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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und das Glas Cognac hatten ihr solchen Appetit gemacht, daß nicht einmal der Gedanke an Streck ihn verderben konnte. Ihr war nicht nach Kochen zumute, also legte sie sich frisches Obst, etwas Käse sowie ein im Backofen aufgewärmtes Croissant auf einen Teller.
    Gewöhnlich aß Nora in ihrem Zimmer zu Abend, im Bett, mit einer Zeitschrift oder einem Buch, weil sie sich dort am  wohlsten fühlte. Als sie den Teller hinauftragen wollte, klingelte das Telefon. Streck. Er mußte es sein. Wer sonst? Sie bekam wenig Anrufe. Sie erstarrte, lauschte auf das Klingeln. Auch nachdem es aufgehört hatte, lehnte sie, von einem Schwächegefühl erfaßt, an der Küchentheke, und wartete, daß es wieder anfinge.
    Als Nora Devon sich nicht am Telefon meldete, wollte Travis sich den Abendnachrichten im Fernsehen wieder zuwenden. Aber Einstein gab noch immer keine Ruhe. Der Retriever sprang an der Küchentheke hoch, krallte wieder nach dem Telefonbuch, riß es erneut zu Boden, nahm es ins Maul und rannte damit aus der Küche. Neugierig, was der Hund als nächstes tun würde, folgte Travis ihm und fand ihn, immer noch mit dem Telefonbuch im Maul, an der Haustür wartend.
    »Was nun?« Einstein legte eine Pfote auf die Tür.
    »Du willst hinaus?« Der Hund winselte. Das Telefonbuch, das er im Maul hielt, dämpfte den Ton.
    »Was willst du dort draußen mit dem Telefonbuch? Es wohl vergraben wie einen Knochen? Was ist los?« Obwohl er auf keine seiner Fragen Antwort erhielt, öffnete Travis die Tür und ließ den Retriever hinaus ins goldene Licht der Spätnachmittagssonne. Einstein hetzte geradenwegs zum Pick-up, der in der Einfahrt stand. Er blieb an der Beifahrertür stehen und sah sich mit einem Ausdruck um, den man als Ungeduld deuten könnte. Travis ging zum Wagen und blickte zum Retriever hinunter. Er seufzte.
    »Ich habe den Verdacht, du möchtest irgendwohin, und ich habe außerdem den Verdacht, du denkst dabei nicht ans Büro der Telefongesellschaft.«
    Einstein ließ das Telefonbuch fallen, richtete sich auf, legte die Vorderpfote gegen die Wagentür und sah Travis über die Schulter an. Er bellte.
    »Du möchtest, daß ich Miss Devons Adresse heraussuche und hinfahre. Ist es das?« Ein Wuff.
    »Tut mir leid«, sagte Travis.
    »Ich weiß, sie hat dir gefallen, aber ich bin wirklich nicht auf der Suche nach einer Frau. Außerdem ist sie nicht mein Typ. Das hab' ich dir bereits gesagt. Und ich bin auch nicht ihr Typ. Tatsächlich habe ich das Gefühl, daß niemand ihr Typ ist.« Der Hund bellte.
    »Nein.« Der Hund ließ sich wieder auf alle viere fallen, rannte zu Travis und packte wieder eins der Hosenbeine seiner Jeans.
    »Nein«, sagte Travis, griff hinunter und packte Einstein am Halsband.
    »Es hat keinen Sinn, wenn du meine Hosen zerfetzt. Ich werde nicht fahren.« Einstein ließ los, entwand sich seinem Griff und rannte zu dem langen Beet mit blühenden Vergißmeinnicht, wo er wütend zu graben anfing und dabei zerfetzte Blumen hinter sich auf den Rasen schleuderte.
    »Was soll das denn jetzt, um Gottes willen?« Der Hund fuhr fort, eifrig zu graben, arbeitete sich durch das Beet, vor und zurück, offenbar darauf erpicht, es völlig zu zerstören.
    »He, hör auf damit!« Travis wollte den Hund einfangen. Einstein floh ans andere Ende des Vorgartens und fing dort an, ein Loch in den Rasen zu graben. Travis rannte ihm nach. Einstein entkam in eine andere Ecke des Rasens, wo er wieder Gras auszureißen begann, dann ging's zum Vogelbad, das er zu unterminieren suchte, schließlich zurück zu den Vergißmeinnicht. Außerstande, den Retriever zu fangen, blieb Travis schließlich nach Atem ringend stehen und schrie:
    »Genug!« Einstein hörte auf zu graben und hob den Kopf. Vergißmeinnichtreste hingen ihm aus dem Maul.
    »Wir fahren«, sagte Travis. Einstein ließ die Blumen fallen, verließ das ruinierte Beet und kam auf den Rasen - blieb aber äußerst wachsam.

    »Keine Tricks«, versprach Travis.
    »Wenn es dir so viel bedeutet, dann werden wir die Frau aufsuchen. Wenn ich nur wüßte, was ich ihr sagen werde.«
    Den Teller mit ihrem Abendessen in der einen Hand, eine Flasche Evian in der anderen, ging Nora durch den Flur im Erdgeschoß. Daß in allen Zimmern Licht brannte, empfand sie als beruhigend. Im Obergeschoß angelangt, drückte sie mit dem Ellbogen den Schalter für die Korridorbeleuchtung. Sie würde nächstens eine Menge Glühbirnen bestellen, weil sie vorhatte, in Zukunft Tag und Nacht alle Lichter brennen

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