche im Wohnwagen geholt und war gekommen, um zu sehen, ob er Hilfe brauchte. Ihr Mut beeindruckte ihn; trotzdem erschrak er, sie im Schein der Lampe stehen zu sehen. Plötzlich schien ihm, als wären seine Alpträume, Einstein und Nora zu verlieren, nahe daran, sich zu bewahrheiten. Wieder der Cornell-Fluch! Beide. Nora und Einstein, waren im Haus, beide so gut wie wehrlos, beide in Reichweite des Monstrums in der Küche.
    Sie setzte zum Reden an. Travis schüttelte den Kopf und hob eine Hand an den Mund. Sie biß sich auf die Unterlippe, ihr Blick wanderte zwischen ihm und dem toten Mann am Boden hin und her. Während Travis lautlos durch den Unrat am Boden trat, überfiel ihn plötzlich die Angst, der Eindringling sei hinten hinausgegangen, käme jetzt außen um das Haus herum auf die Eingangstür zu, selbst auf die Gefahr hin, im Dämmerlicht von den Nachbarn gesehen zu werden, in der Absicht, blitzschnell hinter ihnen ins Haus zu kommen. Nora stand zwischen Travis und dem Eingang; er würde also kein klares Schußfeld haben, falls es auf diesem Weg hereinkam. Himmel, das Monster würde in Sekundenschnelle Nora packen. Bemüht, nicht in Panik zu geraten und nicht an Hockneys augenloses Gesicht zu denken, bewegte sich Travis jetzt schneller durch das Wohnzimmer, riskierte dabei, daß die Blätter unter seinen Füßen raschelten, hoffte, die Geräusche würden nicht in die Küche dringen, falls der Eindringling noch dort sein sollte. Jetzt hatte er Nora erreicht, packte sie am Arm und schob sie auf die Haustür zu, hinaus und die Stufen hinunter. Er blickte nach links und rechts, rechnete damit, daß der lebende Alptraum sie anspränge. Aber er war nirgends zu sehen. Die Schüsse und Noras Rufe hatten die Nachbarn der ganzen Umgebung an die Haustüren geholt. Ein paar waren sogar vor ihre Häuser getreten. Ganz sicher hatte jemand auch die Polizei gerufen. Wegen Einsteins Status als vielgesuchter Flüchtling war die Polizei im Augenblick eine fast ebenso große Gefahr wie das gelbäugige Ding im Haus. Die drei zwängten sich in den Pick-up. Nora verriegelte ihre Tür, Travis die seine. Er ließ den Motor an und fuhr den Wagen - mitsamt dem Anhänger -im Rückwärtsgang zurück auf die Straße. Er wußte, daß die Leute sie anstarrten. Die Dämmerung würde hier, in Meereshöhe, nur von kurzer Dauer sein. Der sonnenlose Himmel war im Osten bereits schwarz, purpurn über ihnen und im Westen von einem beständig dunkler werdenden Blutrot. Travis war für den nahenden Schutz der Nacht dankbar, obwohl er wußte, daß die gelbäugige Kreatur dieses Schutzes ebenso teilhaftig wurde wie sie. Er fuhr an den neugierig starrenden Nachbarn vorbei, von denen er in den Jahren seiner selbstauferlegten Einsamkeit keinen kennengelernt hatte, und bog an der ersten Ecke ab. Nora hielt Einstein fest an sich gedrückt, und Travis fuhr, so schnell der Wagen konnte. Der Wohnwagen hüpfte und tanzte hinter ihnen, als er die nächsten paar Kurven mit zu großer Geschwindigkeit nahm.
    »Was ist dort drinnen passiert?« fragte sie.
    »Es hat Hockney heute oder vielleicht auch gestern getötet...«
    »Es?«

    »... und gewartet, daß wir nach Hause kommen.«
    »Es?« wiederholte sie. Einstein winselte jämmerlich.

    »Ich muß dir das später erklären«, sagte Travis. Dann fragte er sich, ob er es wohl würde erklären können. Keine Beschreibung, die er von dem Eindringling lieferte, würde der Wahrheit gerecht werden; er verfügte nicht über die Worte, das Fremdartige begreiflich zu machen.
    Sie hatten höchstens acht Blocks zurückgelegt, als sie Sire nen aus der Richtung hörten, aus der sie kamen. Travis fuhr vier Straßen weiter und parkte auf dem leeren Parkplatz einer Schule.

    »Was jetzt?« fragte Nora.

    »Wir lassen den Wohnwagen und den Pick-up stehen«, sag te er.
    »Danach werden sie suchen.«
    Er steckte den Revolver in ihre Handtasche. Sie bestand darauf, auch das Fleischermesser hineinzugeben, wollte es keineswegs zurücklassen. Sie stiegen aus und gingen, während sich die Nacht herabsenkte, an der Schule entlang, über einen Sportplatz, durch ein Tor in einem Drahtzaun auf eine Wohnstraße hinaus, die von Bäumen gesäumt war.
    Jetzt, da es Nacht geworden war, verstärkte sich die Brise zu heftigem Wind, heiß und trocken. Er blies ihnen ein paar ausgedörrte Blätter entgegen und jagte

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