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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gekehrt, fiel es ihm nur allzu leicht, sich nach innen zu wenden und sich mit seiner eigenen Gesellschaft abzufinden. Als er mit einundzwanzig das College abschloß, war er eindeutig ein Einzelgänger, wenn er auch mit zunehmender Reife eine gesündere Einstellung zum Tod seiner Mutter, seines Bruders und seines Vaters hatte. Er sah sich jetzt nicht länger als Unglücksbringer, gab sich nicht länger die Schuld für das, was seiner Familie zugestoßen war. Trotzdem blieb er einsam und ohne enge Freunde, zum Teil deswegen, weil ihm die Fähigkeit abhanden gekommen war, intime Beziehungen einzugehen und zu pflegen, zum anderen deswegen, weil er sich die Überzeugung zurechtgezimmert hatte, Leid könne ihn nicht zerschmettern, wenn er keine Freunde zu verlieren habe.
    »Gewohnheit und der Selbsterhaltungstrieb sorgten dafür, daß ich emotioneil isoliert blieb«, sagte er zu Einstein. Der Hund erhob sich und legte das kurze Stück, das sie voneinander trennte, zurück. Er wand sich zwischen seine Beine und legte ihm den Kopf auf den Schoß. Travis streichelte Einstein und sagte:
    »Ich hatte keine Ahnung, was ich nach dem College tun wollte. Es gab damals Wehrpflicht, also meldete ich mich, ehe die mich einzogen. Ich entschied mich für die Army Special Forces. Hat mir gefallen. Vielleicht, weil... Nun, es gab da so etwas wie Kameradschaft. Ich war gezwungen, mir Freunde zuzulegen. Verstehst du, ich gab vor, keine enge Bindung an irgend jemanden zu wünschen, müsse sie aber haben, weil ich mich in eine Lage begab, wo es unvermeidbar war. Nach einer Weile entschied ich mich dafür, das Militär zu meinem Beruf zu machen. Als die Delta Force - die Antiterroristengruppe - gebildet wurde, landete ich schließlich dort. Die Typen bei Delta waren echte Kumpel. Sie nannten mich den >Taubstummen< und >Harpo<, weil ich nicht viel redete. Aber ich gewann damals trotz meiner Eigenheiten Freunde. Dann wurde meine Gruppe bei unserem elften Einsatz nach Athen geflogen. Eine Palästinensergruppe hatte die US-Botschaft besetzt, wir sollten sie zurückerobern. Sie hatten acht Botschaftsangehörige getötet, brachten jede Stunde einen weiteren um und wollten nicht verhandeln. Wir schlugen schnell zu, aus dem Hinterhalt und es wurde ein Fiasko. Sie hatten den ganzen Gebäudekomplex vermint. Neun Männer in meiner Gruppe starben. Ich war der einzige Überlebende. Eine Kugel im Schenkel. Schrapnell im Hintern. Aber ich überlebte.« Einstein hob den Kopf aus Travis' Schoß. Travis vermeinte in den Augen des Hundes Mitgefühl zu entdecken - vielleicht weil er das entdecken wollte.
    »Das liegt jetzt acht Jahre zurück, ich war damals achtundzwanzig. Ich bin aus der Army ausgetreten und nach Kalifornien zurückgekehrt. Ich besorgte mir eine Lizenz als Immobilienmakler, weil mein Vater in der Branche tätig gewesen war und ich nicht wußte, was ich sonst hätte tun sollen. Ging eigentlich recht gut, vielleicht weil mir egal war, ob sie die Häuser kauften, die ich ihnen zeigte, sie nicht drängte und mich gar nicht wie ein Verkäufer benahm. Tatsache ist, es ging mir so gut, daß ich mein eigenes Büro eröffnete und Verkäufer einstellte.« Und dabei hatte er Paula kennengelernt. Sie war eine hochgewachsene blonde Schönheit, intelligent und amüsant, und verstand sich so gut darauf, Immobilien zu verkaufen, daß sie im Spaß meinte, sie habe in einem früheren Leben die holländischen Kolonisten vertreten, als diese den Indianern um ein paar Glasperlen die Halbinsel Manhattan abkauften. Sie hatte sich in Travis verknallt. Und es ihm auch gesagt:
    »Mr. Cornell, Sir, ich bin verknallt. Ich glaube, das liegt an Ihrer starken, lautlosen Art. Sie sind die beste Clint-Eastwood-Imitation, die ich je gesehen habe.« Zuerst leistete Travis ihr Widerstand. Er glaubte nicht, daß er Paula Unglück bringen werde. Zumindest glaubte er es nicht bewußt. Er war nicht offen in den Aberglauben seiner Kindheit zurück verfallen. Aber er wollte den Schmerz eines Verlustes nicht aufs neue riskieren. Sein Zögern schreckte sie nicht ab, sie stellte ihm förmlich nach. Und schließlich mußte er zugeben, daß er in sie verliebt war. So verliebt, daß er ihr schließlich erzählte, wie er sein ganzes Leben lang mit dem Tod Fangen gespielt habe, etwas, worüber er mit sonst niemandem redete.
    »Hör zu«, sagte Paula,  »mich wirst du nicht betrauern müssen. Ich werde dich überleben, weil ich nicht der Typ bin, der seine Gefühle in Flaschen abfüllt. Ich

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