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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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durchs Zimmer und aus dem Haus, setzte ihm den Fuß aufs Hinterteil und gab ihm einen Tritt, so daß er teils strauchelte, teils flog, auf dem mit Laub übersäten Pfad zu Fall kam.
    Ein paar Augenblicke lang blieb Yarm benommen liegen, dann rappelte er sich hoch und ging mit Geschrei auf Taguiloa los. Taguiloa verpaßte ihm einige saftige Ohrfeigen, trat ihm mit einem Beinstoß, vergleichbar mit einem Sichelschnitt, die Füße weg, griff sich seinen Arm, hielt ihn in fester Umklammerung, führte Yarm den Pfad hinab und stieß ihn auf die Straße. Er blickte Yarm nach, wie er davonschlurfte, selbst der Rücken zeugte noch von stummen Drohungen, während er sich nicht traute, sich umzuwenden und sie in Worte zu fassen.
    »Er glaubt noch nicht, daß du's ernst meinst.«
    Taguiloa senkte den Blick. Neben ihm stand Jaril, sein Blondschopf leuchtete im Sonnenschein.
    »Ich habe das Gefühl, ich werde heute nacht Besuch erhalten.«
    »Hm-hm. Aber wir werden auch da sein. Yaril langweilt sich allmählich, sie sagt, ich hätte allen Spaß allein.«
    Taguiloa stand mitten in der Schlafkammer und schaute ringsum. Gerade war er damit fertig geworden, Yarms Sachen zu packen, es handelte sich um lauter schäbiges Zeug, der Bursche besaß tatsächlich keinen Funken Stolz. Schwarzdorn hat recht gehabt, dachte er, so wie sie immer recht hat. Yarm hatte einen wundervoll schlanken Körper, biegsam wie der Leib einer Seeschlange, und das Gesicht eines jungen Unsterblichen — die Weiber unter den Zuschauern pflegten bei seinem Anblick zu seufzen. Außerdem hatte er ein vorzügliches Zeitgefühl, er hatte schnell alles gelernt, was Taguiloa ihm beibrachte. Aber gleichzeitig war er ein verdorbener Querkopf, faul, weichlich, unehrlich in kleinen und auch größeren Dingen, außer wenn er ertappt zu werden fürchtete, und in bezug auf Taguiloas zeitliche Zuwendung und seine Aufmerksamkeit in einem Grad eifersüchtig, daß sein Betragen bald unerträglich geworden war; seine Eifersucht war nicht geschlechtlicher Natur — damit wäre leichter zurechtzukommen gewesen — , sondern irgendeiner anderen Art, die Taguiloa weder begreifen noch sich erklären konnte.
    Er empfand Erleichterung, während er die Bündel vors Haus stellte. Es war die Stätte, wo er ruhte, übte, meditierte. Voller Erinnerungen an seinen geliebten Lehrmeister war es, Erinnerungen an Frieden und Zufriedenheit nach der Unruhe seines zuvorigen Daseins auf der Straße. Gerontai hatte ihn weit mehr als artistische Fertigkeiten und Gauklerkünste gelehrt. Taguiloa hatte gehofft, es werde zwischen ihm und Yarm ein ganz ähnliches Verhältnis entstehen, wurde jedoch bald enttäuscht. Er hatte Yarm bei sich einziehen lassen, ohne das Glimmen des Abwägens in den schwarzen Augen zu sehen, eine gewollt kalte Berechnung, die auf Bosheit, Gehässigkeit sowie Gefallen am Kränken anderer Menschen beruhte, einem leidenschaftlichen Bedürfnis, zu besitzen und zu behalten. Feuer und Eis, und beides für seine Mitmenschen schwer zu ertragen. Taguiloa verweilte an der Tür, schabte sich den Rücken an der Kante des Türpfostens, fühlte sich zum erstenmal in den drei Jahren, in denen Yarm bei ihm gewohnt hatte, wieder gelöst und rein.
    Im Osten erklomm wie eine zackige Sichel der Wunde Mond den Himmel, sein unterer Zipfel schwebte knapp überm Tempeldach. Ich habe keine Lust, überlegte Taguiloa, die ganze Nacht hindurch hier zu stehen und wie ein
    Trottel die Mauer anzustieren. Negomas übernachtete bei Brann, um ihn brauchte er sich nicht zu sorgen. »Jaril!« rief Taguiloa.
    In der Höhe kreiste eine Eule, sie stieß Rufe aus, die fast wie Gelächter klangen, schwang sich herab, verwandelte sich vor Taguiloa in einen blonden Knaben. Im nächsten Augenblick schrie gellend ein Ziegenmelker, kam heruntergesaust und verwandelte sich in ein kleines silberblondes Mädchen. »Worum geht's?« Yarils Stimme war klar wie Quellwasser und zeichnete sich durch bemerkenswerten Wohlklang aus.
    Taguiloa vollführte eine Verbeugung. »Willkommen, Damasaör!«
    »Hm. Und?«
    Mit einem Gefühl, als stünde er vor dem Geist seiner Großtante, die Damasaör der ganzen Sippe war und in dem Rufe stand, grobschlächtiger zu sein als ein Temueng- Pimush, räusperte sich Taguiloa. »Ich will Bekannte besuchen und von deinem Bruder wissen, ob er mich begleiten möchte.«
    Yaril schnob (allerdings hatte Taguiloa von Jaril erfahren, daß seinesgleichen in Wirklichkeit nicht atmete und deswegen auch dazu

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