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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Gewicht sein konnten. Sie sprach von einer anderen Telefonzelle aus, einer, die sie willkürlich gewählt hatte, so daß buchstäblich nicht die geringste Chance bestand, eines der beiden Telefone könnte angezapft sein. Aber dies hier war eine Welt des Großen Bruders, in der man nicht wagen durfte, Risiken einzugehen. Die Frau hatte einen dritten Auftrag für ihn. Drei an einem  Tag! Während Vince beobachtete, wie der abendliche Verkehr sich auf der schmalen Inselstraße stockend an ihm vorbeibewegte, gab die Frau -die er nie im Leben gesehen hatte und deren Name er nicht kannte -ihm die Adresse von Dr. Albert Hudston in Laguna Beach. Hudston wohnte da mit seiner Frau und seinem sechzehnjährigen Sohn. Dr. Hudston und seine Frau sollten beide erledigt werden; was mit dem Jungen geschah, war Vince überlassen. Wenn man den Jungen heraushalten konnte, so war das in Ordnung. Aber wenn er Vince sah und als Zeuge auftreten könnte, mußte auch er beseitigt werden.
    »Liegt ganz in Ihrem Ermessen«, sagte die Frau.
    Vince wußte bereits, daß er den Jungen auslöschen würde, denn Töten nützte ihm mehr, brachte ihm mehr Energie ein,  wenn das Opfer jung war. Es war lange her, daß er einen wirklichen Jungen weggeblasen hatte, und die Aussicht darauf erregte ihn.
    »Ich kann nur betonen«, sagte die Kontaktperson und trieb Vince mit ihren Pausen, in denen nur ihr Atem zu hören war, halb zum Wahnsinn,  »daß vom Optionsrecht entsprechend schnell Gebrauch gemacht werden muß. Wir wollen, daß das Geschäft bis heute abend getätigt ist. Bis morgen weiß die Konkurrenz, was für ein Ding wir schaukeln wollen, und wird uns in die Quere kommen.« Vince wußte, daß die >Konkurrenz< die Polizei sein mußte. Man bezahlte ihn dafür, an einem einzigen Tag drei Ärzte zu töten -Ärzte, wo er doch bisher nie einen Arzt getötet hatte. Also wußte er auch, daß es zwischen ihnen eine Verbindung gab, die die Bullen herausfinden würden, wenn sie Weatherby im Kofferraum seines Wagens und Elisabeth Yarbeck zu Tode geprügelt in ihrem Schlafzimmer fanden. Vince wußte nicht, was das für eine Verbindung war, weil er nie etwas über die Leute wußte, für deren Ermordung man ihn bezahlte. In Wahrheit wollte er gar nichts wissen. Es war sicherer so. Aber die Bullen würden Weatherby mit Yarbeck und diese beiden mit Hudston in Verbindung bringen. Wenn Vince also heute abend nicht an Hudston herankam, würde die Polizei den Mann ab morgen schützen. Vince sagte:
    »Die Frage ist... wollen Sie das Optionsrecht auf dieselbe Weise ausgeübt wissen wie bei den beiden anderen Geschäften heute? Wünschen Sie, daß nach einem bestimmten Schema vorgegangen wird?« Er dachte daran, das Haus der Hudstons mitsamt seinen Bewohnern niederzubrennen, um die Morde zu tarnen.
    »Ja, wir wollen unbedingt, daß man ein Schema erkennt«, sagte die Frau.
    »Genauso wie bei den anderen Wir wollen, daß sie wissen, daß wir tätig sind.«
    »Ich verstehe.«
    »Wir wollen sie in die Ohren kneifen«, sagte sie und lachte halblaut.
    »Wir wollen Salz in ihre Wunden reiben." Vince legte auf und ging ins >Jolly Roger<, um dort zu Abend zu essen. Er nahm Gemüsesuppe, einen Hamburger, Pommes frites. Zwiebelringe, Krautsalat, Schokoladekuchen mit Eiskrem und - als Draufgabe - Apfelkuchen und spülte alles mit fünf Tassen Kaffee hinunter. Er hatte stets einen gesunden Appetit, aber dieser Appetit nahm nach einem erledigten Job noch erheblich zu. In der Tat, auch nach dem Apfelkuchen war er noch nicht voll. Verständlich. An einem einzigen, arbeitsreichen Tag hatte er die Lebensenergien von Davis Weatherby und die der Yarbecks in sich aufgenommen; er war zu hoch aufgeladen, eine im Schnellgang laufende Maschine. Sein Stoffwechsel lief auf vollen Touren; er würde eine Weile lang mehr Treibstoff brauchen, bis sein Körper die überschüssigen Lebensenergien für künftigen Gebrauch in biologischen Batterien gespeichert hatte. Seine Fähigkeit, die Lebenskraft seiner Opfer zu absorbieren, war eine Gabe, die ihn von allen anderen Menschen unterschied. Dank dieser Gabe würde er immer stark, vital und voll auf dem Posten sein. Und ewig leben. Das Geheimnis dieser herrlichen Gabe hatte er der Frau mit der kehligen Stimme nie verraten, und auch sonst keinem der Leute, für die er arbeitete. Nur wenige Menschen besaßen genügend Fantasie und Aufgeschlossenheit, ein solch erstaunliches Talent ernsthaft für möglich zu halten. Vince behielt es für sich, weil er Angst

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