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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Travis schaute verdutzt, als sie ihren Drink mit zwei langen Schlucken hinunterkippte und einen neuen erbat. Er entschied, sie habe recht getan, also machte er es ebenso und trug sein leeres Glas zur Bar, während Garrison damit beschäftigt war, das Noras aufzufüllen.

    »Ich möchte Ihnen gerne alles erzählen und Ihren Rat hören«, sagte Travis,  »aber Sie müssen wirklich wissen, daß Sie sich damit vielleicht mit dem Gesetz anlegen.«
    Garrison schraubte den Chivas zu und sagte:
    »Sie sprechen jetzt als Laie. Als Anwalt kann ich Ihnen versichern, daß das Gesetz keine in Marmor gravierte Linie ist, die über die Jahrhunderte hinweg unbeweglich und unveränderbar wäre. Vielmehr ... ist das Gesetz wie eine Schnur, an beiden Ecken befestigt, aber mit ziemlich viel Bewegungsspielraum - sehr lokker also -, so daß man sie dahin und dorthin spannen, sie stärker oder weniger stark durchhängen lassen kann. Und fast immer - abgesehen von eindeutigem Diebstahl oder kaltblütigem Mord -steht man mit Sicherheit auf der richtigen Seite. Das festzustellen ist etwas entmutigend, aber es ist eine Tatsache. Ich habe keine Angst, daß mich irgend etwas, was Sie mir sagen könnten, geradenwegs in eine Zelle bringt, Travis.« Eine halbe Stunde später hatten Travis und Nora ihm alles über Einstein erzählt. Für einen Mann, dessen einundsiebzigster Geburtstag in wenigen Monaten bevorstand, hatte der silberhaarige Anwalt eine ausgesprochen schnelle Auffassungsgabe und wenig Vorurteile. Er stellte die richtigen Fragen, machte keine spöttischen Bemerkungen. Nach einer zehnminütigen Demonstration von Einsteins unheimlichen Fähigkeiten warf er nicht ein, das alles wären doch nur Tricks, er akzeptierte, was er sah, paßte seine Vorstellungen von dem, was in dieser Welt normal und möglich sei, der neuen Realität an. Damit legte er größere geistige Beweglichkeit und Agilität an den Tag als viele Männer, die nur halb so alt waren wie er. Garrison, der Einstein auf dem großen Ledersessel im Schoß hielt und ihn sanft hinter den Ohren kratzte, meinte;
    »Wenn Sie zu den Medien gehen, eine Pressekonferenz abhalten und die ganze Geschichte platzen lassen, könnten wir vor Gericht klagen und verlangen, daß Sie den Hund in Ihrem Gewahrsam behalten dürfen.«

    »Glauben Sie wirklich, daß das funktionieren würde?« fragte Nora.

    »Nun, die Chance ist bestenfalls fifty-fifty«, mußte Garrison zugeben.
    Travis schüttelte den Kopf.
    »Nein. Das riskieren wir nicht.«

    »Und was haben Sie vor?« fragte Garrison.

    »Abhauen«, sagte Travis.
    »In Bewegung bleiben.«

    »Und was bringt das?«

    »Das bringt, daß Einstein in Freiheit bleibt.« Der Hund wuffte zustimmend.
    »Frei - aber wie lange?« fragte Garrison. Travis stand auf und begann auf und ab zu gehen. Er war zu  erregt, um länger zu sitzen. 
    »Die werden nicht aufhören, nach  ihm zu suchen«, räumte er ein.
    »Ein paar Jahre lang nicht.«
    »Sie werden nie damit aufhören«, sagte der Anwalt.
    »Also schön. Es wird schwierig sein. Aber was bleibt uns  sonst übrig? Verdammt will ich sein, wenn wir zulassen, daß sie ihn wieder bekommen. Er hat Angst vor dem Labor. Außerdem hat er mich mehr oder weniger ins Leben zurückgeholt ...«

    »Und mich hat er vor Streck gerettet«, sagte Nora.
    »Er hat uns zusammengebracht«, sagte Travis.
    »Unser Leben verändert.«
    »Uns radikal verändert. Jetzt ist er genauso ein Teil von uns,  wie das unser eigenes Kind wäre«, sagte Travis. Er spürte einen Klumpen in der Kehle, als er den dankbaren Blick des Hundes sah.
    »Wir kämpfen für ihn, so wie er für uns kämpfen würde. Wir sind eine Familie. Wir leben zusammen... oder sterben zusammen.«
    Garrison, der immer noch den Retriever streichelte, sagte:
    »Nicht nur die Leute aus dem Labor werden nach Ihnen suchen. Und nicht nur die Polizei.«
    »Das andere Ding«, sagte Travis und nickte. Einstein zitterte.
    »Ja, ist ja gut, schon gut«, sagte Garrison beruhigend und tätschelte den Hund. Und zu Travis:
    »Was ist das für eine Kreatur, glauben Sie? Ich habe Ihre Beschreibung gehört, aber das hilft nicht weiter.«
    »Was auch immer es ist«, sagte Travis,  »Gott hat das nicht geschaffen. Das waren Menschen. Und das bedeutet, daß es ein Produkt der Gentechnologie sein muß, irgendwelche DNS-Forschung - Gott weiß, warum. Gott weiß, was die sich dabei dachten und warum sie so etwas schaffen wollten. Jedenfalls haben sie es getan.«
    »Und es scheint die

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