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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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durch das fast leere Haus fort. Das Haus gehörte ihm jetzt seit zwei Jahren, aber er hatte es nicht zur Gänze eingerichtet. Das Speisezimmer und zwei der drei Schlafzimmer enthielten überhaupt kein Mobiliar, nur billige Gardinen, damit man nicht hineinsehen konnte. Vince betrachtete das Reihenhaus als eine Zwischenstation, als provisorische Unterkunft, von der aus er eines Tages in ein Haus am Strand in Rincon ziehen würde, der wegen des Wellengangs und seiner Surfer berühmt war und wo die weite, wogende See alles andere in den Schatten stellte. Daß er seine augenblickliche Behausung nicht möbliert hatte, hatte nichts mit deren provisorischem Status zu tun. Er mochte einfach kahle, weiße Wände, saubere Betonböden und leere Zimmer. Wenn er einmal sein Traumhaus kaufte, beabsichtigte Vince, in jedem der großen Räume an Boden und Wänden glänzendweiße Keramikfliesen anbringen zu lassen. In diesem Haus würde es kein Holz und weder Stein noch Ziegel geben, auch keine strukturierten Oberflächen, um die visuelle >Wärme< zu liefern, die anderen Leuten anscheinend so wichtig war. Das Mobiliar würde nach seinen Plänen angefertigt werden, glänzend-weiß lackiert und mit weißer Vinylpolsterung. Die einzige Unterbrechung all dieser glänzend-weißen Flächen würde nötigenfalls Glas und auf Hochglanz polierter Stahl sein. Solcherart eingekapselt, würde er zum erstenmal im Leben das Gefühl haben, zu Hause zu sein und in Frieden leben zu können. Nachdem er seinen Koffer ausgepackt hatte, ging er hinunter in die Küche, um sich das Mittagessen zuzubereiten. Thunfisch. Drei hartgekochte Eier. Ein halbes Dutzend Roggenkekse. Zwei Äpfel und eine Orange. Eine Flasche Zitronenlimonade. In der Küche gab es in der Ecke einen kleinen Tisch und einen Stuhl, aber er aß oben im spärlich möblierten Schlafzimmer. Er saß auf einem Stuhl am Fenster, das nach Westen ging. Der Ozean war nur einen Häuserblock entfernt, begann auf der anderen Seite der Küstenstraße, jenseits des breiten öffentlichen Badestrands, und vom Obergeschoß aus konnte er das Rollen der Brandung sehen.
    Der Himmel war teilweise bewölkt, also bedeckte ein Muster aus Licht und Schatten die See. Das sah an manchen Stellen aus wie geschmolzenes Chrom, an anderen hätte es auch eine wallende Masse aus dunklem Blut sein können. Der Tag war warm, dabei wirkte er seltsam kalt und winterlich. Wenn er auf den Ozean hinausstarrte, hatte er stets das Gefühl, das Wallen des Blutes in seinen Venen und Arterien sei in vollkommener Harmonie mit dem Rhythmus der Gezeiten. Als er fertiggegessen hatte, saß er eine Weile da, im Gleichklang mit der See, etwas vor sich hinsummend und schaute durch sein verschwommenes Spiegelbild im Glas hindurch, als spähte er durch die Wand eines Aquariums, und dabei fühlte er sich im Ozean treiben, weit unter den Wellen, in einer sauberen, kühlen, endlosen Welt des Schweigens. Im späteren Verlauf des Nachmittags fuhr er mit seinem Lieferwagen nach Irvine und machte dort die Banodyne Laboratories ausfindig. Banodyne erhob sich vor der Silhouette der Santa-Ana-Berge. Die Firma hatte zwei Komplexe auf einem Areal stehen, das für eine so teure Gegend überraschend groß war: ein L-förmiges, zweistöckiges Gebäude und einen größeren, V-förmigen, einstöckigen Bau mit nur wenigen schmalen Fenstern, die ihn wie eine Festung aussehen ließen. Beide hatten moderne Linienführung, ein auffälliges Nebeneinander von Ebenen und sinnlichen Kurven, in dunkelgrünen und grauen Marmor gefaßt, alles recht attraktiv. Die Gebäude, umgeben von einem Parkplatz für Angestellte und einer riesigen gepflegten, von einigen Palmen und Korallenbäumen beschatteten Rasenfläche, waren in Wahrheit wesentlich größer, als es den Anschein hatte, denn das weite Flachland verzerrte den Maßstab. Das Feuer war auf den V-förmigen Bau beschränkt geblieben, der die Labors beherbergte. Das einzige, was auf die Zerstörung hinwies, waren ein paar zerbrochene Scheiben und Rußflecken am Marmor über den schmalen Fensteröffnungen. Das Gelände war weder von einem Zaun noch einer Mauer umgeben, und Vince hätte, wenn er das gewollt hätte, es einfach betreten können, obwohl es an der dreispurigen Zufahrt ein einfaches Tor und ein Wächterhäuschen gab. Die Pistole, die der Wachmann am Gürtel trug, und der abweisende Charakter des Gebäudes, in dem sich die Forschungslabors befanden, ließen darauf schließen, daß das Gelände elektronisch

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