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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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in etwas Weiches, Schlüpfriges trat und fast hinfiel. Es roch nicht nach Pferdekot, aber es mußte ein Haufen sein, den Goodheart hierher gesetzt hatte, als sie ihn gestern abend herausholte. Sie kam sich dumm und ungeschickt vor. Sie knipste die Taschenlampe an, richtete den Lichtstrahl auf den Boden und entdeckte statt Pferdekot die Überreste einer total verstümmelten Katze. Tracy ließ vor Ekel zischend die Luft zwischen den Zähnen entweichen und schaltete sofort die Taschenlampe wieder aus. In der Nachbarschaft wimmelt es von Katzen, vor allem weil sie nützlich waren, die Mäusebevölkerung rings um die Stallungen in Grenzen zu halten. Von den Hügeln und Canyons im Osten kamen regelmäßig Kojoten auf der Suche nach Beute herein. Obwohl Katzen schnell waren, waren Kojoten manchmal schneller. Also war Tracys erster Gedanke, ein Kojote habe sich unter dem Zaun durchgegraben oder sei über ihn gesprungen und habe diese unglückliche Katze erwischt, die vermutlich auf der Jagd nach Nagern gewesen war, Aber ein Kojote hätte die Katze sofort verzehrt und nicht viel mehr als ein Stück vom Schweif und ein oder zwei Fetzen Fell hinterlassen, denn Kojoten waren mehr Gourmands als Gourmets und hatten einen mörderischen Appetit. Oder er hätte die Katze weggeschleppt, um sie anderswo in Muße zu verspeisen. Diese Katze hingegen war nicht einmal zur Hälfte aufgefressen, nur in Stücke gerissen, so als hätte sie etwas oder jemand nur aus dem krankhaften Vergnügen heraus getötet, sie entzweizureißen ... Tracy schauderte. Und erinnerte sich an die Gerüchte, die über den Zoo im Umlauf waren. In dem kleinen Tierpark von Irvine Park, nur ein paar Kilometer entfernt von hier, hatte jemand allem Anschein nach vor zwei Tagen ein paar Käfigtiere getötet. Vandalen im Drogenrausch. Vertierte Menschen, die um des Nervenkitzels wegen getötet hatten. Die Geschichte war nur ein heißes Gerücht, niemand konnte sie bestätigen. Aber es gab Hinweise, daß sie der Wahrheit entsprach. Ein paar Kinder waren gestern nach der Schule mit den Rädern zum Park gefahren, hatten dort zwar keine verstümmelten Kadaver gesehen, aber sie berichteten, daß allem Anschein nach weniger Tiere als gewöhnlich in den Gehegen wären, und das Shetlandpony sei eindeutig nicht mehr dasselbe. Die Tierwärter waren nicht besonders mitteilsam gewesen. Tracy fragte sich, ob es irgendwelche Geistesgestörte gebe, die in Orange Park Acres herumstrichen und Katzen und andere Haustiere töteten -eine Vorstellung, die ihr unheimlich war und bei der ihr fast übel wurde. Plötzlich kam ihr der Gedanke, daß Menschen, die so abartig waren, rein zum Spaß Katzen abzuschlachten, auch genügend verdreht sein würden, daran Spaß zu finden, Pferde zu töten.
    Beim Gedanken an Goodheart, der hier draußen ganz allein in seinem Stall stand, durchzuckte sie Furcht wie ein stechender Schmerz. Einen Augenblick war sie unfähig, sich zu bewegen.
    Rings um sie schien die Nacht jetzt noch lautloser als bisher.
    Sie war lautloser. Die Grillen hatten aufgehört zu zirpen. Auch die Frösche hatten ihr Quaken eingestellt.
    Die Wolken-Galeonen schienen am Himmel Anker gesetzt zu haben, und im eisfahlen Schein des Mondes schien die Nacht gefroren zu sein.
    Etwas bewegte sich im Buschwerk.
    Der Großteil des riesigen Grundstücks war von Rasen bedeckt, aber es gab ein gutes Dutzend Bäume, in geschmackvollen Gruppen angeordnet, hauptsächlich Indianerlorbeer, Jacarandas und ein paar Korallenbäume, außerdem Azaleenbeete, Fliederbüsche und Geißblatt.
    Tracy vernahm ganz deutlich das Rascheln in den Büschen, wie sich etwas unsanft und schnell durch sie hindurcharbeitete. Aber als sie die Taschenlampe anknipste und den Lichtkegel über die Pflanzung wandern ließ, konnte sie nichts sehen.
    Die Nacht war wieder verstummt. Zum Schweigen gebracht. In Erwartung von etwas.
    Sie überlegte, ob sie zum Haus zurückkehren, ihren Vater wecken und ihn bitten sollte, nachzusehen. Oder besser zu Bett zu gehen, bis morgen zu warten und dann die Lage selbst zu erkunden. Wenn nun das im Busch nur ein Kojote war? In diesem Fall war sie nicht in Gefahr. Ein hungriger Kojote würde zwar ein sehr kleines Kind angreifen, aber vor jemandem von Tracys Größe die Flucht ergreifen. Außerdem war sie jetzt zu sehr in Sorge um ihren edlen Goodheart, um noch mehr Zeit zu vergeuden. Sie mußte sicher sein, daß dem Pferd nichts fehlte.
    Sie benutzte jetzt ihre Taschenlampe, um etwaigen weiteren

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