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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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vielfach als putziges kleines Vieh aufgenommen; aus einigen Schänken allerdings warf man sie hinaus, weil Gäste mit schwachem Magen es mitanzusehen sich weigerten, wie ein Tier aus den Trinkschalen von Menschen schlürfte, und andere Gäste, die das Halbäffchen netter fanden als jene empfindlichen Schänkenbesucher, feindeten sie an, man begann gemeinschaftlich die Möbel zu zerschlagen; sie besuchten auch ein Freudenhaus, Jaril zog eine Schmollmiene, und Yaril benahm sich plötzlich trotzig, als Taguiloa es ablehnte, sie mit nach oben zu nehmen, und das Paar verlegte sich darauf, die Freudenmädchen zu unterhalten, Jaril klatschte mit den Händen und tanzte, Yaril tanzte zugleich, eine kleine feingliedrige Gestalt, die mit der wunderbarsten Anmut schaukelte und sich neigte, deren goldbraunes Fell im Lampenschein glänzte. Der Lemur klimperte sogar auf einer in der Ecke abgestellten Laute eine schlichte Melodie. Nachdem Taguiloa sich wieder zu ihnen gesellt hatte, blieben sie noch für eine ganze Weile, aber schließlich zogen sie weiter, schauten einer Schlägerei mitten auf der Straße zu, warfen im Kreis etlicher Männer auf dem Bürgersteig Knochen, verloren und gewannen mit gleicher Begeisterung, alle drei genossen den Lärm und die Betriebsamkeit rundherum, die vorwiegend — laut, ja wüst, wie sie ablief — Verbotenem und Verwerflichem galt, doch es strotzte alles nur so von Lebendigkeit und war durchdrungen vom Pulsschlag des Lebens. Ab und zu gab es Taguiloa einen Ruck, wenn er in Jarils eifrige Knabenmiene blickte, aber dann sagte er sich: siebenhundert Jahre, Tungjiis Titten und Gemächt!, und verdrängte jede Befürchtung, den Buben womöglich zu verderben.
    Einige Zeit nach Mitternacht übergoß er sich den Kopf mit Eiswasser, spähte aus verquollenen Augen in die Runde, rief die Kinder zu sich und machte sich mit ihnen durch die schmalen Sträßchen auf den Rückweg ins Künstlerviertel.
    Das Laternenlicht, das Lärmen, die Wärme und das Wohlgefühl blieben im Vergnügungsviertel zurück, und es schauderte Taguiloa, infolge der feuchten Haare fror er stärker, als das Wasser zu seiner Ernüchterung beitrug. »Den letzten Krug hätte ich nicht mehr trinken sollen.«
    »Stimmt.« Jaril schüttelte sich wie ein zottiger nasser Hund. Der Yaril-Lemur sprang ihm von der Schulter, leuchtete auf und wurde zu einer großen Eule, die sich steil in die Luft erhob. »Yaril wird darauf achten, was sich hinter unserm Rücken zuträgt.«
    »Verfolgt uns jemand?«
    »Bislang nicht. Wahrscheinlich wartet man auf uns. Erzähl mir was über Hammerfaust! Was macht ihn bang?«
    »Wenig. Hängen. Temuengische Folterer. Drachen. Er schwört, man werde ihn niemals hängen, um ihn zu kriegen, müßten die Vollstrecker ihn töten.« Die eigenen Schritte hallten in Taguiloas Ohren wie das Dröhnen eines Gongs. Jarils Füße erzeugten gar kein Geräusch. »Er ist gerissen, er weiß immer ganz genau, wann er sich zurückhalten muß, er befehligt Banden von Schmugglern, Beutelschneidern und Schlägern, ich weiß nicht, was noch alles.«
    »Und er ist der Meinung, mit dir wird er jederzeit fertig, daß 'n bißchen Schmerz und Furcht genügen, und du tust, was er will?«
    »Jawohl. Und ich wäre auch dieser Meinung, hätte ich nicht euch Wandelkinder. Warum hätte ich mich sonst so lange mit Yarm herumgeärgert?«
    »Und er fürchtet sich vor Drachen?«
    »Vor ein paar Jahren, so ist mir erzählt worden, hat Hammerfaust sich von 'nem Seher die Gada-Stäbchen lesen lassen. Der Mann hat ihm geraten, sich vor dem Feuer von Drachen zu hüten.«
    »Aha. Na, vielleicht können Yaril und ich diese Weissagung wahrmachen.« Jarils Erscheinung verschwamm, und eine Eule, die der Yaril-Eule aufs Haar zu gleichen schien, schwang sich empor, vermied es nur knapp, sich in den Ästen eines Granatapfelbaums zu verfangen, der über eine Mauer wuchs.
    Taguiloa stand da und blinzelte ihm nach. »Daran werde ich mich nie gewöhnen.« Während er weiter durch die schmale Straße latschte, fragte er sich, was in das Wandelkind gefahren sein mochte. Auf jeden Fall zuviel Wein. Er überlegte und fühlte sich verwirrter als zuvor. Die beiden hatten keine Eingeweide wie gewöhnliche Menschen, man sah es ja, wenn sie zu Lichtern wurden. Dennoch hatte Jaril, während er den ganzen Abend lang mit Taguiloa herumgezogen war, Geschmack am Wein gefunden und war davon in erheblich gehobene Stimmung versetzt worden, irgendwie hatte das Trinken also seine Wirkung

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