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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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machen.«
    »Du solltest auch die Veterinärbehörde des Bezirks etwas unter die Lupe nehmen, um zu sehen, ob bei denen irgendwelche Anzeigen über ungewöhnliche Angriffe von Kojoten, Pumas oder anderen Raubtieren eingegangen sind. Und nicht nur Angriffe auf Menschen, sondern auch auf Vieh - Kühe, Schafe. Es könnte sogar irgendeine Gemeinde, vielleicht am östlichen Rand des Bezirks, geben, wo eine Menge Haustiere verschwinden oder von irgendwelchen wilden Tieren zerrissen worden sind. Wenn du auf so etwas stößt, möchte ich das auch wissen.« Johnny grinste und sagte:
    »Du bist wohl einem Werwolf auf der Spur?« Das sollte ein Witz sein; er rechnete weder mit einer Antwort, noch wollte er eine hören. Er hatte nicht gefragt, wes halb diese Information benötigt wurde, und er würde nie fragen, weil Leute, die in diesem Geschäft tätig waren, ihre Nase nicht in die Angelegenheiten anderer Leute steckten. Neugierig mochte Johnny sein, aber Vince wußte, daß der Draht nie seiner Neugierde nachgeben würde. Vince beunruhigte auch nicht so sehr die Frage, sondern das sie begleitende Grinsen. Das grüne Licht der Computerschirme spiegelte sich in Johnnys Augen, im Speichel auf seinen Zähnen und in geringerem Maße auch in seinem drahtigen kupferfarbenen Haar. So häßlich er von Natur war - das gespenstische Licht ließ ihn wie eine wieder zum Leben erweckte Leiche in einem Romero-Film erscheinen.
    Vince sagte:
    »Und noch was: Ich muß wissen, ob irgendeine Polizeibehörde im Bezirk in aller Stille nach einem Golden Retriever sucht.«
    »Einem Hund?«
    »Ja.«

    »Die Bullen suchen gewöhnlich keine verlorengegangenen  Hunde.«

    »Ich weiß«, sagte Vince.

    »Hat der Hund einen Namen?«

    »Kein Name.«

    »Ich werde nachsehen. Noch etwas?«

    »Das ist alles. Wann hast du alles beisammen?«

    »Ich ruf' dich morgen früh an.«
    Vince nickte.
    »Es wird drauf ankommen, was du ausfindig  machst, ob ich dich vielleicht brauche, damit du diese Dinge Tag für Tag weiterverfolgst.«

    »Kinderspiel«, sagte Johnny, machte eine Dreihundertsechzig-Grad-Drehung in seinem schwarzen Ledersessel und sprang dann grinsend auf.
    »So, und jetzt werd' ich Samantha vögeln. He! Willst du mitmachen? Zwei Hengste wie wir wenn wir uns die Kleine gleichzeitig vornehmen, bis das Miststück nur noch ein Haufen Sülze ist, fleht sie um Gnade. Wie wär's?«
    Vince war für die gespenstische grüne Beleuchtung dankbar, weil sie verbarg, daß er bleich wurde wie ein Gespenst. Die Vorstellung, es mit dieser infizierten Schlampe zu treiben, dieser verseuchten Hure, diesem durch und durch verfaulten Drecksstück, reichte aus, in ihm Übelkeit zu erzeugen.
    »Ich habe eine Verabredung, die ich einhalten muß«, sagte er.

    »Schade«, sagte Johnny. Vince zwang sich zu sagen:
    »War' richtig ein Spaß gewesen.«

    »Vielleicht nächstesmal.«
    Allein die Vorstellung, daß sie alle drei... nun, Vince fühlte sich unrein. Ein überwältigender Drang nach einer dampfend-heißen Dusche überkam ihn.
    Es war Sonntagabend, Travis war von dem langen Tag in Solvang angenehm müde und dachte, er werde in dem Augenblick einschlafen, da er den Kopf auf das Kissen legte. Doch es war nicht so. Er konnte einfach nicht aufhören, über Nora Devon nachzudenken. Die grauen Augen mit den grünen Lichtern. Das glänzendschwarze Haar. Die feine schlanke Linie des Halses. Der wohltuende Klang ihres Lachens und die Art und Weise, wie sich beim Lächeln ihre Mundwinkel verzogen. Einstein lag auf dem Boden, im fahlsilbernen Licht, das durchs Fenster drang und nur einen kleinen Teil des ansonsten im Dunkel liegenden Zimmers schwach erhellte. Nachdem Travis sich eine Stunde lang im Bett herumgewälzt hatte, sprang der Hund schließlich zu ihm aufs Bett und legte seinen breiten Kopf und seine Vorderpfoten auf Travis' Brust.
    »Sie ist so süß, Einstein. Ich habe noch selten jemanden kennengelernt, der so sanft und so süß ist.« Der Hund blieb stumm.
    »Und klug ist sie. Sie hat einen scharfen Verstand, schärfer, als ihr bewußt ist. Sie sieht Dinge, die ich nicht sehe. Sie hat eine Art, Dinge zu beschreiben, die diese frisch und neu erscheinen lassen. Die ganze Welt kommt mir frisch und neu vor, wenn ich sie mit ihren Augen sehe.« Obwohl Einstein ruhig und stumm dalag, war er nicht eingeschlafen. Er war äußerst wachsam.
    »Wenn man daran denkt, daß all die Lebenskraft, all die Intelligenz und Liebe zum Leben dreißig Jahre lang unterdrückt worden sind,

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